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still loving the – one and only – f-word: Feminism

still loving the – one and only – f-word: Feminism published on Keine Kommentare zu still loving the – one and only – f-word: Feminism

von Tine

ohne Fusel

Immer wieder bin ich schockiert darüber, wie viel Unwissenheit über Feminismus in meinem sozialen Umfeld herrscht. Vermeintlicher Feminismus a lá Emma und Co. wird als verrückt oder übertrieben abgetan. FeministInnen seien bekloppte MännerhasserInnen und in Folge dessen bezeichnet mensch sich lieber als Anti-FeministIn – man sei schließlich für Gleichberechtigung, nicht für ein Matriarchat.
Ein Artikel auf Feminismus im Pott sprach vor wenigen Wochen ebenfalls diese Problematik an. Der Irrtum mancher Personen, Alice Schwarzer wäre die Ikone des Feminismus und das Missverstehen von dem eigentlichen Ziel des Feminismus: Gleichberechtigung.
Der Autor schrieb: „Der Feminismus wird als Ganzes, als homogene Masse begriffen, und nicht als heterogenes System aus zahlreichen Feminismen, die mitunter verschiedene und gegensätzliche Ansätze verfolgen.“

Aber ist nicht genau das das Problem, das so vielen Menschen erschwert, Feminismus zu begreifen und nicht als abstraktes, männerhassendes Etwas wahrzunehmen?

Feminismus ist sicherlich keine homogene Masse. Feminismus muss Menschen jeglicher Hautfarbe, Nationalität, Sexualität, Religion, Herkunft und körperlicher, sowie psychischer Verfassung und jeglichen Geschlechts umfassen. Er muss die Schnittpunkte verschiedener Diskriminierungsformen sichtbar machen und vor allem marginalisierten Gruppen ein Sprachrohr bieten.
Feminismus lebt von Diversität, allerdings halte ich die Aufsplitterung in verschiedene Feminismen für äußerst problematisch.

Zu sagen, Alice Schwarzer verkörpere mit ihrer Feindseligkeit gegenüber SexarbeiterInnen und ihrem bevormundendem Verhalten gegenüber verschleierten Frauen nicht MEINEN Feminismus, bedeutet, er könne für eine andere Person Feminismus bedeuten.
Ein Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht von Frauen* kann aber niemals feministisch sein. Genauso wenig ist eine weiße, westlich-geprägte Pauschalisierung aller Frauen* weltweit feministisch, sondern verkürzt und eindimensional.

Die Abstraktion des Feminismusbegriffs, welche durch die Schaffung verschiedener Feminismen entsteht, ist insofern gefährlich, da sie Diskriminierungsformen eine Plattform bietet, als Feminismus begriffen zu werden. Zudem erschwert es Personen, sich als feministisch zu identifizieren, da der Eindruck vermittelt werden kann, Diskriminierung und Ausschluss mancher Personengruppen sei in Ordnung.

Selbstverständlich gibt es verschiedene Diskriminierungsformen, die manche Personengruppen mehr betreffen als andere. Als westeuropäische, privilegierte Cis-Frau sollte ich mir besonders darüber im Klaren sein.

Was mir und allen anderen Personen, die sich als FeministInnen identifizieren, aber auch klar sein sollte: Ein Feminismus, der sich darüber nicht im Klarem ist und eventuell sogar bestimmte Personengruppen bevormundet oder diskriminiert, kann kein Feminismus sein. Um einen intersektionalen, anti-diskriminierenden Zugang zu finden, braucht es keine Zerstreuung in verschiedene Feminismen, sondern DEN einen starken, vereinenden Feminismus.

Dabei stellt sich die Frage, was DER Feminismus genau darstellt und wer die Definitionsmacht über ihn besitzt. Es wird immer Pluralismen in politischen Strömungen geben und meistens, wie beispielsweise im Marxismus, sind diese auch nichts Negatives, da Politisches vom Austausch miteinander lebt.
Es wäre utopisch, zu glauben, ein derartiger Pluralismus ließe sich überwinden. Nicht alle Personen in einer Bewegung können über dieselben Ansprüche und Bedürfnisse verfügen. Darüber ist sich auch Chandra T. Mohanty, eine der berühmtesten Feministinnen des postkolonialen globalen Südens, bewusst. Sie kritisierte stets die Idee des „global sisterhood“ als eine unmögliche Kategorie, da Frauen keine universelle Gruppe sind.

“What is problematical, then, about this kind of use of ‘women’ as a group, as a stable category of analysis, is that it assumes an ahistorical, universal unity between women based on a generalized notion of their subordination.“ (Mohanty 1984: 344)

Was Frauen aber als gemeinsame Gruppe schaffen können, um DEN Feminismus zu leben, ist eine bestimmte historische und politische Praxis in Form politischer Organisation, Diskussion und Vernetzung, um ein gemeinsames, feministisches Fundament zu entwickeln.

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Mohanty, Chandra Talpade (1984): Under Western Eyes: Feminist Scholarship and Colonial Discourse. In: On Humanism and the University I: The Discourse of Humanism. boundary 2, Vol. 12, No. 3, pp. 333-358.

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