Skip to content

Der Schmerz ist doch natürlich und gehört dazu, oder nicht?

Der Schmerz ist doch natürlich und gehört dazu, oder nicht? published on Keine Kommentare zu Der Schmerz ist doch natürlich und gehört dazu, oder nicht?

Follow my blog with Bloglovin

Ein Gastbeitrag von Freya Bersani 

fip_banner_v81.jpg

Ich bin ein aktiver, froher und lebenslustiger Mensch, der sich gerne mit Freunden trifft, ins Kino geht und Ausstellungen besucht. Nichtsdestotrotz wurde meine Unternehmenslust bis vor Kurzen einmal im Monat stark gebremst – und zwar von meinem eigenen Körper – in Form der Monatsblutung.

Seit meinem Teenageralter plagten mich Monat für Monat starke Schmerzen kurz vor und während meiner Regel. Ich konnte während meiner Periode, die vier bis sechs Tage andauerte, kaum einen Tag ohne Schmerzmittel überstehen. Zwei bis drei Tage vor dem Einsetzen der Regel, bekam ich fürchterliche, manchmal sogar Migräne ähnliche Kopfschmerzen. Während der Regel kamen dann Magenkrämpfe, Übelkeit (manchmal mit Erbrechen), Rücken- und Nierenschmerzen sowie Schmerzen im Unterleib und Beckenbereich hinzu. Wenn es besonders schlimm war, hatte ich sogar Schmerzen beim Wasserlassen und beim Stuhlgang. „Regelschmerzen sind doch normal“, dachte ich mir und so vergingen die Jahre, die ich einmal im Monat nur mit Schmerzmitteln und einem Attest vom Arzt ertragen konnte. Als die Schmerzen während der Regel aber immer mehr zunahmen und ich beim Stuhlgang vor Schmerzen nur noch flach atmen konnte oder sogar die Luft anhalten musste, entschloss ich mich endlich, etwas dagegen zu tun. Ich suchte meine Gynäkologin auf, der ich meine Symptome schilderte und, die mir sehr genau zuhörte. Nach einer kurzen körperlichen Untersuchung und in Anbetracht meiner Schilderungen, äußerte sie den Verdacht einer Endometriose. „Endo… – wie?“, fragte ich sie erstaunt. Ich hatte das Wort noch nie zuvor gehört.

Die Endometriose ist eine gutartige, aber chronische Erkrankung der Gebärmutter, die in vier Stadien aufgeteilt werden kann. Die Endometriose-Vereinigung Deutschland definiert die Krankheit wie folgt:

Gewebe, ähnlich dem der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) tritt [bei der Endometriose] im Unterleib auf und siedelt sich dort an den Eierstöcken, Eileitern, Darm, Blase oder dem Bauchfell an. (…) In den meisten Fällen werden diese Endometrioseherde von den Hormonen des Monatszyklus beeinflusst. So können die Herde zyklisch wachsen und bluten. 

Schätzungsweise leiden 7-15 % aller Frauen an einer Endometriose; die Dunkelziffer wird um ein Vielfaches höher geschätzt, da die betroffenen Frauen entweder keine Schmerzen verspüren oder diesen mit einem ‚normalen‘ Menstruationsschmerz verwechseln. Der Endometriose-Vereinigung Deutschland zufolge, „stehen die Beschwerden nicht immer im direkten Verhältnis zum Grad der Ausbreitung der Endometriose“. Infolgedessen erkranken jährlich mehr als 30.000 Frauen an Endometriose, denn eine Diagnose kann unter anderem bis zu zehn Jahre dauern. Eine genaue Diagnose kann nur durch eine Laparoskopie (Bauchspiegelung) gestellt werden. Dazu riet mir meine Ärztin schlussendlich auch. Unbehandelt kann eine Endometriose zur Unfruchtbarkeit der Frau führen.

Bei einer Bauchspieglung wird die Bauchhöhle von innen mit einem Endoskop betrachtet. Um freie Sicht auf die Organe im Bauch- und Beckenraum zu erhalten, wird der Patientin ein Gasgemisch injiziert. Die Laparoskopie ist eine minimalinvasive Operation, die lediglich drei kleine Einschnitte im unteren Bauchbereich erfordert. Heutzutage wird diese Art der Operation ambulant durchgeführt – vor zehn Jahren beispielsweise erforderte eine Laparoskopie einen fünf-bis siebentägigen stationären Aufenthalt im Krankenhaus.

Nachdem meine Ärztin mir in ihrer Praxis einen Termin für eine Laparoskopie im Krankenhaus gemacht hatte, entschied ich mich den Eingriff so schnell wie möglich durchführen zu lassen. Ich wollte einfach nicht mehr mit den starken Schmerzen leben und weigerte mich, mir mein Leben von der Krankheit diktieren zu lassen und mich so dermaßen einschränken zu müssen – mit u.a. Unternehmungen oder der Urlaubsplanung. Nach der Operation, die ambulant durchgeführt wurde und die ca. 30 min dauerte, stellte sich heraus, dass ich tatsächlich an Endometriose leide. Woher die Krankheit kommt, kann niemand bisher sagen. Man kann nur Vermutungen über eine erbliche Veranlagung, Fehlfunktionen des Immunsystems oder den Rückfluss des Menstruationsblutes durch die Eileiter in den Bauchraum anstellen.

Wurde eine Endometriose festgestellt, so muss nachfolgend eine Therapieform auf die Patientin und ihre Bedürfnisse bzw. den Grad der Krankheit abgestimmt werden. Diese reicht von Schmerz- und Hormontherapien und alternative Heilmethoden bis zu operativen Eingriffen. In meinem Fall habe ich mich, zusammen mit meiner Ärztin, für eine Hormontherapie entschieden. Dabei wird der Aufbau des Endometriums in der Gebärmutter unterdrückt, so dass sich keine neuen schmerzhaften Herde mehr bilden können. Durch die Einnahme der Hormone bin ich das erste Mal seit 15 Jahren schmerzfrei und werde nicht mehr von meinem Arzt einmal pro Monat krankgeschrieben, da ich vor Schmerzen das Bett nicht verlassen kann.

Ich habe mich dazu entschieden über Endometriose zu schreiben, um Frauen auf diese Krankheit aufmerksam zu machen. Wie bereits erwähnt, kann sie auch ohne jegliche Beschwerden verlaufen, was die Gefahr einer Unfruchtbarkeit der Frau deutlich erhöhen kann. Schmerzen während der Periode sind normal. Sobald man den Tag allerdings nicht ohne Schmerzmittel übersteht, oder es sogar vorkommt, dass man ins Krankenhaus eingewiesen wird, ist es kein normaler Regelschmerz mehr, der „dazu gehört“ und ein ausgiebiges Gespräch mit dem/der Gynäkolog/in ist unausweichlich.

 

 

 

 

*** Zum Thema Endometriose lies auch ***

Facebookby feather

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Primary Sidebar

Schrift anpassen
Hohe Kontraste