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Rückblick: Die Geschichte der Dortmunderin Elisabeth Wilms

Rückblick: Die Geschichte der Dortmunderin Elisabeth Wilms published on Keine Kommentare zu Rückblick: Die Geschichte der Dortmunderin Elisabeth Wilms

von Frau Fuchs

Der Dortmunder Dokumentarfilmemacherin Elisabeth Wilms (1905-1981) verdanken wir – als junge Generation – es, auch nur ein vages Gefühl dafür zu bekommen, wie das alltägliche (Über-) Leben der Menschen nach dem Krieg ausgesehen hat. In Trümmern und Schutt schufen sie sich imaginäre Wege, um sich überhaupt in diesem Chaos zu orientieren. Zerfranste Betonplatten, herausragende Stahlstreben, halbeingefallene Dachstühle; das sind die Orte, an denen die wenigen Überlebenden weiterhin leben und ihren Alltag bestreiten. Bescheiden kann man es nicht nennen. Eher jämmerlich. Diese Bilder berühren und rütteln auf. Eine Frau klettert über Bruchstücke ehemaliger Häuserwände hinab in ihre Behausung: Ein Kellerloch, indem ihre Kinder hungrig auf sie warten. Ihr kleiner Sohn zieht sich die durchlöcherten Strümpfe an. Der entkräftete Vater liegt im Bett, welches er sich mit seiner siebenköpfigen Familie teilt. Einer seiner Söhne muss ihn morgens zur Arbeit im Wachdienst begleiten, weil er zu schwach ist, um allein auf den Beinen zu stehen. Die tristen Augen in seinem eingefallenen Gesicht lassen nur erahnen, welche schlimmen Dinge er im Kriegsdienst gesehen haben muss. Ein mulmiges Gefühl macht sich breit. Mehrere Einzelschicksale der Nachkriegszeit des zerstörten Dortmund hält Elisabeth Wilms mit ihrer Kamera fest und ich denke daran, welchen KOMFORT wir heute genießen dürfen. Schon allein ein eigenes Bett zu haben und nicht frieren zu müssen. Elisabeth Wilms 2 Quelle frauenruhrgeschichte

Elisabeth Wilms Quelle frauenruhrgeschichte.de

Eine mutige Frau, diese Elisabeth Wilms. Doch woher nimmt sie das Equipment und die innere Kraft um überhaupt solche Aufnahmen zu produzieren? Als Ehefrau eines im alten Dortmund sehr erfolgreichen Bäckermeisters steht die willensstarke Frau bereits zu Vorkriegszeiten nicht hinter der Ladentheke und verkauft Brotlaibe, nein, stattdessen filmt sie lieber und hält ihre subjektiven Eindrücke fest, die uns heute imponieren, zeigen sie ein ganz anderes, durch die Bomben im Krieg verloren gegangenes Gesicht der Stadt Dortmund. Elisabeth Wilms nutzt ihre privilegierte Chance des durch ihre Ehe mit dem Bäckermeister finanziell abgesicherten Lebens und realisiert ihre Filmprojekte, die wichtige Zeugnisse einer Zeit darstellen, in der alles anders war.
Im Kontrast dazu stehen ihre Auftragsarbeiten: Werbefilme für das Bäckerunternehmen und die Stadt. Während ich die Nachkriegsaufnahmen schaue, die in Anbetracht des inszenierten Wohlstandes dieser Werbefilme fast schon grotesk wirken, empfinde ich ein sehnsüchtiges Gefühl nach Zufriedenheit. Elisabeth Wilms schafft einen Raum der Besinnung. Eine oftmals fremde Empfindung in einer nach steter Optimierung strebenden Wohlstandsgesellschaft.

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