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Leserinbrief an die Süddeutsche Zeitung – „repost“

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Von Rita Kronauer, Feministisches Archiv ausZeiten (Bochum)

Mein Leserinnenbrief war eine Reaktion auf die Berichterstattung über die sexualisierteSZ_12_1_2016_ Gewalt in der Silvesternacht in Köln und anderen Städten, die in der Süddeutschen Zeitung seit dem 5. Januar 2016 erschienen waren. Mein konkreter Bezug waren 2 Artikel. Einmal der Artikel vom 12.1., eine allzu kurze Information über den #ausnahmslos-Aufruf, der gleich mit der Kritik an den Feministinnen beginnt, wann sie denn endlich reagierten, obwohl sie es ja genau damit – und mit anderen Stellungnahmen sowie dem Aufruf zum flashmob auf der Kölner Domplatte am  9. Januar – längst getan hatten. Und selbst wenn sie es nicht getan hätten, so ist jede Frau, jede Journalistin dafür verantwortlich, es zu tun. Das Delegationsprinzip ist keine Organisationsform des Feminismus bzw. von Frauenbewegung/en.

Das Fass zum Überlaufen brachte dann der Artikel auf Seite 2 „Wie Eskalation funktioniert“ (SZ 13.1.2016) des ehemaligen Direktors des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Uni Bielefeld. Da findet eine relativ seriöse Zeitung wie die Süddeutsche nach 40 Jahren der Thematisierung, des Protestes und der Analysen von Gewalt gegen Frauen keine Expertin, die die Ereignisse aus einer feministischen Perspektive analysiert. Zumal es ja bereits Analysen gab, siehe mein Leserinnenbrief.

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Leserinbrief an die Süddeutsche Zeitung zur Berichterstattung über die sexualisierte Gewalt in der Silvesternacht in Köln und anderen StädtenContinue reading Leserinbrief an die Süddeutsche Zeitung – „repost“

Kommentar von Feminismus im Pott – Bermuda3Eck Bochum

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von Feminismus im Pott

WAZ
www.derwesten.de

Der Vorfall, der sich am 16.01.2016 in einem Restaurant im beliebten Bochumer Bermuda3Eck ereignete und über den die Betroffenen selbst auf Facebook berichteten, erreichte regional einiges an Aufmerksamkeit. Der WAZ reichte die Aufmerksamkeit für eine lächerliche Berichterstattung, ein Clickbait-Driss, in dem schlicht das Gedächtnisprotokoll der Betroffenen wiedergegeben wurde. Es wurde mitgeteilt, dass eine Anzeige aufgegeben wurde und, dass das entsprechende Restaurant nicht zu erreichen war, um sich bestätigen zu lassen, dass tatsächlich geschah, was eine von den beiden Frauen der Öffentlichkeit berichtet hat. Ansonsten war es der Zeitung kein Anliegen bspw. die Schlussfolgerung zur gemeinsamen gesellschaftlichen Ver­ant­wortung oder auch einfach mal eine Positionierung gegen Sexismus zu formulieren.

Und nun melden sich genuin männliche, weiße Gastronomiebesitzer in einem Artikel der WAZ, um darauf hinzuweisen, dass es im Bochumer Bermuda3Eck ja doch „im Großen und Ganzen friedlich zugeht.“Continue reading Kommentar von Feminismus im Pott – Bermuda3Eck Bochum

Eine Antwort auf Stein und Stroh

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von ila

Kurz vor Weihnachten publizierte die Welt den Artikel „Das Schreckensmärchen von der Vergewaltigungskultur“, der mit Bezug auf Camille Paglia die Problematik des enormen Ausmaßes an sexualisierter Gewalt in westlichen Gesellschaften wie in den USA leugnet. Beeindruckend ist dabei, wie fehlerhaft die Argumentation entfaltet wird – so fehlerhaft, dass misstrauisch gemutmaßt werden könnte, es handle sich schlicht um Propaganda, die eben gar nicht logisch sauber argumentiert sein will

.

Aufgezogen an einer Umfrage an amerikanischen Eliteuniversitäten, nach der 16 % der Studentinnen vergewaltigt wurden, diffamiert der Verfasser Hannes Stein die Zahlen mit dem Argument, dass kaum eine der Betroffenen „sich je unter einer der Telefonnummern gemeldet hat, die extra für vergewaltigte Frauen eingerichtet wurden; geschweige denn, dass sie bei der Polizei Anzeige erstattet hätte.“ Der daraus entstandene Hashtag #whyIsaidnothing entlarvte diese Argumentationsweise bereits als zu kurz gedachten Fehlschluss, der entweder von purer Ignoranz oder schlechter Recherche und mangelndem Hintergrundwissen zeugt: Stein klammert hier die ganze psychische Dimension von sexualisierten Gewalterfahrungen aus. Paglia halbliWäre der Artikel fundiert geschrieben, wären die Mechanismen von Traumatisierungen und damit einhergehenden Gefühlen von Scham und Starre berücksichtigt worden.

Aber auch Camille Paglia begeht einige logische Fehler, die Hannes Stein unreflektiert zitiert:

Sie plädiert für Handlungsmacht statt „opferzentrierter Rhetorik“ und verkennt dabei, dass sich beides nicht ausschließt, sondern im Gegenteil Betroffene von sexualisierter Gewalt Handlungsmacht zurück gewinnen können, indem sie über ihre Erfahrungen sprechen. Das bietet eine Chance aus dem Opfermodus auszutreten und für sich und die eigenen Rechte einzustehen. Auch eine Verarbeitung von Missbrauchserfahrungen ist nur derjenigen möglich, die sich eingesteht, missbraucht worden zu sein. Häufig ist auch die Anerkennung der eigenen Leiderfahrung von außen wichtig, um diese bewältigen zu können. Indem Paglia das „Gerede von einer „Kultur der Vergewaltigung“ lachhaft“ nennt und damit die Leiderfahrungen unzähliger Frauen diffamiert, senkt sie die Handlungsmacht anderer Frauen.

Diesen Fehlschluss könnte man auf schlichtes Unvermögen zurückführen, oder aber auf einen ziemlich egoistischen, rücksichtslosen und kurzsichtigen Vermeidungsmechanismus: Weil es viel bequemer ist, keine Probleme zu sehen, sieht man eben einfach weg. Weil es zu schmerzhaft ist, sich mit solchen Themen zu konfrontieren, werden diese einfach ins Lächerliche gezogen. Weil der Umstand der extrem verbreiteten Täterschaft zu bedrohlich ist, leugnet man ihn. Über diesen psychischen Mechanismus kann Frau Paglia sich dann weiterhin handlungsfähig fühlen- wohlgemerkt: Fühlen!

Paglia halb

Es hat nur leider weitreichende Konsequenzen, wenn Personen wie Paglia öffentlichkeitswirksam ihren persönlichen (Nicht-)Umgang mit diesem Thema breittreten: Paglia trägt dazu bei, sexualisierte Gewalt zu verharmlosen, Betroffenen den Mund zu verbieten und ihnen Unterstützung zu verwehren. Sie schafft einen idealen Boden für weitere sexuelle Übergriffe.

Neben dieser psychischen Bedürftigkeit, diesem nicht-aushalten-können-von-schmerzhaftem tritt noch etwas offen zutage, das manche Stutenbissigkeit nennen: Eine Frau wertet andere Frauen ab, um sich selbst ein bisschen besser zu fühlen. Sie wertet den Ausdruck der Vergewaltigungskultur als „geschwätzige Propaganda“ ab und will stattdessen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern. Warum sie das nicht einfach tut, ohne anderen Frauen ihre feministischen Interessen abzusprechen, erklärt sie nicht.

Erneut begeht sie einen fundamentalen logischen Fehler: Diese beiden Themen feministischer Arbeit schließen sich nicht aus, sie haben erst mal nichts miteinander zu tun, sie sind beide wichtig.

Allerdings muss man von einer Person, die meint, es sei eine Vorraussetzung „die lümmelhaften Vergnügungen und Gefahren von Männerpartys auf Universitäten zu meistern“ (d.h. in diesem Fall sich Vergewaltigungen zu erwehren), um „in Zukunft Führungspositionen in Politik und Wirtschaft zu erringen“, auch nicht mehr erwarten.

Mein Wochenende beim PorYes – Feminist Porn Award Europe Berlin 17 – 19 Okt 2015

Mein Wochenende beim PorYes – Feminist Porn Award Europe Berlin 17 – 19 Okt 2015 published on 1 Kommentar zu Mein Wochenende beim PorYes – Feminist Porn Award Europe Berlin 17 – 19 Okt 2015

von Ulla

Der PorYes – Feminist Porn Award Europe ist eine Art Gütesiegel für feministische Pornografie und wird alle zwei Jahre in Berlin verliehen. Es gibt keine Kategorien, die Preisträger*innen werden für ihre sex-positive und feministische Arbeit ausgezeichnet. Die Preisverleihung verzichtet darauf , künstliche Spannungen zu erzeugen, es gibt keine Konkurrenzen, alle Nominierten werden auch ausgezeichnet. Der Award 2015 zeichnete sich vor allem durch Diversität aus: Die Arbeit der Preisträger*innen beinhaltet Kink Porn/BDSM, Lesbische Pornografie, Queer Porn, Trans Porn und Slow Sex- Erotik. Das Organisationsteam um die Sexologin und Aktivistin Dr. Laura Méritt ist ein offenes feministisches Netzwerk von freiwilligen Menschen, denen sex-positive Bildungsarbeit am Herzen liegt und, die sich dafür praktisch engagieren möchten.

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Laura Méritt ®PollyFannlaf ®poryes

Ich habe Laura Méritt vor anderthalb Jahren bei einem Input – Überraschung – über feministische Pornografie kennengelernt, wo sie mich für die Betreuung der sozialen Medien des Freudenfluss Netzwerkes anwarb. Seitdem freue ich mich auf den PorYes-Award, der zweijährig stattfindet, da ich diesen damals also knapp verpasst hatte. Für die diesjährige Veranstaltung rund um PorYes war ich für Organisation und Marketing eingebunden und, was soll ich sagen, wie die Veranstaltung selbst war auch die Arbeit vorher grandios. Als Kulturschaffende, die größtenteils in Projekt-Zusammenhängen gearbeitet hat, mache ich mir oft Gedanken darüber, wie die Strukturen sein sollten, in denen ich kreativ arbeiten möchte und ob das „feministische“ Arbeitsstrukturen sind. Die Vorbereitungen des Awards jedenfalls kommen meinen Wunschvorstellungen extrem Nahe. Das Miteinander passiert auf Augenhöhe, ist ehrlich, wertschätzend und lustig. Hier stimmt wirklich: Was haben wir gelacht! Jede wurde immer wieder dazu angehalten, auf sich und ihre Bedürfnisse während der Arbeitsphasen zu achten. Das bedeutet natürlich auch, dass Dinge wie gemeinsames (gutes) Essen, eine ausgeprägte Kommunikation und Reflexion Bestandteile des Arbeitsalltages sind. Entspannte Arbeitsatmosphäre heißt natürlich nicht, dass wir nicht auch viel gearbeitet haben, um die vier Veranstaltungen des Award-Wochenendes auf die Beine zu stellen. Für mich war es wahnsinnig befriedigend, zu sehen, dass der emanzipatorische Anspruch, den der Preis „vor den Kulissen“ hat, auch hinter den Kulissen eine tragende Rolle spielt. Oft war ich von Organisationen, Kunst- und Kulturprodukten begeistert, aber der Blick in deren Arbeitsstrukturen oder die Umgangsformen hat mir alles versaut, wenn dort Normativität, Neoliberalismus und  Selbstausbeutung – letzteres für den Kulturbereich schon fast als Fetisch zu bezeichnen – an der Tagesordnung waren.Continue reading Mein Wochenende beim PorYes – Feminist Porn Award Europe Berlin 17 – 19 Okt 2015

In Hamburg wurde eine Klobürste zum Symbol des Widerstandes – nur eine Frage der Aneignung

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von ilmesch

Am Montag postete ein*e Kolleg*in ein vierteiliges Meme, in dem eine junge Frau zu sehen und die Aussage hinzugefügt ist:

mus2

 

 

 

 

mus1

 

 

Bemerkenswert, geradezu notwendig zu erwähnen: sie trägt ein Kopftuch.

Dieser Post hat eine Auseinandersetzung im Kommentarbereich auf der Fimpott-Seite auf facebook angeregt, die nicht ganz unproblematisch ist. Die wenigen Kommentator*innen, die seit ein paar Tagen im „Gespräch“ miteinander sind, vertreten Ansichten und beschreiben eine innere Logik, die ich für mich teils schlicht nicht nachvollziehen kann, im Sinne von nicht verstehen. Aber auch in Teilen nicht vertreten kann, weil sie rassistische, diskriminierende und sexistische Spurenelemente inne haben. Ich möchte an dieser Stelle aber keine Analyse der einzelnen Logikstränge durchzuführen.

Ich schätze, dass Feminismus im Pott die Möglichkeit bietet, sich innerhalb eines auf Vielstimmigkeit angelegten Konzepts gemeinsam mit einer Angelegenheit auseinanderzusetzen, wenn auch die Positionen manchmal unterschiedlicher nicht sein können. Das macht nicht immun gegen Anschuldigungen an das redaktionelle Team von Fimpott wie auf Twitter und facebook erhalten. Aber es lässt freundlicher mit den unfreundlichen Kritiker*innen umgehen.Continue reading In Hamburg wurde eine Klobürste zum Symbol des Widerstandes – nur eine Frage der Aneignung

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