von Ulla
Der PorYes – Feminist Porn Award Europe ist eine Art Gütesiegel für feministische Pornografie und wird alle zwei Jahre in Berlin verliehen. Es gibt keine Kategorien, die Preisträger*innen werden für ihre sex-positive und feministische Arbeit ausgezeichnet. Die Preisverleihung verzichtet darauf , künstliche Spannungen zu erzeugen, es gibt keine Konkurrenzen, alle Nominierten werden auch ausgezeichnet. Der Award 2015 zeichnete sich vor allem durch Diversität aus: Die Arbeit der Preisträger*innen beinhaltet Kink Porn/BDSM, Lesbische Pornografie, Queer Porn, Trans Porn und Slow Sex- Erotik. Das Organisationsteam um die Sexologin und Aktivistin Dr. Laura Méritt ist ein offenes feministisches Netzwerk von freiwilligen Menschen, denen sex-positive Bildungsarbeit am Herzen liegt und, die sich dafür praktisch engagieren möchten.
Ich habe Laura Méritt vor anderthalb Jahren bei einem Input – Überraschung – über feministische Pornografie kennengelernt, wo sie mich für die Betreuung der sozialen Medien des Freudenfluss Netzwerkes anwarb. Seitdem freue ich mich auf den PorYes-Award, der zweijährig stattfindet, da ich diesen damals also knapp verpasst hatte. Für die diesjährige Veranstaltung rund um PorYes war ich für Organisation und Marketing eingebunden und, was soll ich sagen, wie die Veranstaltung selbst war auch die Arbeit vorher grandios. Als Kulturschaffende, die größtenteils in Projekt-Zusammenhängen gearbeitet hat, mache ich mir oft Gedanken darüber, wie die Strukturen sein sollten, in denen ich kreativ arbeiten möchte und ob das „feministische“ Arbeitsstrukturen sind. Die Vorbereitungen des Awards jedenfalls kommen meinen Wunschvorstellungen extrem Nahe. Das Miteinander passiert auf Augenhöhe, ist ehrlich, wertschätzend und lustig. Hier stimmt wirklich: Was haben wir gelacht! Jede wurde immer wieder dazu angehalten, auf sich und ihre Bedürfnisse während der Arbeitsphasen zu achten. Das bedeutet natürlich auch, dass Dinge wie gemeinsames (gutes) Essen, eine ausgeprägte Kommunikation und Reflexion Bestandteile des Arbeitsalltages sind. Entspannte Arbeitsatmosphäre heißt natürlich nicht, dass wir nicht auch viel gearbeitet haben, um die vier Veranstaltungen des Award-Wochenendes auf die Beine zu stellen. Für mich war es wahnsinnig befriedigend, zu sehen, dass der emanzipatorische Anspruch, den der Preis „vor den Kulissen“ hat, auch hinter den Kulissen eine tragende Rolle spielt. Oft war ich von Organisationen, Kunst- und Kulturprodukten begeistert, aber der Blick in deren Arbeitsstrukturen oder die Umgangsformen hat mir alles versaut, wenn dort Normativität, Neoliberalismus und Selbstausbeutung – letzteres für den Kulturbereich schon fast als Fetisch zu bezeichnen – an der Tagesordnung waren.Continue reading Mein Wochenende beim PorYes – Feminist Porn Award Europe Berlin 17 – 19 Okt 2015