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Das Festival und ich.

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von Laura Chlebos

Unkontrollierte Eindrücke vom Internationalen Frauenfilmfestival 2017

Das Internationale Frauenfilmfestival 2017 hat in Dortmund begonnen und mich bereits verschlungen. „IN CONTROL… of the situation / Alles unter Kontrolle“, so lautet das diesjährige Motto. Nichts dergleichen fühle ich im Moment. Die geballte Frauenpower, die mir in Form von Film, Vorträgen und Performances entgegenschlägt, reißt mich in einen Strudel. Als dilettierende Journalistin und Filmredakteurin verliere ich hier schnell die Distanz zum gezeigten Gegenstand. Ich erkenne den revolutionären Moment eines Festivals, auf dem ausschließlich Filme von Frauen gezeigt werden – in einer männerdominierten Branche. Mich als Aktivistin interessiert mehr der transportierte Inhalt als die aufbereitete Form und doch lerne ich auch in diesem Bereich dazu und merke, meine Intuition und mein fachfremdes Wissen sind hier nicht fehl am Platz.

Das jährlich stattfindende Festival (abwechselnd in Dortmund und Köln) ist für mich Empowerment in seiner radikalsten Form. In kürzester Zeit lerne ich die Arbeiten verschiedener, mir vielleicht noch unbekannter Filmemacherinnen kennen, bekomme Einblicke in sonst unbeachtete Lebensrealitäten und einen Intensivkurs in Selbstreflexion.
Auch in diesem Jahr eile ich wieder vom Dortmunder U rüber zur Schauburg, wälze im Kartoffel-Lord das Programm oder nehme die U-Bahn Richtung Nordstadt zum sweetSixteen Kino und verpasse doch so viel. Ich fühle mich, wie in einer Blase: höchstkonzentriert, offen für Neues und ständig im Dialog mit Gegenstand und Innenwelt.

Mein bisheriges Highlight war die Dokumentation über die afghanische Rapperin Sonita. Eine mir nur aus Zeitungsartikeln bekannte und von Vorurteilen durchdrungene Welt wird gebrochen von einer 18-Jährigen Geflüchteten, die es gemeinsam mit ihren Allies schaffte, herrschenden Konventionen und globalen Ungerechtigkeiten zu trotzen und die heute ihrer Leidenschaft und ihrem großen Talent, dem Rap nachgeht. Die Dokumentation lief im Rahmen der Filmbildungsreihe und der Kinosaal war rappelvoll mit Schüler*innen. Jugendlicher Überschwang lag in der Luft, aber ich meine neben der altersabhängigen Coolness, die den Raum erfüllte, viele erstaunte und ermutigte Gesichter entdecken zu können. Die Zeit der Nachfragen an den Produzenten wurde ausgekostet und das Urteil gefällt: „Der Film war echt in Ordnung. Ging eigentlich“.

In meinem individuellen Programm begegne ich starken Protagonistinnen und ihren so unterschiedlichen Geschichten, verschiedene Stadien der familiären Auseinandersetzung, Missbrauch und eben immer dem Wunsch nach Autobiographie, das Bedürfnis nach weiblicher Subjektwerdung. Die Bilder treffen unerwartet tief, aber das ist nichts Schlechtes. Ganz im Gegenteil.

Auch wenn das Festival noch im vollen Gange ist, möchte ich mich bei den Veranstalter*innen für ihre Arbeit, ihr Engagement und die gelingende Organisation bereits jetzt bedanken. Das Festival gibt mir viel und ich hoffe, wir können euch etwas zurückgeben.

 

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