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Gender und die Kunst ein Motorrad zu warten – Kapitel 2

Gender und die Kunst ein Motorrad zu warten – Kapitel 2 published on Keine Kommentare zu Gender und die Kunst ein Motorrad zu warten – Kapitel 2

von queer_distel
erstveröffentlicht am 25.05.2014 auf ruinendistel.de

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Bild: wow-germany.de

Manchmal muss ich ein bisschen lachen.

Helme. Ich wollte doch nur einen neuen Helm! Schon waren sie wieder da: Die sinnlos gegenderten Produkte unserer Zeit. “Warum setzen Sie nicht eines unserer neuen Damenmodelle auf?” “Weil ich die hässlich finde.”

…und überhaupt! Helme für sich gibt es in allen möglichen Größen und Formen sowie einer kleinen Auswahl an Farben. Doch nun Obacht: Damen-Helme zeichnen sich neben einer “speziell auf die Physiognomie von Frauen entwickelte[n] Innenausstattung” – die sich der “weiblichen Gesichtsform optimal an[passt]” – noch durch etwas ganz anderes aus. Sie sind meistens weiß und mit Blümchen-Schmetterlings-Schnick-Schnack versehen. Meistens in rosa-rötlichen Tönen, wie in diesem Beispiel. Achja. Ganz wichtig (da es technisch so ziemlich GAR KEINE Unterschiede gibt): Es steht Women/Woman oder Lady drauf bzw. für Mädchen* Girl/s; auf letzteren dürfen auch mal pinke Totenköpfe drauf sein. Ich habe auch nichts gegen pinke Totenköpfe, Schmetterlinge und Blumen. ABER! Warum kann es nicht einfach Helme in unterschiedlichsten Farben und Designs geben, die auf solche Gender-Codes verzichten? Mal ehrlich, ist doch Unfug auch noch das Geschlecht drauf zu schreiben, das dem entsprechenden Design zugeschrieben werden soll. Als ob anders herum nicht schon genug männlich* oder weiblich* konnotierte Farben und Formen unser Leben nach Geschlecht sortieren. Damit wird doch erst recht verhindert, dass sich als männlich* definierende Personen endlich mal einen weißen Helm mit Schmetterlingen drauf kaufen, weil sie das Design schön finden. Auf allen anderen Helmen steht gewöhnlich auch keine Geschlechterkategorie drauf. Das verkleinert doch quasi die Zielgruppe! Mal als Hinweis an das Marketing.

Jetzt muss ich dazu sagen, dass ich den Inhalt des letzten Absatzes im Laden so halb vor mich hingemosert habe, während wir die Regale nach einem geeigneten Helm für mich durchstöberten; auch um meine Begleitung über meinen Missmut zu informieren. Besonders die spezielle Physiognomie von diesen angeblich besonderen Frauenköpfen hatte es mir angetan, weil nirgends definiert wurde, was genau das eigentlich bedeuten sollte. Ich grummelte also weiter vor mich hin, bis ich irgendwann recht zynisch über das Regal hinweg meinte: “ACHSO! KLAR! Frauen* haben ja kleinere Gehirne! Da muss so ein Helm natürlich drauf abgestimmt sein…” Geste der Erkenntnis

Woraufhin hinter mir ein japsendes Gelächter ausbrach. Leicht unterdrücktes Schnauben. Von einem beleibten, männlich* lesbaren Motorradmenschen mittleren Alters im rockigen Lederoutfit à la EASY RIDER, der* nicht nur schon ziemlich rot angelaufen war als ich mich nach ihm* umdrehte, sondern mir auch mit einer freundschaftlichen Geste zu verstehen gab, dass er meine Empörung gut nachvollziehen konnte. Ich hatte mit so viel Beistand unbekannter Weise nicht gerechnet und konnte nur ergänzen: “Ich möchte bloß einen schlichten, schwarzen Helm!” Da war mein Moment auch schon verklungen. Trotzdem war ich den Rest des Tages in einer belustigten bis nahezu schelmisch-aufmüpfigen Stimmung. Ich muss immer noch ein wenig schmunzeln, wenn ich daran denke. Einen Helm habe ich an dem Tag leider nicht für mich gefunden, aber eine gewisse Heiterkeit.

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