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Dildoparty – die neue Tupperobsession?

Dildoparty – die neue Tupperobsession? published on Keine Kommentare zu Dildoparty – die neue Tupperobsession?

von Frau Fuchs

Dildoparty

Neulich erzählte mir – wohlbemerkt mit ironischem Unterton – eine Freundin von ihrem Wochenendevent. Nein, nix abgedrehte Mottoparty oder spießiger Spieleabend. Offensichtlich war eine neue Ära der Mainstream-Damenveranstaltungen angebrochen, die wirklich alles schon Dagewesene in den Schatten der Stillosigkeit stellen sollte: Das Dildo-Party-Zeitalter.
Meine Schockstarre über diese Erzählung durchmischt sich mit einer unangenehmen Neugierde, ungefähr so, wie wenn man einem Unfall beiwohnt und nicht wegschauen kann. Ich wiederhole ihre Worte und forme sie in eine Frage: “Dildoparty?” “Ja, das ist jetzt das Neuste. Das machen alle Frauen mit Ende 30.” Da sie, im Gegensatz zu den anderen Müttern im Kindergarten ihrer Tochter, mit Mitte 20 Mutter wurde, war sie die Jüngste in ihrer Vorstadt-Mütter-Clique, die sich im Laufe der gemeinsamen Jahre in der Krabbelgruppe, auf dem Spielplatz oder beim Einkauf im einzigen ordentlichen Supermarkt des Örtchens formiert hatte. Ein Versuch war es wert, sagte sie, hatte sie sich auch schon von der Wohnzimmerschrankwand, dem Persona-Verhütungscomputer und der Gelnagellack-Schnelltrockenlampe überzeugen lassen. Das Gruppengefühl lockt. Das perfekte Hochzeitskonzept stand nämlich auch schon. Ein Versuch, um was genau zu bekommen? Unterhaltung?

Ja, Dildopartys waren die neue Form der Abendunterhaltung. Seit es Sex and the City nicht mehr gab, brauchte es etwas anderes, um über das Thema zu reden, über das man sich gerne austauschte, aber zeitgleich dabei peinlich kindisch kicherte und rot wurde oder eben total ernüchtert ranging. Sex. Mit dem Partner.

Die Vermutung meiner Freundin: Nach Jahren des Beziehungssex sei der Pepp raus, da bräuchte man etwas “Werkzeug”, um wieder ein wenig Abwechslung reinzubringen. Stimmt, Sex war ja in gewisser Weise auch ein Handwerk. So konnte man es zumindest auch praktizieren. Eine plausible Erklärung, wie ich finde.

Also, eigentlich gar keine so abwegige und vorschnell zu verurteilende Idee mit diesen Dildopartys, auch wenn sie mir wie eine Mischung schlechter Mottopartys und Tupperware-Verkaufsabende vorkommen. Ich habe sie selber ja noch nicht besucht und ehrlich gesagt habe ich auch nach wie vor nicht das Bedürfnis danach.

Eine Frau sei gekommen, die ihnen die verschiedenen Modelle und deren Funktionen vorgestellt hatte. Sie selber war Hausfrau und Mutter und verdiente sich mit diesem Promotionsjob gutes Geld dazu. Und es brachte ihr Spaß. Auch diese Tatsache hörte sich plausibel an. Warum auch nicht? Es ging an dem Abend wohl nicht nur um die kapitalistische Vermarktung künstlicher Penisse, sondern auch um die Dinge des “echten Lebens”. Also nicht nur Konsum und Unterhaltung, sondern auch Menschliches, Persönliches.

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Bild: G.W.

“Hast du denn einen Plastikschwanz gekauft?”, frage ich meine Freundin, die mit Sicherheit die Einzige der Dildopartyteilnehmerinnen war, die (noch) studiert und deshalb eher ein knappes Budget zur Verfügung hat. “Nein, die waren so irre teuer. Ein paar von den Mädels haben einen gekauft. Ein so’n Teil, das billigste, das kostet so an die 70 Euro. Bin ich denn verrückt? Zumal; brauchen tu ich es auch nicht,” so meine Freundin, wohlbemerkt erst seit zwei Jahren mit ihrem Partner liiert.

Ich frage mich, ob auch ich in zehn Jahren Dildopartys mit meinen Freundinnen veranstalte – Prosecco mit Granatapfelsirup zur Begrüßung, kleine Häppchen und haufenweise Dildos auf dem Wohnzimmertisch?

Ich finde diese Vorstellung ziemlich fürchterlich. Und ich merke, dass es mit meinen eigenen Erwartungen an mein (Liebes-) Leben zu tun hat. ICH will so niemals leben.
Und 70 Euro für einen pinken Plastikschwanz mit Strasssteinen?
Ich brauche eindeutig neue Winterschuhe.

 

Fr.Fuchs

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