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Punk im Pott…

Punk im Pott… published on Keine Kommentare zu Punk im Pott…

von wiesonur

oder in der Nähe…also… (räusper)… Köln.
Musik, die aus marginalisierten Positionen gemacht wird, begleitet mich lange. Damit meine ich nicht Marginalisierung, die instrumentalisiert wird, um neue Dominanzen und Ausschlüsse zu produzieren, wie das leider so oft im HipHop gemacht wird. Widerständige Musik ist mehr als die übliche narzisstische Inszenierung von widerständigem Heroismus. Der Akt des Musikmachens von diesen Positionen aus ist Aufbegehren und Ermächtigung. Die Ausgrenzung ist spürbar, weil sie überwunden wird und doch Bestandteil bleibt. Eine Provokation durch Präsenz. Umso besser, wenn dazu explizite politische Absichten kommen. Dabei ist es egal ob Billy Holiday oder Akua Naru, Edith Piaf oder Oh Blimey – überall spüre ich das gleiche Spannungsfeld.

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Bild: Ketchup_Crew

Ein kleines Spektakel der Musik der Underdogs fand am letzten Samstag im Autonomen Zentrum in Köln statt. Die fabelhafte Ketchup_Crew hat einen Abend mit zwei feministischen Bands organisiert.
Lily Havoc spielen eine Mischung aus Metal und Punk. Metalbands, die mit einer feministischen Agenda hausieren gehen….äh…Kittie? Alles was ich sonst von Metal gehört habe, hat meist mit Männlichkeit, Heroismus und ein bisschen Schmerzen wahlweise Krieg, Tod, Einsamkeit, Selbsthass etc. zu tun. Frauen*metalbands gibt es wohl, aber inwiefern die gesellschaftskritische Inhalte haben…mir springt da meist zuerst die leider völlig ernstgemeinte heterosexualisierte Darstellung von Weiblichkeit ins Auge. Aber lasst mich wissen, wenn dem eigentlich ganz anders ist.


Zurück ins AZ am vergangenen Samstagabend: Lily Havoc hat keine Frontfrau*. Alle drei singen. Alle drei schreien. Ich stehe hinten im Raum. Es sind vielleicht 30 Menschen da. Der Sound ist unglaublich laut. Viele haben Stöpsel in den Ohren. Ich staune und werde vom brachialen Sound einfach überrollt. Livemusik ist unvergleichlich. Ich kriege zu spüren, wie drei Metalheads eine feministische Verwüstung anrichten. Wut ? Raus damit! Die feministische Verwüstung, die Lily Havoc zelebrieren, ist Balsam auf der Seele. Da komm ich mit Yoga nicht hin. Ich glaub ich hab eine Ahnung von Metal bekommen

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Bild: Lily Havoc

Danach spielen Vagina Dentata. Ich habe dieses Video von ihnen gesehen und wusste, dass es Spaß machen wird. Frauen im Punk, da denke ich an Bambix und alles was im Kontext der Riot Grrrl Bewegung entstand beispielsweise Bikini Kill oder Sleater Kinney. Für gute Laune sorgt in dem Kontext garantiert diese Doku Göttin sei Dank – Punk und Feminismus passen also prinzipiell zusammen. Auch wenn Widerstand und Aufbegehren meist von weißen Cis-Jungs, als Erlaubnis die eigene Komfortzone auszuweiten, gefeiert wird.

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Bild: Vagina Dentata

Es geht los…die Ohrenstöpsel bleiben wo sie sind. Die Schallwelle rollt an. Die Frontsänger_in befindet sich mehr vor der Bühne als darauf. Sie rennt durch die Zuscher_innenreihen und röhrt ins Mikro. Die Präsenz, die Musik, ihre Stimme – alles zusammen tobt durch den Raum. Gutturales Schreien. Ich wusste es nicht, aber ich liebe es. Die pogende Frauen*menge hat Spaß. Und zwischendurch immer wieder Liedansagen. „This song is about domestic violence“, da hat mensch das Gefühl, Scheiße zu benennen, ohne zu beschönigen. Nichts wird zugedeckt und trotzdem fühlt es sich gut an. Gute Laune durch Rumschreien.

Mein Fazit: Einen ganzen Haufen feministische Musiker_innen auf der Bühne zu sehen, ist so cool. Und es ist egal, ob mensch metal- oder punkaffin ist oder nicht. Das Setting an sich ist politisch und sorgt für Erholung. Also, nächstes Mal, wenn die Ketchup_Crew ein feministisches Konzert organisiert, am Samstagabend nicht in das „Entspann Dich“ Schaumbad steigen und einen ganzen Liter Wohlfühl – Tee trinken, um den Stress der Woche loszuwerden. Sondern ab aufs Pony und reinziehen wie sich Gleichgesinnte über den Status Quo die Seele auskotzen. Da geht’s am Sonntag auch gleich besser.

Die nächsten Termine stehen übrigens schon: am 24.07 (Fr.) spielen Mr. Heart und Brain Child und (fast) eine Woche darauf am 30.07 (Do.!) Anti-Corpos mit noch einer Supportband.

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