von Käthe
Was kann eigentlich die Welt von Social Media für Feminismus bedeuten? Das ist eine sehr zentrale Frage. Und auch etwas, womit sich dieser Blog auseinandersetzt. Hier werden schließlich feministische Meinungen mit dem Wunsch veröffentlicht, Themen, die sonst weniger Beachtung in der Medienwelt finden, einen Raum bieten zu können. Ich, wie auch viele von euch wahrscheinlich auch, halte es dabei für selbstverständlich, dass unterschiedliche Meinungen und Diskussionen zu feministischen Themen eben im Internet, auf Blogs, bei Facebook oder bei Twitter besprochen werden. Aber die Frage, ob und wie wirksam diese Diskussionen im Netz sind und was sie eben für die offline-Realität bedeuten, ist eine, die ich auch nicht auf Anhieb für mich beantworten kann. Zum Nachdenken über bestimmte Aspekte des sogenannten Netzfeminismus hat mich letzten Samstag der Vortrag von Kathy Meßmer auf dem Frauenforum der Grünen NRW gebracht. Kathy ist eine der Mitinitiatorinnen von #aufschrei im Jahr 2013. Sie teilte in ihrem Vortrag ihre Bedeutung und auch Hoffnung, die sie in der Beziehung von Social Media und Feminismus erkennt.
„Wir sitzen auf Schultern von Ries_innen!“
Feminismus im Netz ist für Kathy eine Möglichkeit Kämpfe, Kritik und Meinungen anderer/früherer Feminist*innen fortzusetzen und stellt damit klar, dass der heutige Feminismus für sie nicht komplett losgelöst von feministischen Vorgänger*innen gelesen werden kann. Das heißt nicht, dass sich der Feminismus nicht verändert, sondern vielmehr, dass durch das Netz neue Partizipationsmöglichkeiten geboten werden und eben die Strategien des Feminismus durch das Netz erweitert werden können. Das hat meiner Meinung nach auch einen positiven Einfluss auf die Darstellung und Veröffentlichung der vielfältigen feministischen Haltungen. Denn feministischer Blog ist nicht gleich feministischer Blog. Mir macht es genau deshalb so viel Spaß, mich durch die unterschiedlichsten Blogs zu klicken und die vielen Perspektiven des Feminismus kennenzulernen.
Zivilcourage im Netz?!
Kathy stellte an dem Beispiel #aufschrei sehr eindrücklich vor, dass es aber neben positiven Partizipationsmöglichkeiten für Feminist*innen im Netz auch eine sehr negative Seite gibt. Sie und auch andere Frauen, die sich dem #aufschrei anschlossen und mutig etwas in der Medienöffentlichkeit platzierten, erhielten nämlich extreme Beleidigungen und Drohungen, für ihre veröffentlichten Erfahrungen von Alltagssexismus. Das ging soweit, dass die eigenen Mail- und Twitteraccounts lahmgelegt werden mussten, um sich selbst vor den Anfeindungen zu schützen. Kathy stellte daher die Frage, inwiefern eben Feminismus im Netz auch für eine Diskussion über das Miteinander und die Zivilcourage in der digitalen Welt sorgen kann. Wie kann ich mich verhalten, wenn ich beleidigt werde? Und wie kann ich helfen, wenn andere im Netz böse angegangen werden? Wie kann für eine bestimmte Umgangskultur sensibilisiert werden? Antworten hat Kathy darauf nicht, aber sie machte deutlich, wie wichtig dieses Thema gerade für feministische Meinungsäußerungen im Internet sein kann.
Ideen für eine feministische Netzkultur
Das Ziel von Feminismus in Social Media (beziehungsweise im Netz) ist für Kathy eindeutig: Es werden Gegenöffentlichkeiten geschaffen, die Meinungen und Debatten neu platzieren können. Mit fünf Partizipationsmöglichkeiten gab Kathy Ideen, wie dieses Ziel erreicht werden kann:
1. Die Speakerinnen-Liste (https://speakerinnen.org/) bietet eine Sammlung von Redner*innen, Referent*innen und Moderator*innen. Sie ist das Gegenargument zu Tagungen ohne Frauen* im Programm. Kathy empfiehlt hier Expert*innen zu melden, die noch fehlen oder sich selbst einzutragen. Mit jedem neuen Namen wird deutlicher, dass es für jedes Thema auch eine Expertin* gibt.
2. Feminismus funktioniert auch im Internet besonders gut, wenn gegenseitige Unterstützung vorhanden ist. Das heißt, wenn sich zum Beispiel auf Twitter Feminist*innen miteinander vernetzen, austauschen oder eben Tweets voneinander empfehlen, wird der Austausch größer und die Aufmerksamkeit der eigenen Themen wächst. Auch für den Fall negative Reaktionen im Internet zu erhalten, kann ein Netzwerk sehr hilfreich sein.
3. Die Vernetzung mit anderen kann sehr gut auch für Aktionen genutzt werden, die nicht nur online stattfinden müssen. Mit Aktionen können über das Netz hinaus weitere Menschen für Themen sensibilisiert werden, die sich nicht selbstverständlich im Internet aufhalten.
4. Diese ganzen Empfehlungen von Kathy führen dann eben zur Sichtbarkeit von feministischen Themen im Netz und darüber hinaus. Digitale Aufmerksamkeit für Themen kann auf die Aufmerksamkeit in der offline-Welt abfärben und anders herum.
5. Eigene Gedanken, Erfahrungen oder Meinungen für andere öffentlich zu machen und somit die feministische Vielfalt im Netz zu erweitern, ist ein weiterer Tipp von Kathy. Dabei weist sie darauf hin, dass das Schreiben über feministische Themen nicht immer leise zugehen kann. „Manchmal muss man schreien!“ Sie meint damit, auch viele unangenehme Themen auf den Tisch zu bringen, so wie es eben auch bei #aufschrei geschehen ist.
Die Ideen von Kathy haben mich sehr neugierig gemacht und irgendwie auch inspiriert. Und vielleicht auch dafür gesorgt, dass ich hier von diesem Vortrag berichte. Aber mich hat der Vortrag auch nachdenklich gemacht. Traue ich mich selbst in einem Blogartikel auch mal zu schreien? Also, direkt auf Missstände oder unangenehme Themen einzugehen? Ich bin auf jeden Fall Kathys Meinung, dass Feminismus auch im Netz mal auf unangenehme Art und Weise auftreten muss, um deutlich zu machen, was sich in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen noch ändern muss. #aufschrei war deshalb eine tolle Aktion. Ich finde toll, wie selbstbewusst Kathy auftritt und auch wie andere Blogger*innen feministische Themen öffentlich machen. Aber kann ich das auch? Was meint ihr zu Kathys Ideen?