von Laura
Heidi Klum ist wieder auf der Suche nach ihren „Meeeeedchen“, denn Germany’s Next Topmodel soll in die 13te Runde gehen. But watch out: die Vulvarines protestieren mit ihrer Kampagne „notheidisgirl“ und mischen die Sozialen Netzwerke auf. Unter dem Hashtag „notheidisgirl“ formieren sich ihre Mitstreiter*innen und posten und twittern gegen unrealistische Schönheitsnormen und den gesellschaftlichen Druck. Laura hat mit den Initiatorinnen der Kampagne über ihre Arbeit, den Kampf gegen das westliche Schönheitsideal und die Rolle von Heidi Klum gechattet.
Wer seid ihr?
Wir sind eine Gruppe von feministischen Aktivistinnen, die komplett bunt zusammengemischt ist: Studentinnen, Arbeiterinnen, Mütter. Am Ende Freundinnen. Wir sind mal laut, mal leise. Auf der Straße und im persönlichen Gespräch. Wir wollen uns und andere stärken und sensibilisieren.
Organisatorisch sind wir an die Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken – im Kreisverband Mönchengladbach angegliedert.
Wie ist die Kampagne „notheidisgirl“ entstanden?
Im Juni haben wir unsere Gruppe – die Vulvarines – gegründet und die ersten Treffen zunächst einmal dafür genutzt, uns über die Dinge auszutauschen, die uns im alltäglichen Leben alle gleichsam bewegen. Bei unserem dritten Treffen entstand dann die Idee für die Kampagne #notheidisgirl. Denn in einem Punkt waren wir uns alle von Anfang an einig: das bestehende gesellschaftlich konstruierte Schönheitsideal, was keinen Raum für Vielfalt lässt, ist etwas, das wir satt haben einfach so hinzunehmen.
Was ist Ziel der Kampagne?
Wir verstehen unsere Kampagne als Medium, durch das sichtbar wird was Realität ist. Wir möchten Menschen darin bestärken, (körperliche) Vielfalt zu zeigen und zu leben. Wenn wir mit unserer Kampagne erreichen, dass Personen sich bestärkt fühlen und das auch äußern, dann haben wir schon viel erreicht. Die Begriffe „Empowerment“ und „Sensibilisierung“ fassen es wohl am besten zusammen.
Wie kamt ihr auf den Namen „Vulvarines“?
Indem wir uns das männlich dominierte Feld der Superhelden zu eigen machen und mit dem Begriff der Vulva kombinieren, schaffen wir eine Vereinigung, die auf den ersten Blick irritiert und dadurch zum Nachdenken anregen kann. Außerdem finden wir das Wortspiel einfach super.
Heidi Klum wirbt momentan für die 13. Staffel. Warum denkt ihr ist Germany’s Next Topmodel so erfolgreich?
Wenn man in einer Gesellschaft wie der unseren sozialisiert und von Kindheit an durch Mode- und Werbeindustrie mit Selbstzweifeln und Konkurrenzdenken gefüttert wird, ist es nur verständlich, dass gerade Mädchen und junge Frauen, die sich in einer Phase der Identitätssuche befinden, in solch einem Format eine scheinbare Antwort sehen. Dahinter steckt eine ganz einfache Verwertungslogik: wenn du ein bestimmtes Äußeres hast, erhältst du gesellschaftliche Anerkennung und kannst erfolgreich und verwertbar für das System sein.
Wie ist die Resonanz auf die Kampagne?
Die Solidarität, die aktuell im Netz spürbar ist, ist absolut überwältigend. Uns erreichen unzählige Nachrichten von Menschen, die sich mit uns verbunden fühlen. Das gibt uns und den Menschen, denen „notheidisgirl“ eine Stimme verleiht, Kraft. Die große Resonanz und insbesondere jene Nachrichten, in denen Menschen uns von teils sehr privaten Schicksalen und Biographien berichten, zeigen, dass das was wir angestoßen haben, lange überfällig war.
Wir beobachten außerdem, dass vielen Hasskommentaren im Netz von immer mehr Supporter*innen umgehend etwas entgegengesetzt wird. Das zeigt wie tragfähig die Kampagne schon jetzt ist.
Habt ihr schon etwas von Heidi gehört?
Nein, haben wir nicht. Wir konzentrieren uns lieber auf den Austausch mit den Menschen, die ansonsten keine Stimme haben. Denen eine Bühne zu geben, die diese sowieso schon haben, ist definitiv nicht unser Ziel.
Gegen Heidi Klum und Germanys Next Topmodel laufen schon einige Kampagnen. Warum richtet die Kritik sich gerade gegen Klum? Warum nicht gegen einen ihrer Kollegen? Muss die Kritik nicht darüber hinausgehen?
Unsere Kritik richtet sich eindeutig nicht gegen Heidi Klum als Person. Und auch nicht gegen die Teilnehmerinnen von Germany’s Next Topmodel. Dieses Format stellt für uns lediglich ein Symptom dar, welches sich in die Verwertungsmaschinerie von Mode- und Werbeindustrie einreiht und somit ein Bild von Schönheit reproduziert, das keinen Spielraum für Andersartigkeit lässt.
Wir positionieren uns gegen eine Industrie, die von Objektivierung und Konkurrenz junger Frauen lebt. Die Tatsache, dass wir den Hashtag „notheidisgirl“ gegründet haben, liegt darin begründet, dass sie als Marke das Aushängeschild dieses Formats darstellt. Es handelt sich hier keinesfalls um ein „wir Frauen vs. diese Frau“.
4 Kommentare
Für mich heißt GNTM nur „Germanys unnötigste Sendung“ Ich kann mit dieser Sendung, die aus Deutschlands jungen Frauen Magersüchtige Hungerhaken macht nichts anfangen…
[…] Warum die Vulvarines mit der Kampagne #notheidisgirl gegen das westliche Schönheitsideal kämpfen […]
Ich bin so dankbar Euch im Netz gefunden zu haben und würde mich gern engagieren.. was Ihr ausdrückt hatte in mir ein großes Bedürfnis aber keine Worte und hat noch wenig Mut..liebe Grüße Anna
dreizehn mal danke danke danke
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