Ich durfte für Feminismus im Pott beim diesjährigen Internationalen Frauenfilmfestival dabei sein und freue mich, euch von all den inspirierenden Filmen und Geschichten zu erzählen.
Bereits zum 35. Mal standen die teilnehmenden Kinos und Veranstaltungsorte in Köln und Dortmund ganz im Zeichen filmschaffender Frauen und weiblicher und queerer Perspektiven auf gesellschaftliche, soziale und politische Realitäten und Probleme.
Ich möchte gerne von dem Publikumsliebling des Festivals berichten – der Dokumentationsfilm „A Woman Captured“, eine deutsch-ungarische Co-Produktion der Regisseurin Bernadett Tuza Ritter.
Der Film „feierte im Rahmen des Festivals seine NRW-Premiere, nachdem er bereits u.a. den ungarischen Filmpreis und den Großen Preis der Stadt Wiesbaden erhalten hat. Die Regisseurin war selbst im „Odeon“ in der Südstadt vor Ort und berichtete im Anschluss über die Entstehung des Films.
Die Sichtbarmachung ansonsten gesichtsloser Hausangestellten ist mir in den letzten Jahren mehrfach in Film und Buch begegnet (z.B. im Kurzfilm „Loin du 16ème“ des brasilianischen Regisseurs Walter Salles und dem Roman „Dann schlaf auch Du“ der französischen Autorin Leila Slimani). Dieser Dokumentationsfilm sprengt aber jeglichen Rahmen des mir Bekannten und schafft eine neue Dimension, denn die Geschichte der Protagonistin Marish geht weit über ausbeuterische Arbeitsverhältnisse hinaus und erzählt von Sklavenhaltung mitten in Europa.
Der Film Hjärtet [The Heart] der schwedischen Regisseurin Fanni Metelius zeigt uns eine weibliche Perspektive auf Liebe und Sex und fragt, wie wir Beziehungen heute und in Zeiten digitaler Vernetzung leben wollen.
Oberflächlich betrachtet schien mir die Geschichte von Mika und ihrem Freund Tesfay schon viel zu oft erzählt worden zu sein. Mädchen trifft Junge, nach etwas hin und her werden sie ein Paar und leben zusammen, es kommt zu Problemen und dann zur Trennung.
Die Geschichte der beiden ist aber viel mehr und repräsentiert eine Generation junger Frauen, deren Mütter immer eine größere Verantwortung für häusliche Aufgaben und Kindererziehung hatten und deren Vorstellung von einem selbstbestimmten (Beziehungs)-Leben von Lil’Kim und Sex and the City mitgeprägt wurde. So sagt uns Mika ganz zu Beginn des Films, Freiheit spiele für sie eine große Rolle.
Im Rahmen des INTERNATIONALEN FRAUENFILMFESTIVALS diskutierten Grit Lemke, Autorin und Kuratorin des DOK Leipzig, Katja Rivas Pinzon, Kamerafrau und Mit-Initiatorin der Webseite Cinetmatographersxx Germany, und Simone Stewens, Geschäftsführerin der ifs Köln, unter Moderation von Silke Johanna Räbiger die Fortschritte und Strategien der Gendergerechtigkeit in der Filmbranche.
"Some Like it Equal" – Panel-Diskussion zum Thema Gendergerechtigkeit in der Filmbranche
Wenn es um weibliche Rollenvorbilder in den Medien geht, beißt sich auch aktuell noch die Katze in den Schwanz: Es fehlen in allen Bereichen die Frauen, die Vorbilder sein können, um Mädchen zu ermutigen, sich traditionell männlich dominierte Berufsgruppen zu erschließen. Die stille Buddy-Quote der Männer und das allgegenwärtige Problem der Vereinbarkeit von Beruf und Familie – auch dies noch immer vornehmlich eine Hürde eher für Frauen als für Männer – tun ihr Übriges, um heranwachsende Vorbilder wiederum zu begrenzen.
Das Festival findet vom 24.-29.04.2018 überwiegend in Köln statt. Eine Auswahl an Filmen wird aber auch in Dortmund im Kino im U gezeigt.
Auch in diesem Jahr finden wieder mehrere Wettbewerbe statt:
1.Internationaler Debüt-Spielfilmwettbewerb
2.Nationaler Wettbewerb für Bildgestalterinnen
3.Publikumspreis
Die Tickets für Einzelvorstellungen kosten 8/7 (ermäßigt) Euro, eine Sechserkarte 35-30 Euro und wenn ihr überall dabei sein wollt, zahlt ihr für den Festivalpass 70/50 Euro
Die Festivalorte in Köln: Filmforum, Odeon, Filmpalette, Aula-Khm, Altes Pfandhaus.
Neben den regulären Filmvorführungen wird es eine Lange Filmnacht, ein extra Programm für Jugendliche, eine Comiclesung, verschiedene Diskussionen und Workshops und eine Kombination aus Film und Konzert geben. Seid gespannt!
Alle weiteren Infos findet ihr aber auch nochmal im Programmheft.
Gestern hat Laura ein Input zu unserem Umgang mit Antifeminismus bei der Veranstaltung “Wehret den Anfängen! Gegen Rechtspopulismus und Rückschritte in der Gleichstellung” in Dortmund gegeben. Die Veranstalter*innen möchten an diesem Abend ein Zeichen gegen Rechtspopulismus und Antifeminismus setzen. Zu den weiteren Gästen zählen Prof. Dr. Esther Lehnert, Professorin für soziale Arbeit an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin, Andreas Kemper, Publizist und Soziologe, Jutta Reiter, Vorsitzende DGB Dortmund, Prof. Dr. Katja Sabisch, Professur für Gender Studies, Ruhr-Universität Bochum, Chantal Louis, Journalistin der Zeitschrift EMMA und Dr. Kerstin Schiffner, Gemeindepfarrerin Ev. Elias-Kirchengemeinde im Dortmunder Westen.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation aus der Arbeitsgemeinschaft Dortmunder Frauenverbände, dem Gleichstellungsbüro der Stadt Dortmund und dem Evangelischen Bildungswerk Dortmund.
Heute werde ich euch einen Einblick in unsere Arbeit, unsere Selbstpositionierung und den Umgang mit Antifeminismus geben.
Das folgende Video, mit dem ich einsteigen möchte, gibt einen Einblick in die aktuelle Situation und stellt gleichzeitig eine Möglichkeit dar, wie mit Antifeminismus und Hate Speech umgegangen werden kann: Tarik Tesfu ist mit seinem YouTube Kanal „Tariks Genderkrise“, der jetzt unter seinem Namen zu finden ist, bekannt geworden. Man of color, schwul und Feminist. Eigenschaften, die unverständlicherweise bei einigen Menschen viel Hass auslösen können:
(Lieber Tarik, du hast ganz viel Applaus vom Publikum erhalten <3 Außer von der AfD. Die ist aufs Klo gegangen.)
So ein satirischer Umgang mit Hasskommentaren ist nicht selbstverständlich. Hate Speech kann verletzten, Angst machen und einschüchtern. Tarik ist es gelungen, obwohl er mit extremen antifeministischen Anfeindungen und Beleidigungen konfrontiert ist, diese und ihre Urheber*innen zu analysieren und eine Antwort zu erzeugen, die in ihrer Lockerheit und Distanz seine gelungene Auseinandersetzung dokumentiert. Dieser Umgang ist das Ergebnis eines Prozesses und muss nicht für jede Person eine geeignete Strategie darstellen. Auf weitere Strategien im Umgang mit Antifeminismus und Hate Speech möchte ich am Ende nochmal zu sprechen kommen, aber zuerst möchte ich unsere Arbeit vorstellen.
Feminismus im Pott ist ein Blogger*innenkollektiv aus dem Ruhrgebiet. Blogger*innen weil unsere Gruppe sich aus Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten zusammensetzt, d.h. Frauen, Männer und Menschen, die sich den Kategorien nicht zuordnen können oder wollen. Der Blog wurde 2014 mit der Intention gegründet, feministische und emanzipatorische Akteur*innen und Initiativen aus dem Ruhrgebiet vorzustellen, über Veranstaltungen zu informieren und eigene Gedanken zu feministischen Themen zu teilen. Wir haben in kurzer Zeit sehr viel Zuspruch erhalten und somit auch stark an Reichweite gewonnen, so dass der Grundgedanke etwas in den Hintergrund geraten ist. Mittlerweile hat sich unsere politische Arbeit auf verschiedene Social-Media-Kanäle, wie Facebook, Twitter und Instagram ausgeweitet, wir organisieren Veranstaltungen oder nehmen als Speaker*innen teil. Der Blog bietet weiterhin auch Außenstehenden die Möglichkeit, eigene Gedanken, Ideen und Kritik zu veröffentlichen. Wenn ihr also daran, interessiert seid, eigene Texte zu bloggen oder uns anderweitig zu unterstützen bzw. Teil der Gruppe zu werden, sprecht uns an oder schreibt uns eine E-Mail.