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Im Auge einer Rolleiflex

Im Auge einer Rolleiflex published on Keine Kommentare zu Im Auge einer Rolleiflex

von Chiara Fabri

ChiaraFabri1
Bild: anfluquefoto.wordpress.com

Ein Flur. Ein Mann. Eine Rolleiflex. Ich. Mit allem inklusive Körper.

Es ist tragisch, dass ich mich derart geweigert habe. Dass ich den Anblick meines eigenen Körpers so nah und so hell erleuchtet nicht ertrug. Diesen meinen Körper, der mir die Stunden zuvor und auch weiterhin danach, soviel Genuss bereitete. Der ihm so viel Genuss bot. Mein Körper, der meinen Geist treiben ließ, für mich empfing und seine und meine Berührungen wohlfühlend aufnahm. Mit diesem Körper stöhnte ich zuvor, bäumte mich auf. Dieser Körper fühlte mit Freude sein Gewicht, empfand seine packende Kraft als angenehm. Ohne meinen Körper hätte ich dies nicht erleben können und ich liebte mich dafür. Ich zeigte mich ihm ohne Scham, meine Beine waren bis dato nie offener dargelegt; ließ mich bis dahin nicht so eindringlich betrachten und befühlend untersuchen. Dies und mehr ohne auch nur einen Anflug an Unbehagen oder Scheu. Mein Körper ist wunderschön. Und doch. Die Wahrheit vor dem Spiegel, im Flur, im flutenden Licht schien: Mein Körper gefiel mir, wenn er dem Anderen gefällt. Mein Körper gefiel mir nur heimlich. Sein Gefallen an mir und mein heimliches Gefallen trafen in diesem Flur, vor diesem Spiegel aufeinander. Ich war gewillt mein heimliches Tun aufzudecken. Mir selbst gegenüber zu stehen und kühn zu zerschlagen, womit ich rang. Wusste mich nicht aber zu entscheiden. Wollte so gern der Scham entgegen lächeln; doch schaffte es nicht.

Ich rückte zur Seite. Ein Schritt. Einen weiteren. Bis ich letztlich hinter der Stehlampe stand. Mich zu verbergen versuchte. Der Kampf stand mir in Gesicht und Leib geschrieben. Ich spürte es selbst. Ärger mischte sich darunter. Verzweiflung. Es half nicht einmal, dass er mir seine Hand reichte. Er wollte an meiner Seite stehen, mir bei. Vor dem Spiegel. Dies ließ mich verlieren und mich von mir wenden. In diesem Moment, gab ich ihm und vor mir selbst zu. Ich verweigerte mich vehement. Wollte nicht der sich reflektierenden Wahrheit ins Gesicht sehen. Ungeschminkt wahrhaben zu müssen, dass ich nicht vollends selbstsicher und selbstliebend war. Dass ich mehr als mich brauchte, um mich bestätigt zu fühlen.

Es war ein Schrecken. Ein Schrecken, den ich gerne m Bild festgehalten gewusst hätte. Solche Bilder. Eine junge Frau, voller Verzweiflung um ihrer Selbstliebe vor einem Spiegel. Was für ein Bild!

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