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Julia Korbik: Stand Up – Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene

Julia Korbik: Stand Up – Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene published on 1 Kommentar zu Julia Korbik: Stand Up – Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene

von Lilli Boheme

Knallig und einnehmend liegt das Buch „Stand up. Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene“ von Julia Korbik vor mir. Die Journalistin und Kommunikationswissenschaftlerin stellt sich der Herausforderung eine Einführung in das komplexe Themenfeld des „Feminismus“ zu geben. Infrage stellen möchte ich den Untertitel, da ich es für nötig halte von ‚Feminismen‘ und ‚Anfänger*innen‘ zu sprechen, um auch durch (gendergerechte) Sprache die Bandbreite des Themas sichtbar(er) zu machen. Detailverliebte wird das Layout jedenfalls unmittelbar ansprechen. Ausdrucksstarke Illustrationen in Neonfarben spiegeln den Facettenreichtum der verschiedenen Feminismen wider und bestärken die Dringlichkeit des Themas. Komplizierte Inhalte versucht die Autorin durch eine Kombination von Interviews, Zitaten und Statistiken verständlich(er) zu machen.

Korbiks Versuch einen Überblick über Geschichte, wie Gegenwart der Feminismen zu vermitteln, muss selbst den Fortgeschrittenen als gelungen erscheinen. Niemand kann ernsthaft eine Einführung erwarten, die auch neue Leser*innen anspricht und gleichzeitig detailliert auf jeden noch so vielschichtigen Aspekt der künstlerischen, politischen, und akademischen Strömungen eingeht. So bleiben die Sachverhalte zwar skizzenhaft, aber sie werden benannt, können jeder Zeit nachgeschlagen werden und mensch kann sich selbst je nach persönlichem Interesse einen eigenen Fokus setzen. Das Buch wird zum Impulsgeber.

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Anhand der Aufteilung in zwei Oberthemen „Die Grundlagen“ und „Gleichberechtigung. Wo der Schuh drückt“ schlägt die Autorin eine Brücke zwischen Theorie und Praxis. Der erste Teil umfasst grundlegende Definitionen („Femi-Was?), Begriffs- und Theorieerklärungen („Sex und Gender“, „Intersektionalität“) und erläutert die Zusammenhänge von brisanten Dauerthemen, wie den Kampf für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit („Gender Pay Gap“) und gegen Sexismus (etwa „street harassment“). Der Sprung in die Praxis beginnt bei der Zurückweisung biologistischer Erklärungen für vermeintliche Geschlechterunterschiede, umfasst die Kritik am Status des weiblichen Körpers als Objekts in unserer Gesellschaft sowie in den Massenmedien und mündet letztlich in der Vorstellung empowernder Beispiele von erfolgreichen und einflussreichen Frauen in Politik, Kunst, Musik, Journalismus, Wissenschaft usw.

Spannend ist die Mischung aus den unterschiedlichen Textformen und dem ansprechenden visuellen Design, was die Augen nie müde werden lässt. Eine schönes Detail, das ich herausheben möchte sind die Portraits – gespickt mit treffenden Zitaten, die den Leser*innen in jedem Kapitel begegnen und chronologisch und thematisch durch das Buch begleiten. Neben Pionierinnen der Frauenbewegungen, wie Simone de Beauvoir und bell hooks werden auch Frauen vorgestellt, die aktuell in Blogs, Magazinen und Comics im Sinne der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern schreiben und zeichnen (zum Beispiel Laurie Penny und Shonda Rhimes).

Der deutliche Schwerpunkt auf die westlichen Bewegungen, erscheint mir begründungswürdig. Aber mir imponiert, dass Korbik nicht versucht in geschwollenem Akademiker*innen-Sprech die potenzielle Leser*innenschaft zum „Feminismus“ zu bekehren. Im Gegenteil, sie legt großen Wert darauf unter anderem wissenschaftliche Diskurse, Begriffe und Anglizismen zu erklären und so feministische Inhalte einer größeren Leser*innenschaft zugänglich zu machen – etwas, das viele andere versäumen.

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