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Aus vollem Herzen Feministin*

Aus vollem Herzen Feministin* published on Keine Kommentare zu Aus vollem Herzen Feministin*

Unsere Antwort auf Saskia Albarus‘ Beitrag bei den Ruhrbaronen

von Feminismus im Pott

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Warum stoßen sich so viele Menschen an dem Begriff Feminismus? Warum kann die bloße Erwähnung direkt zu empörten, abwehrenden Reaktionen führen? Wer fühlt sich angegriffen und aus welchem Grund?

Die immer noch ablehnenden und oft auch aggressiven Reaktionen halten mir vor Augen, wie wichtig feministische Inhalte auch heute in dieser vermeintlich fortschrittlichen Gesellschaft sind. Denn wie schrecklich sind die Kommentare, die Anita Sarkeesian über sich ergehen lassen muss, weil sie vorhandene Rollenmodelle in Videospielen genau unter die Lupe nimmt und kritisiert, die ein einfältiges und sexistisches Bild von Frauen konstruieren und vermitteln! Warum lebe ich in einer Kultur (‚rape culture‘), die Frauen vermittelt eine Ware zu sein, die zu schützen gilt so gut es geht, was bedeutet, dass sie Nachts nicht allein, wenn doch nur mit Pfefferspray bewaffnet und in keinem Fall im Minirock unterwegs sein dürfen!

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Feministin zu sein und sich auch so zu nennen, tut nicht weh. Ich habe auch nicht das Gefühl mich selber in eine Schublade zu stecken. Ich weiß, dass ich nicht nur diese eine Rolle bin – ich bin vielfältig. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass ich auf diese Rolle reduziert werde. Die Feministin vom Dienst. Die potenzielle Nachfolge Alice Schwarzers. Nein liebe Leute, auch ich bin mit Alice Schwarzers wilden und falschen Behauptungen nicht d’accord. Und ja, trotzdem sind wir beide Feministinnen, denn es gibt nicht nur einen Feminismus. Denn das macht Feminismen aus – Widersprüche, Konflikte, Fortschritte!

Mein Feminismus bedeutet für mich in einer Tradition von Menschen zu stehen, die ich für ihren Einsatz und Mut bewundere. Mit dem Begehren bestehende Machtverhältnisse zu verändern, haben sie für sich, mich und andere Menschen neue Freiheiten und Handlungsräumen geschaffen. Ihre unterschiedlichen Motivationen sich zusammenzuschließen, haben dazu geführt, dass auf Missstände aufmerksam gemacht wurde – und das auch innerhalb der Bewegung.

Ich bin froh über die unzähligen Strömungen, die unter dem Begriff Feminismus zu finden sind. Immer wieder entdecke ich neue, spannende Facetten, die ich adaptieren kann, aber wenn ich das nicht tue, werde ich sie wenigstens tolerieren, was auch bedeuten kann sie zu kritisieren. Meine Absicht ist es in einen Dialog zu treten und im besten Fall wird gemeinsam etwas Neues entstehen. Oder wir gehen auseinander und haben wenigstens miteinander gesprochen.

„Immer wieder, immer wieder…“

Die Beschäftigung mit feministischen Inhalten hat mich selbstbewusster gemacht und ich kann heute klarer meine Meinung äußern und was ganz wichtig ist – ich habe gelernt Nein zu sagen. Und das durch den Gedanken- und Gefühlsaustausch mit anderen Menschen innerhalb dieser heterogenen Bewegung, vorrangig mit Frauen. Ich frage mich, wie kommt ihr zu euren positiven Eigenschaften, wie Toleranz, Diskussionsbereitschaft, Kreativität und gesellschaftliches Engagement? Ich verdanke es einer politischen Strömung, die immer noch so viel Unmut hervorruft – zu Unrecht, behaupte ich!

Und was springt mir heute Morgen ins Auge? Saskia Albarus‘ Versuch deutlich zu machen, warum wir Feminismus nicht mehr brauchen. Nervig. Ihre Argumente sind nicht neu. Aber sie gibt sich sichtlich Mühe mit ihrer eigenen Biographie, ihren Vorlieben und Auszügen aus ihrer Partnerschaft aufzuzeigen, warum sie so eigenständig ist und dem Feminismus so abtrünnig. Dabei vergisst sie auch nicht nochmal kurz den Feministinnen der Vergangenheit dafür zu danken, warum sie Disneyfilme lieben und gleichzeitig Feminismus-Bashing betreiben kann. Eins vergisst sie leider – es gibt nicht den einen Feminismus. (Lilli Boheme)

Und das sagen meine Feministinnen-Freundinnen:


Fatima: „Wenn von Vielfalt unter Feminist*innen gesprochen wird, dann gilt es auch alle Feminist*innen egal welcher Herkunft oder Religion zu berücksichtigen. Daher lasse ich mir als Muslimin und Feministin nicht absprechen genauso ein Sprachrohr für diejenigen zu sein, über die leider zu oft gesprochen, die aber nicht in die Diskussion einbezogen werden. Mein Rat an dich und alle anderen: Bilde dir nicht eine Meinung über Muslim*innen bevor Du nicht selbst gehört und gesehen hast, was sie für die Feminismus-Community leisten (und das geht auch mit Kopftuch)!“

Rosine Wagemut: „Saskia Albarus, du schreibst, dass du dich mit dem Thema Feminismus beschäftigt hast, aber ich kann es leider in diesem Text nicht erkennen. Du fängst an davon zu schreiben, dass du dich gerne für alle Menschen dieser Welt einsetzen würdest, aber es leider nicht darfst weil der böse Feminismus bzw. die bösen Feministinnen dir das verbieten. Du scheinst nicht zu verstehen, dass sich die meisten Gesellschaften und Institutionen ständig nur für die Rechte der weißen, heterosexuellen Männer einsetzen! Aber in deinen Augen ist die Welt perfekt und die letzte Gruppe, die noch leidet sind weiße, heterosexuelle Männer. Deswegen kämpfst du für sie. Du schreibst davon, dass du ein Papa Kind bist und dass du dich gerne schminkst, außerdem erzählst du von deinen Lieblingsfilmen. Das ist ja alles sehr interessant (nicht), aber was hat das alles mit Feminismus zu tun? Guck doch was du willst und sei doch gern auf deinen Papa und deine Brüder und sonst wen stolz. Genauso ist es mit schminken, schmink dich, oder lass es sein. Und Glückwunsch, dass dein Freund dich trotzdem toll findet. Was du am Feminismus scheinbar nicht verstehst ist, dass es (meiner Meinung nach) genau darum geht: Selbstbestimmt über sein Leben zu entscheiden! Du schreibst, dass längst nicht alle Frauen lieblich, schwach und nett sind. Wer hat das denn jemals behauptet? Beim Feminismus geht es überhaupt nicht darum, Frauen als die besseren Menschen hinzustellen. Natürlich gibt es auch gemeine und gewalttätige Frauen, aber das bezweifelt niemand! An dieser Stelle ein sehr wichtiges Zitat, welches dir bestimmt schon mal über den Weg gelaufen wäre, wenn du dich mit Feminismus beschäftigt hättest: “Feminism is the radical notion that women are human beings.” ― Cheris Kramarae

Zum Schluss das Absurdeste: du sagst, dass du keinen menschenverachtenden Feminismus brauchst und da es nur „einen wahren Feminismus“ gibt, lehnt du ihn ab. Hier der finale Beweis, dass du nicht verstehst worum es geht! Meiner Meinung nach muss jede Person für sich selbst definieren, was Feminismus ist. Ich verstehe darunter ein Instrument, um mich mit anderen zu vernetzen, für Dinge zu kämpfen, die ich als wichtig ansehe und mich zu empowern! Feminismus“ <3<3

Anne Laine: „Saskia Albarus, werd‘ Feministin! Alles sträubt sich in mir, wenn ich lese, was du unter Feminismus verstehst. Du scheinst dich mit drei Errungenschaften der ersten und zweiten Welle der Frauenbewegung zu begnügen. Ehrlich gesagt reicht es mir nicht studieren, Hosen tragen und mein Kreuzchen machen zu dürfen, wenn ich auf der anderen Seite für die gleiche Arbeit 20 Prozent weniger verdiene, aufgrund einer möglichen Schwangerschaft in Einstellungsverfahren diskriminiert werde oder mich in einer Kultur bewege, in der Frauen als frei verfügbare Sexobjekte dargestellt werden, um nur ein paar Beispiele zu nennen, für die ich mich auch noch in Zukunft einsetzten möchte. Ich danke den vergangenen Frauenbewegungen auch dafür, dass ich ohne die Erlaubnis meines Mannes eine Wohnung mieten, ein Arbeitsverhältnis antreten und unverheiratet mit einem Mann ein Hotelzimmer mieten darf. Und außerdem habe ich noch die Wahl eine ungewollte Schwangerschaft abbrechen zu können. Ziemliche viele Fortschritte für Frauen, aber auch für Männer, das stimmt. Weiße heterosexuelle Männer gehören übrigens auch für mich zur Kategorie Mensch, Muggel (siehe Harry Potter) sind es jedenfalls nicht. Da wären wir auch schon beim nächsten Punkt: Kategorien (nicht Muggel). Über die Bildung bzw. Abschaffung von Kategorien herrscht im Feminismus keineswegs Einigkeit. Entgegen Vertreter*innen der dekonstruktivistischen Strömung im Feminismus, glaube ich nicht an die Bewältigung von Geschlechterungleichheiten oder -ungerechtigkeiten durch die Aufhebung von Kategorien. „Den“ Feminismus gibt es auch nicht, du schreibst es ja selbst am Ende deines Artikels. Die vielen Strömungen verfolgen zum Teil konträre Ansätze und sorgen so für eine Vielfalt an feministischen Perspektiven. Spannende Entwicklungen gibt es gerade in der dritten Welle der Frauenbewegung, der ich auch angehöre. Im Netzfeminismus engagiere ich mich mit einer Reihe von Netzaktiv*istinnen auf unserer Facebook Seite „Feminismus im Pott“ undauf unserem Blog. Wir sind ein Kollektiv von Blogger*innen (ja auch Männer), die rundum das Thema Feminismus schreiben. Hier wird es um Alltagsfeminismen und Alltagssexismus gehen. Außerdem stellen wir in unseren Pottraits spannende Personen aus der Region vor. Wir freuen uns über deinen Besuch!“


P.S.: Liebe Ruhrbarone bitte erklären sie uns, welche Relevanz eine sich übende Blogautorin von Frankfurt/Oder für das Ruhrgebiet hat – keine, oder?

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