von Feminismus im Pott
Der Vorfall, der sich am 16.01.2016 in einem Restaurant im beliebten Bochumer Bermuda3Eck ereignete und über den die Betroffenen selbst auf Facebook berichteten, erreichte regional einiges an Aufmerksamkeit. Der WAZ reichte die Aufmerksamkeit für eine lächerliche Berichterstattung, ein Clickbait-Driss, in dem schlicht das Gedächtnisprotokoll der Betroffenen wiedergegeben wurde. Es wurde mitgeteilt, dass eine Anzeige aufgegeben wurde und, dass das entsprechende Restaurant nicht zu erreichen war, um sich bestätigen zu lassen, dass tatsächlich geschah, was eine von den beiden Frauen der Öffentlichkeit berichtet hat. Ansonsten war es der Zeitung kein Anliegen bspw. die Schlussfolgerung zur gemeinsamen gesellschaftlichen Verantwortung oder auch einfach mal eine Positionierung gegen Sexismus zu formulieren.
Und nun melden sich genuin männliche, weiße Gastronomiebesitzer in einem Artikel der WAZ, um darauf hinzuweisen, dass es im Bochumer Bermuda3Eck ja doch „im Großen und Ganzen friedlich zugeht.“
Die wahrgenommene Stimme, die von Übergriffigkeit berichtet und diese Übergriffigkeit wie auch das Fehlverhalten der Restaurantmitarbeiter von mehreren hundert Personen verurteilt wird, muss nun wohl mit einer kleinen medialen Strategie gedeckelt werden. Der Vorfall wird als Ausnahme deklariert, den man doch geflissentlich ignorieren kann und eigentlich ist doch alles im Rahmen, den schließlich gäbe „es wie in jedem Gastronomie-Viertel der Welt Situationen, in denen sich Männer nicht gerade charmant zu Frauen verhalten; nicht so, wie es sein sollte.“ Diese Herangehensweise, diese Sorge alter Männer um ihr Unterhaltungs-Refugium, diese Unterstützung vonseiten der Zeitung ist unverantwortlich und ein Zeugnis dafür, dass es in unserer Gesellschaft hunderte Betroffene zu selben Zeit geben muss, damit die Lage überhaupt wahr und ernst genommen wird. Aber soweit sind wir noch nicht. Die derzeitige Debatte hat die existente Gefahr von sexueller oder sexualisierter Gewalt noch nicht begriffen, wenn die WAZ und die Gastronomiebetreiber schreien, dass doch alles nicht so schlimm ist.
Warum werden ausgerechnet zwei männliche Gastronomen gefragt, wie sicher sich Frauen im Bermuda3Eck fühlen können? Wieso sollte es ihnen möglich sein diese Perspektive zu beurteilen? Warum werden eigentlich nicht Frauen dazu interviewt, wie sie sich im Bermuda3Eck fühlen, wenn es zwei Frauen sind, die betroffen waren? Warum werden keine Frauen gefragt, die im Bermuda3Eck täglich arbeiten?
Es wäre wünschenswert, wenn sich die Gastronomiebetreiber und andere Verantwortliche darum bemühen würden, sich die Perspektive der Betroffenen anzuhören und anzunehmen. Es wäre wünschenswert, wenn sie Betroffenen ihre Unterstützung zusichern würden, falls soetwas wieder passiert. Es wäre wünschenswert, dass sie das Erlebte ernst nehmen und auch diesen einzelnen Vorfall als Anlass nehmen würden, sich gemeinsam Handlungsoptionen zu überlegen, um solche Übergriffe in Zukunft verhindern und diese dann der Öffentlichkeit mit Hilfe der Medien mitteilen.