von der Bücherhexe
Zusammen ist man weniger allein – diese Tatsache hat schon Anna Gavalda zauberhaft in Buchform gebracht. Aude le Corffs Debutroman verrät uns eine weitere Erkenntnis: Bäume reisen nachts! Sie erzählt uns eine Geschichte, in der das Mädchen Manon, ihr Vater Pierre, ihre Tante Sophie und der Rentner Anatole zunächst allerdings sehr allein sind und nirgendwohin reisen. Denn Manons Mutter Anais hat die Familie verlassen, niemand weiß, wohin sie gegangen ist. Manons Vater ist entsprechend depressiv, Sophie versucht, die Entscheidung ihrer Schwester zu verstehen und den Zurückgelassen zu helfen, und Anatole vermisst seinen Beruf und leidet unter dem Älterwerden. So sitzt Manon im Garten und spricht mit Katzen und Ameisen, Pierre sitzt über seinen Bierflaschen, Tante Sophie zwischen diversen Stühlen, und Anatole in seinem Sessel. Doch dann geschehen Ereignisse, die den Lauf der Dinge verändern und einiges in Bewegung bringen: Manon und Anatole freunden sich an und fühlen sich zum ersten Mal seit langem verstanden. Und es kommt Post von Anais. Und so begeben sich vier sehr unterschiedliche Menschen auf eine Reise zu Manons Mutter. Aber nicht alle von ihnen sind sicher, dass das eine gute Idee ist… „Bäume reisen nachts“ hat einfach alles was eine schöne und berührende Geschichte braucht und was wir an gewissen französischen Büchern und Filmen lieben: Wärme, Lebensfreude, witzige, temporeiche Dialoge, Melancholie, charmante Unperfektheit, leicht verschrobene Menschen mit Eigenheiten die wir oft sehr gut nachvollziehen können, und einen Blick für die kleinen Dinge – die ja nicht selten die eigentlich großen Dinge sind.
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Aude le Corff
Bäume reisen nachts
Aus dem Französischen von Claudia Steinitz
Insel Verlag
€ 12,99
9783458360193