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Rezension: I CAN BE YOUR HERO BABY im FFT

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(Achtung! Eventueller Spoiler- Alarm!)                                                                  

von Lomé

„Wir müssen lernen, das Wort „NEIN“ lustvoll zu sagen!“

FFT-Hero
Foto vom FreienForumTheater, Düsseldorf

Das Berliner Autorinnen/Performerinnenkollektiv „Henrike Iglesias“ um Anna Fries, Laura Neumann, Marielle Schavan und Sophia Schrot (gegründet 2012) hat ganze Arbeit geleistet. Sowohl  in der Recherchearbeit rund um das Thema Sexarbeit und Modelbusiness, bei der Performance und was den hinterlassenen Eindruck beim Publikum angeht. Absolute Weiterempfehlung!

Szene 1: Laute elektronische Musik, zwei riesige Schwäne, die von bunten Lichtern in Szene gesetzt werden und „Heidi“, die das Publikum mit ihren oberflächlichen Floskeln begrüßt.

Szene 2: Eine ausländische Sexarbeiterin erzählt, wie sie nach Deutschland kam und wie ihre Lebens- und Berufswelt hier ausschaut.

Szene 3: Eine Domina fordert eine Ausbildung für Sexarbeit.

Das Künstlerinnenkollektiv vergleicht zwei Berufe, die was gesellschftliche Anerkennung angeht, unterschiedlicher nicht sein könnten. Viele junge Menschen träumen davon, eines Tages auf den Laufstegen der Welt unterwegs sein zu können und ein Leben voller Glamour, Reichtum und Mode zu führen.
Hingegen ist der Wunsch von Sexarbeit zu leben nicht so weit verbreitet und welche Eltern würden bei dessen Äußerung nicht zuerst die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Denn immer noch fehlt es in der gesellschaftlichen Debatte an Differenzierung. Zwangsprostitution, Menschenhandel und Sexarbeit werden viel zu oft in einen Topf geworfen und die Stimmen der Betroffenen nicht angehört.
Dass es Menschen gibt, die freiwillig sexuelle Dienstleistungen anbieten, wird viel zu oft übersehen. Es gilt umzudenken und aufzuklären.
Werbung, Mode, Zeitschriften usw. mit nackten/mit Unterwäsche bekleideten Frauen, die irgendwelche konsumierbaren Produkte bewerben und dafür bezahlt werden ist weitaus akzeptierter als sexuelle Selbstbestimmung. Die liebe Doppelmoral!
In I CAN BE YOUR HERO wird auf faszinierende und sehr abwechslungsreiche Weise gezeigt, dass sowohl die Arbeitsbedingungen als auch Wünsche, Träume und Visionen von Models und Sexarbeiterinnen ähnlicher sind, als im allgemeinen Verständnis bewusst. Fehlende Privatssphäre, Entmündigung, Objektifizierung, Sprachprobleme… sind in beiden Branchen Gang und Gebe.
Zwischendurch wird es noch viel persönlicher. Die Performerinnen zeigen, wie auch sie unter der Objektifizierung und der Reduktion auf den weiblichen Körper leiden. Diese Szenen sind unglaublich mutig und haben mich sehr gefesselt. Denn ihre Erfahrungen sind individuell und kollektiv zugleich… jede Frau* kennt das Gefühl nicht schön, nicht schlank, nicht genug Barbie zu sein. Der Loslösungsprozess von diesen Idealen ist schwer und dauert wahrscheinlich ein Leben lang.
Daher der Aufruf: „Lernt, das Wort NEIN lustvoll und laut auszusprechen! Sagt NEIN zu patriarchalen Unterdrückungsstrategien, NEIN zum weiblichen Körper als kapitalistischen Ware und NEIN zum Geschlechtscharakter!
Gerade durch diese persönliche Ebene ist I CAN BE YOUR HERO BABY ein empowerndes, body-positives Theaterstück, das mensch nicht oft genug sehen kann.

Nächste Vorstellung: 19.09.2015, 21:00 Uhr, FFT, Düsseldorf, im Anschluss Diskussion

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