von Frau Fuchs
Die starke Katrin.
Zeitgeist, Cleverness, Tiefgründigkeit und ganz ganz viel böser Humor.
Diese Schlagworte kommen mir zum großartigen Buch der Journalistin und Moderatorin Katrin Bauerfeind in den Sinn.
„Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag. Geschichten vom schönen Scheitern“, so lautet der projektartig wirkende Titel, in welchem bereits diese Synthese aus (Selbst-) Ironie und Ernsthaftigkeit mitschwingt.
Katrin erzählt uns viele kleine Geschichten aus ihrem Leben. Es sind, könnte man sagen, „Anekdötchen“ einer jungen Moderatorin, nach der sich die Medien bereits seit geraumer Zeit die Finger lecken; Mini-Erzählungen einer selbstkritischen Endzwanziger-Frau, die dem Leser die Höhen und Tiefen ihrs Singlelebens in Köln karikiert; Narrationen einer familienverbundenden und herzlichen Person, die unter anderem mit einem schrottigen VW-Bus durch die Weltgeschichte tuckert, absurde Abenteuer erlebt, über die Welt und die erlebten Dinge mit großer Klappe und zynischem Unterton reflektiert.
Und das alles – na klar – immer mit ‘ner Kippe auf’m Zahn.
Kein Wunder, dass da so ein verrücktes Huhn herausgekommen ist bei dieser ebenso verrückten Oma, denkt man sich während man den Omabesuch im baden-württembergischen Aalen, Katrins Heimatstadt, durchblättert. Zwischen Schichten von Teppichboden begrüßt die Oma sie in Gummistiefeln und bittet sie ruppig in ihre Wohnung.
Von ihr hat sie viel: Neben dem losen Mundwerk auch diese bodenständig unkonventionelle Art.
Und wenn sie den ortstypischen Dialekt aufs Korn nimmt, dann ertappe ich mich dabei, wie ich selber an meine Heimat denken muss, an meine Großeltern und deren bescheidene Art zu leben und die mir ebensolche Werte mitgaben: Bescheidenheit, Realismus und Zufriedenheit. Das ist so diese Kriegsgeneration, denke ich.
Katrin hat Probleme, wie wir alle. Frauenprobleme, Menschenprobleme.
Von der Erfindung des perfekten Haarshampoos über hässliche Weihnachtsgeschenke oder dem inneren Schweinehund, von der geforderten Revolution des Ketchups in Tuben über den eigentümlichen Habitus der Gestalten in der Fernsehlandschaft bis hin zur Demenz ihrer Oma, es sind Ausschnitte aus einem echten Leben einer natürlichen und aufrichtigen Frau, einer mutigen und selbstbewussten, womöglich gar einer postmodernen Feministin. Denn Katrin ist stark, Katrin ist tough, emanzipiert und Katrin ist mit beiden Füßen auf dem Boden sicher stehend, jedoch leicht schwingend im ganzen Tohuwabohu der heutigen Welt.
Als Single ist sie ganz bei sich, vorbildhaft unabhängig und trotz Yogawahn und Stilettohass völlig losgelöst von eingestaubten und kleingeistigen Rollenerwartungen, deren mitschwingenden Relikte beim Lesen so mancher gängiger Breitspartenfrauenliteratur ein unangenehmes Fremdschämen auslösen.
Katrin beweist mit ihrem Erzählmodus ihr sprachliches Talent, Erlebnisse charmant und authentisch aufzuzeichnen, ohne dass man sich an der Kurzweiligkeit ihrer Sujets sattsieht.
Es ist als würde man sich ein persönliches Bilderbuch mit ganz vielen kleinen zauberhaften Erinnerungsfotos anschauen. Ein Bilderbuch einer Frau, die weiß, wo sie herkommt, die weiß, wie ihr Herz schlägt und die in den bizarrsten und schlimmsten Situationen niemals ihren Humor verliert.