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Recht auf Trauer – Buchrezension und Gewinnspiel

Recht auf Trauer – Buchrezension und Gewinnspiel published on 18 Kommentare zu Recht auf Trauer – Buchrezension und Gewinnspiel

von Silvana

Das Buch „Recht auf Trauer“ von Francis Seeck setzt sich mit (hauptsächlich klassistischer) Diskriminierung im Rahmen von Sterbeprozessen und Bestattungen auseinander. Heute gibt es dazu eine kurze Buchrezension und ein Gewinnspiel – viel Spaß beim Lesen und viel Glück bei der Verlosung!


Wer ist eigentlich betrauerbar? Wem wird in unserer Gesellschaft ein würdevolles Leben zugestanden? Und wem auch ein würdevoller Tod?

Diesen Fragen geht Francis Seeck im 2017 erschienenen Buch „Recht auf Trauer. Bestattungen aus machtkritischer Perspektive“ nach. Auf knapp 100 Seiten geht Seeck sehr eindrücklich darauf ein, was passiert, wenn arme Menschen sterben. Wenn ihre Angehörigen die teuren Bestattungskosten nicht bezahlen können oder nicht innerhalb kürzester Zeit ausfindig gemacht werden können, erfolgt im Zweifelsfall eine anonyme Bestattung – Eine Routineprozedur, die nichts zum Erinnern an die verstorbene Person zurücklässt; kein Grab, keinen Grabstein, keine Namensgravur, keinen Ort zum Trauern oder Gedenken.

Im Buch werden die rechtlichen Rahmenbedingungen im Falle eines Todes in Armut sehr genau und verständlich erklärt –  damit bildet es einen wichtigen Beitrag zur Aufdeckung struktureller (auch intersektionaler) Diskriminierung. Die Stärke von „Recht auf Trauer“ liegt aber vor allem darin, dass nicht auf dieser strukturellen Ebene verweilt wird; Francis Seeck nahm im Rahmen einer qualitativen Forschungsarbeit auch selbst an zahlreichen behördlich organisierten Bestattungen in Berlin teil und interviewte Angehörige, Bestatter*innen oder auch Mitarbeiter*innen eines Gesundheitsamtes – die Erkenntnisse aus dieser teilnehmenden Beobachtung werden im Buch beschrieben und zeigen sehr deutlich die Ambivalenzen auf, die bei einem Aufeinandertreffen staatlicher Machtlogiken und dem Sterben von Individuen in Erscheinung treten; was für eine Gesellschaft ist das, in der selbst das Recht auf Trauer, das Recht, einer Person zu gedenken, hierarchisiert wird?

Die intersektionale Perspektive wird durch den Teil des Buches vervollständigt, der aktivistische Arbeit mit einbezieht und alternative Trauerkonzepte vorstellt; ein Beispiel dafür bildet die Initiative Grab mit vielen Namen, ein durch Spenden finanziertes Gemeinschaftsgrab für arme Menschen, auf dessen Grabstein die Verstorbenen namentlich erwähnt werden und so erinnert werden können.

Diskriminierungsstrukturen, die nach dem Tod einer armen Person greifen, sind aber nur der Gipfel des Eisberges einer Gesellschaft, in der Klassismus und Sozialdarwinismus allgegenwärtig sind; auch dieser wichtige Aspekt wird aufgegriffen und eingeordnet. So erfahren die Leser*innen zum Beispiel, dass staatliche Machtstrukturen arme und marginalisierte Menschen nicht nur nach ihrem Tod diskriminieren, sondern diesen de facto schneller herbeiführen. Armut verkürzt Lebenserwartungen in erheblichem Ausmaße, z.B. durch Stigmatisierung und die Erzeugung von Scham bei den Betroffenen, mangelhafte gesundheitliche Versorgung, soziale Ausgrenzung und Vereinsamung. Frauen, trans Menschen oder Menschen mit Rassismuserfahrungen sind diesen diskriminierenden, krankmachenden Strukturen dabei in der Regel in einem anderen, einem größeren Umfang ausgesetzt. Auch das ist eine wichtige Botschaft des Buches.

Aus der persönlichen Betroffenheit heraus (Francis Seeck erfuhr selbst erst im Nachhinein durch eine Zahlungsaufforderung von der ordnungsbehördlichen Bestattung des eigenen Vaters) wurde sich hier eines Themas angenommen, über das ungern und selten gesprochen wird. Dabei ist die Auseinandersetzung mit Diskriminierungen, die Menschen nach dem Tod widerfahren (sowohl den Verstorbenen, als auch ihren Hinterbliebenen) wichtig und eröffnet zudem einen Blick für das größere Ganze: Strukturelle Ungleichbehandlung, soziale Ausgrenzungen und Schlechterbehandlung beginnt bereits sehr viel früher. Klassismus ist ein großes Problem; mit einer intersektionalen Annäherung an die Thematik leistet „Recht auf Trauer“ einen wesentlichen Beitrag zur Debatte, der weiter diskutiert werden sollte.

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Weiter diskutieren könnt ihr zum Beispiel am Freitag, dem 20. April 2018 im Theater Oberhausen. Im Rahmen der Antigone-Aufführung sind Francis Seeck und Bestatter Eric Wrede zu einem Expert*innengespräch eingeladen. Los geht es um 18 Uhr!

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Außerdem verlosen wir ein Exemplar von „Recht auf Trauer“ – Wenn euch die Rezension neugierig gemacht hat, kommentiert einfach hier auf dem Blog (gerne auch zusätzlich unter dem dazugehörigen Facebook-Post). Das Gewinnspiel endet am 25. April 2018 um 23:59. Alle Informationen könnt ihr den angefügten Gewinnspielbedingungen entnehmen.

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„Recht auf Trauer. Bestattungen aus machtkritischer Perspektive“ von Francis Seeck erschien 2017 in der Edition Assemblage. Rezensions- und Verlosungsexemplar wurden uns freundlicherweise vom Verlag überlassen. ISBN 978-3-96042-020-0.

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Teilnahme
Um am Gewinnspiel teilzunehmen, hinterlasst einen Kommentar unter diesem Beitrag. Wer ein weiteres Mal in den Lostopf möchte, lässt auch noch einen Kommentar unter dem dazugehörigen Facebook-Post da. Die Teilnahme ist nur innerhalb des Teilnahmezeitraums möglich. Nach Teilnahmeschluss eingehende Einsendungen werden bei der Auslosung nicht berücksichtigt.

Ablauf des Gewinnspiels
Das Gewinnspiel endet am 25. April 2018 um 23:59. Der*die Gewinner*in wird über Facebook oder Mail kontaktiert.

Teilnahmeberechtigte
Teilnahmeberechtigt sind natürliche Personen, die Ihren Wohnsitz in Deutschland und das 14. Lebensjahr vollendet haben. Nicht teilnahmeberechtigt am Gewinnspiel sind alle an der Konzeption und Umsetzung des Gewinnspiels beteiligte Personen und Mitarbeiter*innen sowie ihre Familienmitglieder.

Gewinn, Benachrichtigung und Übermittlung des Gewinns
Die Ermittlung des Gewinners*der Gewinnerin erfolgt innerhalb von 48 Stunden nach Teilnahmeschluss im Rahmen einer auf dem Zufallsprinzip beruhenden Verlosung unter allen Teilnehmer*innen. Die Aushändigung des Gewinns erfolgt ausschließlich an den Gewinner* die Gewinnerin oder an den*die gesetzliche*n Vertreter*in der minderjährigen teilnehmenden Person. Ein Umtausch, eine Selbstabholung sowie eine Barauszahlung des Gewinns sind nicht möglich. Für den Versand der Gewinne anfallende Kosten übernehmen wir.

Meldet sich der*die Gewinner*in nach zweifacher Aufforderung innerhalb einer Frist von 3 Wochen nicht, kann der Gewinn auf einen anderen Teilnehmer übertragen werden. Es wird unter allen Teilnehmern eine erneute Auslosung durchgeführt.

Beendigung des Gewinnspiels
Der Veranstalter behält sich ausdrücklich vor, das Gewinnspiel ohne vorherige Ankündigung und ohne Mitteilung von Gründen zu beenden. Dies gilt insbesondere für jegliche Gründe, die einen planmäßigen Ablauf des Gewinnspiels stören oder verhindern würden.

Datenschutz
Für die Teilnahme am Gewinnspiel ist die Angabe von persönlichen Daten notwendig. Der Teilnehmer versichert, dass die von ihm gemachten Angaben zur Person, insbesondere Vor-, Nachname und Emailadresse wahrheitsgemäß und richtig sind. Der Veranstalter weist darauf hin, dass sämtliche personenbezogenen Daten des Teilnehmers* der Teilnehmerin ohne Einverständnis weder an Dritte weitergegeben noch diesen zur Nutzung überlassen werden.

Im Falle eines Gewinns, erklärt sich der Gewinner mit der Veröffentlichung seines Namens und Wohnorts in den vom Veranstalter genutzten Werbemedien einverstanden. Dies schließt die Bekanntgabe des Gewinners auf der Webseite des Betreibers und seinen Social Media Plattformen mit ein.

Der Teilnehmer* die Teilnehmerin kann seine*ihre erklärte Einwilligung jederzeit widerrufen. Der Widerruf ist schriftlich an die im Impressumsbereich zu findende Anschrift des Veranstalters zu richten. Nach Widerruf der Einwilligung werden die erhobenen und gespeicherten personenbezogenen Daten des Teilnehmers umgehend gelöscht.

Facebook Disclaimer
Diese Aktion steht in keiner Verbindung zu Facebook und wird in keiner Weise von Facebook gesponsert, unterstützt oder organisiert.

Anwendbares Recht
Fragen oder Beanstandungen im Zusammenhang mit dem Gewinnspiel sind an den Betreiber zu richten. Kontaktmöglichkeiten finden sich im Impressumsbereich. Das Gewinnspiel des Betreibers unterliegt ausschließlich dem Recht der Bundesrepublik Deutschland. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Salvatorische Klausel
Sollte eine Bestimmung dieser Teilnahmebedingungen ganz oder teilweise unwirksam sein oder werden, so wird dadurch die Gültigkeit dieser Teilnahmebedingungen im Übrigen nicht berührt. Statt der unwirksamen Bestimmung gilt diejenige gesetzlich zulässige Regelung, die dem in der unwirksamen Bestimmung zum Ausdruck gekommenen Sinn und Zweck wirtschaftlich am nächsten kommt. Entsprechendes gilt für den Fall des Vorliegens einer Regelungslücke in diesen Teilnahmebedingungen.

18 Kommentare

Hallo, ich würde mich sehr freuen, wenn ich das Buch gewinnen würde. Ich durfte Francis auf einem Workshop kennen lernen und Francis hat am nächsten Tag auf der gleichen Veranstaltung das Buch vorgestellt, ich hab mich aber nicht hingetraut, weil ich ein schwieriges Verhältnis zum Thema Tod habe. Es interessiert mich aber sehr und ich glaube das Buch würde mir in meinem eigenen Tempo gut gefallen. Liebe Grüße

Ich würde das Buch gerne gewinnen, da ich über das Thema leider bislang noch nicht viel erfahren habe und Diskriminierungen anhand der Bestattung ist ein Thema, welches mir im Studium bislang noch gar nicht vermittelt wurde, obwohl ich Rehabilitationspädagogik studiere und ein großer Wert auf die Wissensvermittlung bezüglich Intersektionalität und Diskriminierungserfahrung gelegt wird.

Hallo, über den Gewinn würde ich mich sehr freuen und es an eine liebe Freundin weitergeben die als Sozialarbeiterin in einen Hospiz tätig ist. Das Sterben und der Tod hat mich im vergangenen Jahr auch stark beschäftigt und ich wäre sehr interessiert an dem Thema.

Ich würde mich sehr freuen das Buch zu gewinnen. Der Tod ist ein Tabuthema, welches viel mehr Aufmerksamkeit bekommen sollte. Trauerverarbeitung muss ein Bestandteil unseres Lebens werden. Ich hoffe sehr in diesem Bereich mal tätig werden zu können und würde mich daher freuen, wenn ich mich durch das Buch weiter entwickeln kann.

Im Laufe der letzen Jahre bin ich unfassbar oft mit dem Thema “Trauer“ auf familiärer und freund*innenschaftlicher Ebene konfrontiert worden. Einzig Solidarität konnte verhindern, dass Menschen, die durch Krankheit und prekäre Arbeitsverhältnisse, in Armut glitten, auf dem Sterbebett noch um anonyme Bestattungen bangen mussten. Da eine hohe Anzahl von Menschen jedoch keinen individuellen Rückhalt genießen kann, sondern, aus verschiedensten Gründen, von sozialer Ausgrenzung betroffen ist, kann diesem Buch nur eine große Relevanz beigemessen werden. Da sich bisher noch keine Möglichkeit ergab, sich theoretisch mit der Thematik “Recht auf Trauer“ auseinanderzusetzen, würde ich dies gerne, mithilfe der Lektüre des Buches, ändern.

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