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Ich bin ich. Kein Vorher und Nachher.

Ich bin ich. Kein Vorher und Nachher. published on Keine Kommentare zu Ich bin ich. Kein Vorher und Nachher.

von Käthe

Lady Gaga
Bild: giphy.com

Schon wieder stehe ich vor dem Spiegel im Flur. Es ist ein schmalovaler Spiegel in einer Schranktür. Ich schaue mich an. Von oben nach unten. Und immer wieder bleibe ich mit meinem Blick an meiner Körpermitte hängen. Die Hüften, der Bauch. Sehen die anders aus? „Das bist du“, denke ich. Ja, das war ich doch auch schon immer. Oder? In letzter Zeit bemerke ich aber, das von Außen eine Veränderung an mich herangetragen wird. Eine Veränderung, die ich kaum bemerkt habe. Es ist einfach passiert. Aber von außen wird diese Veränderung kommentiert. Und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.
„Du bist aber dünn geworden.“, „Ne, steht dir aber.“. Es sind doch eigentlich gut gemeinte Kommentare. Es sind Komplimente, oder? Ich bin irritiert.

Es ist wirklich das erste Mal in meinem Leben, dass ich in kurzer Zeit – es hat irgendwann vor drei bis vier Monaten angefangen – immer wieder ungefragt Kommentare zu meinem Körper bekomme. Und klar, ich kann froh darüber sein, dass sie positiv klingen. Aber sie verunsichern mich. Was bewegt die Menschen, aus meinem engsten Familienkreis, oder flüchtige Bekannte dazu, mich zu kommentieren. Manchmal stammel ich ein halbgewolltes „Danke“. Manchmal versuche ich meine Veränderung zu verteidigen „Ich esse doch so wie immer.“. Und immer muss ich darüber nachdenken.

Ich fühle mich wohl in meiner Haut. Aber wer oder was war das VORHER? Das Außen macht einen Vergleich. Aber mit wem genau? Hätte ich mich VORHER schlecht fühlen müssen mit mir, meinem Körper? Muss ich jetzt so bleiben? Ein NACHHER? Ich habe mich doch gar nicht verändert. Ich bin ich. Klar, es gab Momente in meinem Leben, in denen ich gerne solche Kommentare bekommen hätte. Vor allem in der Pubertät hätte ich das super gefunden, Bestätigung zu bekommen. Damals wurden nämlich andere Mädchen kommentiert mit Sätzen wie „Die kann aber auch alles tragen“. Hieß für mich: „Du nicht!“. Damals hat es mich verletzt. Immer so ein bisschen. Heute ist mir das egal. Ich bin es gewohnt, nicht kommentiert zu werden. Und auf einmal werde ich es doch. Ich will diese Art der Bestätigung nicht (mehr). Ich will unkommentiert bleiben. Die Kommentare bringen mich nämlich zu dem Gedanken, dass die, die ich jetzt bin, richtiger ist, als die, die ich vorher war. Aber ich will nicht anfangen, mich selbst zu bewerten mit VORHER und NACHHER. Ich will nicht kontrollieren, ob ich mich verändere. Ich will nicht die Waage sprechen lassen und ich will auch nicht meine Kalorien zusammenrechnen. Der Blick in den Spiegel soll mich nicht verunsichern. Ich möchte ich sein. Dabei wird sich im Laufe meines Lebens bestimmt vieles an mir und in mir verändern. Aber ich möchte das alles mitnehmen. Ich möchte nicht an einem „dünnen“ oder scheinbar „richtigen“ Ich festhalten. Denn alle Veränderungen werden irgendwie für mich gut sein. Und diese eine, wird mit Sicherheit nicht meine letzte.

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