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Arzt*besuch

Arzt*besuch published on 4 Kommentare zu Arzt*besuch

von Malina

Gestern hatte ich einen Termin beim Hautarzt*. Eigentlich war alles ganz harmlos. Es handelte es sich um eine einfache Vorsorgeuntersuchung. Ich erklärte an der Rezeption, dass dies mein erstes Mal ist und wurde daraufhin gebeten noch ein paar Minuten im Wartezimmer Platz zu nehmen. Nachdem ich aufgerufen wurde, ging ich ins Behandlungszimmer. Dort sah ich, wie die medizinische Fachangestellte Papier auf dem Boden ausbreitet. Ich frage sie, wofür das Papier benötigt wird. „Damit sie nicht mit nackten Füßen auf dem kalten Boden stehen müssen“, antwortete sie.

Erst in diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass ich mich gedanklich auf diesen Arzt*besuch gar nicht vorbereitet hatte und nicht wusste, was mich dort erwartete. Die Schwester verließ das Zimmer und nach kurzer Zeit kommt ein junger Arzt* rein. Er begrüßte mich knapp und gab mir die Anweisung mich bis auf BH und Unterhose auszuziehen. Ich wunderte mich. Selbst bei den Frauenärzt*innen musste ich mich nicht ganz frei machen. Der Arzt* wartete. Ich zog mich bis auf die Unterwäsche aus und fühlte mich unwohl. Der Arzt* hielt eine Art starke Taschenlampe, mit der er mich anleuchtete, während er mich von oben bis unten eindringlich anschaute. Obwohl es sein Job ist, war es mir unangenehm. Sobald er meine Tätowierungen auf den Oberschenkeln sah, fing er an mir Fragen dazu zu stellen, die ich aber nicht beantworten wollte. Ich ging davon aus, er wollte Small Talk halten, aber ich hatte keine Lust einem wildfremden Menschen so etwas Intimes, wie meine Tätowierungen zu erläutern.

In dem Augenblick als er an Oberkörper angelangt war, bat er mich den BH auszuziehen. Ich tat es, aber fühlte mich immer unwohler, da ich nur noch in Unterhose vor ihm stand. Als Nächstes sollte ich mir meine Brüste hochhalten. Ich machte es – weil ich nicht wusste, was ich sagen soll. Mir wurde flau im Magen. Ich stand in einem kleinen Zimmer, alleine mit diesem jungen Arzt*. Nur in Unterhose und sollte meine Brüste hochhalte. Diese Pose erinnerte mich stark an Bilder aus irgendwelchen schmuddeligen Erotikmagazinen.

Nachdem ich meinen BH wieder anziehen dufte, sollte ich mich auf die Liege legen. Ich tue es. Der Arzt saß auf einem Stuhl vor mir und leuchtete unterschiedliche Regionen meines Körpers mit dieser Taschenlampe an. Plötzlich zog er meine Unterhose hoch und guckte rein. Dabei sagte er nichts. Unangenehm… Hätte er nicht einfach vorher fragen können, ob das für mich in Ordnung ist?

Ich soll mich umdrehen und auf den Bauch legen. In dieser Position wiederholte sich das Prozedere. Wieder zog er meine Unterhose hoch und schaute rein. Ich fragte mich, wie viel er durch diesen kurzen Blick in meine Unterhose über die Hautkrebsgefahr in dieser Körperregion sagen kann.

Er ist fertig und ich konnte mich anziehen. Er schüttelte mir die Hand und sagte, dass ich in zwei Jahren die Untersuchung wiederholen soll. Dieses Mal sei alles ok. Der Arzt* verlässt den Raum.
Obwohl ich annehmen muss, dass alles seine Richtigkeit hatte, fühlte ich mich danach noch lange sehr unwohl. Hätte er mich vorher über die Untersuchung und was genau gemacht wird aufklären müssen? Ich frage mich: hätte ich etwas sagen oder machen sollen? Eigentlich ist doch gar nichts passiert – jedoch fühlt es sich für mich so an.

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4 Kommentare

Mir wird schon beim Lesen ganz komisch. Solche Ärzt*innenbesuche kenne ich leider auch. Ich hab sogar ein halbseitiges Gutachten über mein Tattoo bekommen – unangefordert. Bei der Untersuchung sollte es eigentlich um meine körperliche Verfassung gehen. Ich finde es grenzüberschreitend und nicht in Ordnung und kann total nachvollziehen, dass * sich in dem Moment hilflos fühlt und die Grenzüberschreitung zulässt.

Kleine Kritik: Es wäre toll, wenn Ihr hinter das Arzt ein * macht – Ihr habt dem Menschen ja ungefragt ein Gender zugewiesen. Was aber noch entscheidender ist: Es wäre toll, wenn ihr statt „Schwester“ „medizinische Fachangestelle*“ schreibt. Sonst repliziert iher das Stereotyp der ‚helfenden Frau‘ die im Kontrast zum ‚wirklich gebildeten Mann und Arzt steht‘ … 🙂

Sagen wir so: Meine Hautkrebsvorsorge läuft genau gleich ab, abgesehen davon, dass der Arzt ne Frau ist, ich mich gleich ganz ausziehen soll, alles im Stehen abläuft und sich keiner dafür interessiert, ob der Boden kalt ist. Die können das so und alles hat seine Richtigkeit – wenn man davon ausgeht, dass es ‚richtig‘ ist, dass Ärzte so vorgehen müssen, weil sie nur Geld mit diesen Untersuchungen verdienen, wenn sie schnell genug sind. Bei meiner Ärztin, die für meinen ganzen Körper ca. 2-3 Minuten braucht, habe ich immer den Eindruck, sie macht das zwischen Kaffee und Brötchen (aber vermutlich macht sie es nur zwischen Termin 120 und 122). 😉 Das ist für den Patienten sicher nicht angenehm – aber das ist ein Arztbesuch ja fast nie und die Männer, die meine Ärztin behandelt, fühlen sich vermutlich wie du vor dem Arzt. Deshalb hat die Geschichte für mich jetzt auch nichts mit Feminismus / gender etc. zu tun, sondern eher mit allgemeinen Problemen im Gesundheitssystem. Vermutlich hätten die Ärzte auch gerne mehr Zeit für die Patienten, ohne dass der Job sich nicht mehr lohnt.

@Katha… ich finde es schon ein Unterschied ob ein Mann eine Frau untersucht, sie den BH ausziehen lässt, ihr in die intimsten Bereiche einfach reinschaut etc. und das ohne zu erklären bzw. zu Fragen. Ich kenne das Hauscreening auch, hatte den gleichen Ablauf und kann nur folgendes Schildern.
Ich war mit meinem Mann gleichzeitig im Behandlungszimmer. Bei mir hat der Arzt auch am Slip herumgezogen (zur Seite geschoben, nach unten gezogen, rein geschaut etc.) bei meinem Mann hat er das gar nicht gemacht. Da habe ich mich schon gefragt warum? Beim nächsten mal wird er das bestimmt nicht mehr machen. Falls ich da nochmal hingehe, werde ich das auch gleich sagen.
Ich hätte mir gewünscht, dass er fragt, ob ich im Genitalbereich auch Muttermale etc. habe und ob er sich das anschauen soll bzw. darf. Ich habe nämlich keine Muttermale etc. im Genitalbereich.

Oh cool, danke für die Korrekturen! 🙂

@Katha: Es ist richtig, dass Ärzt*innen auch für Männer wenig Zeit haben. Ich finde aber, dass auch sowas auf einer Feminismusseite Platz haben darf, wenn mensch kein*e reine*r Genderist*in ist und sich gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge anschaut. Es geht ja auf jeden Fall auch um die Reproduktion von Machtverhältnissen.

Was ich im Übrigen ein ziemlich wunderliches und treffendes Beispiel für genderismusrelevante Ärzt*innenbesuche finde: Ein Freund* von mir hatte eine genitale Pilzinfektion. Er* bekam eine Salbe auf Kassenrezept verschrieben. Insbesondere in der Zeit in der ich die Pille nahm, hatte ich regelmäßig mit Pilzinfektionen zu kämpfen. Ein Kassenrezept habe ich da niemals gesehen. Es gab immer nur Privatrezepte für mich. Habe in meinem Freund*innenkreis herumgefragt. Die Freund*innen von mir, die eine Vagina hatten, wussten auch nicht davon zu berichten, jemals eine Pilzsalbe verschrieben bekommen zu haben, die sie nicht zur Gänze selbst bezahlen mussten.

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