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Eine Tüte Feminismus, bitte!

Eine Tüte Feminismus, bitte! published on 1 Kommentar zu Eine Tüte Feminismus, bitte!

von Käthe

Unbenannt
http://media.giphy.com/

Morgens um halb neun im Ruhrgebiet. Der Bus zur Arbeit kommt in 15 Minuten. Ich hetze aus der Haustür. Auf dem Weg noch schnell zur Bude. Ein belegtes Brötchen, nen Kaffee und ne Tüte Alltagsfeminismus und schon bin ich bereit für meinen Tag. Das wäre doch praktisch. So eine Tüte Feminismus immer dabei zu haben. Griffbereit, wenn der Kollege seinen Baugeräte-Kalender mit „ganz besonderen“ Gerätemodels aufhängen möchte. In der Tasche parat, wenn im Wartezimmer vom Arzt ein „Foto-Kunstwerk“ hängt, auf dem ich leider nur eine Form von Street Harrasment erkennen kann. Oder auch direkt zur Hand, wenn mir mal wieder ein „Lach doch mal“ entgegenkommt. Einfach Tüte auf, Spruch raus. Direkt, verständlich, der Situation angemessen.

Tja, leider gibt es diese Tüte nicht zu kaufen. Aber Feminismus to go wäre auf Dauer auch nicht erstrebenswert, oder? Schließlich stecken hinter Feminismus vielfältige Gedanken, Meinungen und Diskurse. Welche, die ich teilen kann, und auch welche, bei denen es mir schwer fällt sie zu verstehen. Trotzdem: Ich bin Feministin! Eben weil ich die Diskussionen so spannend finde und mich neugierig auf die unterschiedlichen Positionen und Perspektiven stürze. Eben weil ich denke, dass sich gesellschaftlich noch Einiges ändern sollte.

In meinem neuen Alltag, als Nicht-Studentin habe ich aber irgendwie das Gefühl, dass es wenig Platz für Feminismus gibt. In der Medienagentur, in der ich seit Januar arbeite, wird einfach für die Kund*Innen gearbeitet. Es gibt eher weniger Diskussionen, wie noch in den Uni-Seminaren. Es wird eben auch viel weniger in Frage gestellt. Aber es gibt hin und wieder Situationen, in denen ich jetzt erst recht, meine Meinung und Haltung zum Feminismus teilen möchte, mich aber irgendwie nicht traue. Im Raum Universität habe ich mich viel selbstsicherer als Feministin bewegen können. Nun zögere ich meine Gedanken laut auszusprechen. Sei es eben im Büro oder in der Freizeit. Ich nehme mich oft zurück, sage lieber nichts, um nicht unangenehm aufzufallen. Und im Stillen ärgern mich oft Dinge im Alltag, die ich eigentlich am liebsten mitteilen und auch ändern möchte.

Wie kann ich mir also eine sichere und selbstbewusste Haltung als Feministin außerhalb der Uni zulegen? Ich meine, ich möchte nicht ungefragt jedem meine Meinung mitteilen, aber wenigstens reagieren können, wenn ich etwas sehe oder höre, was mich stört oder was ich ändern möchte.

Klar, im Internet funktioniert dieser Austausch wirklich gut. Diskussionen hier, Chats da. Aber außerhalb des Netzes frage ich mich oft, ob ich diejenige bin, die alles „zu ernst“ nimmt oder die anderen, die mich einfach nicht verstehen wollen. Und dieser Gedanke hält mich glaube ich oft auf. Ich meine, es gibt keinen Schalter, der umgelegt werden kann und schon ist man Feministin. Wer sagt schon, was das bedeutet? Ich kann doch eigentlich für mich selbst diesen Begriff formen und ausfüllen. Und scheinbar muss ich ihn für mich in neuer Weise formen.

Das, was ich in der Uni als Feministin so gut fand, die offene Diskussion, habe ich jetzt nicht mehr in meinem Büroalltag. Und auch in der Freizeit eher weniger. Ich muss also neue Wege finden. Vielleicht feministisch praxisorientiert denken. Sich mehr von der Theorie lösen? Was das bedeuten kann, weiß ich jetzt noch nicht. Lesen und auch das Schreiben helfen mir bestimmt dabei. Aber vielleicht wichtiger als in der Uni ist nun mein Handeln. Ein direktes Handeln in meinen Beziehungen, in meiner Familie, in meinem Freund*Innenkreis. Es gibt dabei nur ein Ziel: Ich möchte mich nicht verbiegen und stillschweigen, sondern meine Gedanken teilen, wenn ich Lust dazu habe. Ich stecke also mittendrin im Feminismus. Neue Wege und Gedanken finden und auch mal das, was direkt vor der eigenen Nase passiert in den Blick nehmen. Mich einlassen und trotzdem den kritischen Blick nicht verlieren. Das ist jetzt meine Taktik. Bestimmt nicht to go, sondern eher to live!

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Ein Kommentar

Oooh ja…. ich kenne es….vorallem das mit dem „viel zu ernst“…… dann fühle ich mich wie eine nervensäge…. manchmal auch ohnmächtig. …und das auch bei leuten, die eigentlich cool und reflektiert sind….scheinbar fühlen sich viele sehr stark davon provoziert:-( und haben angst, sich möglicherweise aus der komfortzone zu bewegen bzw angst davor, nicht mehr mann sein zu dürfen. ….. heute ist wieder so ein tag… wie gern hätte ich jetzt so eine tüte….

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