Skip to content

Rezension: Eden

Rezension: Eden published on Keine Kommentare zu Rezension: Eden

von pepe

image001

Gleich vorweg: der Film ist eine LP. Nicht nur wegen des starken Soundtracks, sondern auch wegen seiner epischen Länge. Über mehr als zehn Jahre begleiten wir den jungen Pariser Paul durch Nachtleben und Alltagssorgen. Diese Länge und die gelegentlichen Längen erscheinen bewusst gewählt, denn Pauls Leben dreht sich im Kreis wie die House Platten, die er mixt. Während von Platte, auf Cd und schließlich auf Mp3 gewechselt wird und während seine Exfreundinnen Familien gründen und sein genialischer Freund sich das Leben nimmt, suchen Paul und sein Co-Dj (siehe Abb.) den richtigen Übergang nur von französischem Vocal House zu chicagoer Deep House. Das Ganze ist nicht nur eine Hommage an die generationsprägende Musik der Paradise Garage und den auch im Film und Soundtrack omnipräsenten Daft Punk, sondern eben auch über den Umgang mit den eigenen Ikonen. Wie lange kann Paul wie ein Dorian Gray ewig jung bleiben, wenn es im Leben alles andere als Rund läuft. Diese dem Leben (u.a. des Bruders Sven) abgeschaute Geschichte wurde von der Regiesseurin Mia Hansen-Løve als Männergeschichte inszeniert. Frauen sind wechselnde Freundinnen oder sorgen als verwöhnte Soul Diva für gesangliche Wärme. Eine Rollenverteilung, die viel zu lange in vielen Musikszenen vorherrschte. Die etwas verklärte Djane in einer der letzten Einstellungen, mag hier anzeigen, dass sich auch in diesem Sinne die Zeiten ändern (sollten).

Wie ein glänzendes Tortenstück mit Kokain als Puderzucker und trotzdem irgendwie ganz harmlos, steht der Film auf der langen Kuchentheke an Musik- und Jugendfilme wie etwa The Wanderer, Saturday Night Fever, Velvet Goldmine, Studio 54, Verschwende deine Jugend und Party Monster. Am meisten schillern hier aber nicht die Protagonisten, sondern die Musik als heimlicher Hauptdarsteller und zeigt zu was sie in der Lage ist: Sie bringt Menschen zusammen. Der Film unterstreicht, wie über sie Freundschaften zwischen Schwarzen und Weißen entstehen und auch die Verbindung zwischen homo- und heterosexuellen Nachtschwärmern sollte dabei mitgedacht werden.

Die lange Geschichte von Paul verweist auf die noch längere Musikgeschichte, in der Ping-Pong über den Ozean gespielt wird und etwas das viel tiefer geht als unser Wortdinosaurier „Völkerverständigung“.

Frankreich 2014, 113′

Regie: Mia Hansen-Løve

Facebookby feather

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Primary Sidebar

Schrift anpassen
Hohe Kontraste