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Sexarbeit – Positionierung Feminismus im Pott

Sexarbeit – Positionierung Feminismus im Pott published on 2 Kommentare zu Sexarbeit – Positionierung Feminismus im Pott

Unsere Sprecher*innenposition ist geprägt davon, dass in unserem Team keine*r der Sexarbeit nachgeht oder sich als solche*r definiert. Unsere Position ist die als Unterstützerin, als Ally. Im Team beschäftigen sich manche aktivistisch als auch wissenschaftlich konkret wie peripher mit dem komplexen Sachfeld Sexarbeit/Prostitution. Darüber hinaus beruht unser kollektives Wissen auf den Berufserfahrungen einer Kollegin, die beratende und aufsuchende Arbeit im Feld der Sexarbeit geleistet hat.  Deren Wissen speist das Wissen und die Positionierung von Feminismus im Pott.

Unser Verständnis von Sexarbeit orientiert sich an dem Selbstverständnis der Sexarbeiter*innen (siehe u.a. Open Letter von ICRSE 2015).
Die Sexarbeit ist als zweckdienlich zum Lohnerwerb zu betrachten; sie ist demnach zu bezahlende Dienstleistung bzw. zu entlohnende Arbeit. Sofern die Tätigkeit sexuelle Handlungen mit Körperkontakt beinhaltet, kann sie auch als kommerzialisierter Sex oder kommerzialisierte Sexualität bezeichnet werden; die Übergänge sind hier fließend. Sexarbeit ist eine unter erwachsenen Menschen einvernehmliche, verabredete sexuelle Dienstleistung gegen finanzielle und/oder materielle Entlohnung. Sexarbeit ist eine höchstpersönliche Dienstleistung. Über ihr Angebot entscheidet die*r Sexarbeiter*in selbst.

Redefining Prostitution as Sex Work on the International Agenda. “The terms ’sex work‘ and ’sex worker‘ have been coined by sex workers themselves to redefine commercial sex, not as the social or psychological characteristic of a class of women, but as an income-generating activity or form of employment for women and men. As such it can be considered along with other forms of economic activity. An employment or labour perspective is a necessary, if not sufficient, condition for making sex work a part of the mainstream debate on human, women’s, and workers‘ rights at local, national and international level.“ (Bindman 1997, 2a. Redefining Prostitution as Sex Work)

Wir betrachten die Tätigkeit der Sexarbeit als eine Form der Erwerbstätigkeit und Existenzsicherung, die entkriminalisiert und, der eine rechtliche und gesellschaftliche Legitimität zugesprochen werden muss. Dabei stehen wir ein für eine freie Berufswahl,  das Recht auf selbstbestimmte Sexualität und körperliche Selbstbestimmung, unter Anerkennung der Rechte und Grenzen des Gegenübers sowie Schutz personenbezogener Daten. Unsere Haltung ist sowohl politisch als auch feministisch orientiert, wobei wir uns entschieden gegen die (neo-)abolitionistische Position [1] und dem Verständnis des Radikalfeminismus (Selbstbezeichnung) zur Sache aussprechen.

Die Inanspruchnahme von sexuellen Dienstleistungen sehen wir als Bestandteil von Sexualität, mit der bestimmte ressourcenorientierte Zugangsvoraussetzungen seitens der*s potentiellen Kund*in einhergehen; wie zum Beispiel monetäre, kommunikative, soziale oder mobile Ressourcen.

Das „Sexarbeiter*in-Sein“ ist keine sexuelle Identität.

Unsere Position ist dem Empowerment-Paradigma (Weitzer 2010) zuzuordnen. Dementsprechend gehen wir davon aus, dass sich erwachsene Menschen selbstbestimmt für die Ausübung von Sexarbeit entscheiden können und das Recht wie auch die Möglichkeiten geboten bekommen müssen, sich gegen das Anbieten sexueller Dienstleistungen zu erwehren.

Menschen, die mit Gewalt oder Nötigung zur Prostitution gezwungen werden, sehen sich vor Schwierigkeiten, auszusteigen, Kunden*innen abzulehnen, Praktiken oder Preise selbstbestimmt zu setzen und auszuhanden. Liegt zu einem Zeitpunkt keine Einvernehmlichkeit vor oder werden Verabredungen gebrochen, so besteht ein Straftatbestand nach dem §233 StGB, §177 StGB oder dem (derzeit noch) §1 ProstG.
Angebotene Sexdienstleistung aus einer akuten Notlage heraus wie bspw. die akute Finanzierung von Drogengebrauch, betrachten wir in der Frage nach sogenannter Freiwilligkeit oder Zwangslage als Grauzone.

In unserer Kritik an dem verabschiedeten ProstSchG, das am 01. Juli 2017 in Kraft tritt, beziehen wir uns auf sämtliche Stellungnahmen zwischen 2013 und 2016 des Berufsverbandes erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. (BesD e.V.), des Bündnisses der Fachberatungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter e.V (bufaS e.V.), der Deutschen AidsHilfe, des Deutschen Juristinnenbund e.V. (djb), der Deutschen STI Gesellschaft (DSTIG), der Diakonie, Hydra e.V., des Bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e.V. (KOK) und des Runden Tisches Prostitution NRW. Sowie des Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter NRW (MGEPA) vorrangig in persona von Barbara Steffens (ehemalige Ministerin MGEPA) sowie Claudia Zimmermann-Schwartz (ehemalige Ministerialdirigentin MGEPA). Allesamt haben den Entwurf jeweils als erheblich gesetzeswidrig, praxisfern und als Gefahr für eine vulnerable, da stigmatisierte und sehr heterogene Personengruppen eingestuft. Schwachstellen des Gesetzesentwurfs wurden ebenfalls in der Empfehlung der Ausschüsse des Bundesrates in der Drucksache 156/1/16 formuliert.
Dabei wird von uns (wie von der öffentlichen Kritik der oben genannten Vertreter*innen) keinesfalls strukturelle Gewalt und Kriminalität geleugnet, die in den Segmenten der Sexarbeit durchaus vorgefunden werden können. Strategische Schlussfolgerung darf aber nicht Kriminalisierung und Kontrolle der Sexarbeiter*innen (und anderer Akteur*innen) durch ein ProstSchG, wie es derzeit ausgestaltet ist und Abhängigkeit von sogenannter verantwortlichen Behörden sein. Vielmehr erachten wir es als angemessen und wichtig, die Forderungen der Sexarbeiter*innen, die sich seit der Hurenbewegung vor und ab 1972/74 vielfach und global artikulier(t)en, aufzugreifen: Entkriminalisierung und Entstigmatisierung der Sexarbeit und der Sexarbeiter*innen.
Amnesty International hat es ähnlich und in vorbildlicher Weise in der Resolution 2015 begründet.

Außerdem würde aus liberaler- und queer-feministischer Perspektive eine pauschale Viktimisierung und das Absprechen von Entscheidungsfähigkeit aller Sexarbeiter*innen eine Entmündigung darstellen.

Als Gesellschaft befinden wir uns in einem neoliberalen kapitalistischen System, in dem der Körper und Körperleistung Kapital auf vielfache Weise darstellen. Das Grundprinzip des Tauschhandels einer (körperlich) sexuellen Dienstleistung gegen Entgelt ist in dieser Gesellschaft kapitalistisch geprägt; und anfällig für ausbeuterische Strukturen, Situationen oder Spiralen. Ökonomische Zwangslagen belasten und bedrohen vulnerable Personen(gruppen) und machen sie anfällig, in ausbeuterische Situationen, Strukturen oder Spiralen zu geraten oder sich bewusst in diese zu begeben.

Feministische Kapitalismuskritik zur Abschaffung von Prostitution, die aus welchem Grund auch immer nicht erbracht werden möchte muss möglich sein. Darüberhinaus müssen jedoch auch Allgemeinplätze wie Migrationspolitik, Reproduktionspolitik, Care-Arbeit, Grenzpolitik, Gleichberechtigung der Geschlechter, etc. interdisziplinär in kritische Betrachtung hinzugenommen werden. Alternative gesellschaftliche und soziale Systeme und Lösungskonzepte müssen gedacht, ausformuliert, diskutiert und probiert werden können ohne sich an der immer gleichen moralischen Debatte um Sexarbeit aufzuhängen und in ihr zu verharren.

Die im Kapitalismus vorherrschende Stigmatisierung von Sexarbeit muss überwunden werden. Während die Inanspruchnahme von Sexarbeit in breiten Teilen der Gesellschaft akzeptiert ist, so ist die Ausübung von Sexarbeit verpönt und auch mit Ängsten vor sozialer Abgrenzung verbunden. Mitunter wird Sexarbeit von Menschen heimlich durchgeführt, mit Ängsten von einem Outing im eigenen sozialen Umfeld.

In unserer Gesellschaft werden Beleidigungen und abwertende Äußerungen (bspw. Nutte, Hurensohn) genutzt, die einen klaren und im Kontext negativen Bezug zu Sexarbeit herstellen.

 

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Wir beanspruchen keine Deutungshoheit. Wir sind diskussionsoffen in sämtliche Richtung und begrüßen den respektvollen Austausch und Diskurs.

Wir lehnen den radikalfeministischen Ansatz entschieden ab, sind aber bereit, sachlich zu diskutieren.

Wir behalten uns weiterhin vor, auf Diffamierung und Beschimpfung aller Art nicht einzugehen. Versuche, mit expliziten Schockbeispielen zu argumentieren, lassen wir auf dem von uns zur Verfügung gestellten Räumen und Plattformen nicht zu.

[1]  Anmerkung: „Die (neo-)abolitionistische Position spricht sich für die Abschaffung von Prostitution aus und lehnt den Begriff „Sexarbeit“ kategorisch ab. Prostitution sei Aus­druck männliche Dominanz, Ausbeutung und Gewalt gegen Frauen und keine frei­ge­wählte Erwerbstätigkeit. Sexarbeit sei konsequenter Ausdruck einer kapitalistisch-patriarchalen Gesellschaft.

women’s march 2017 – Detroit

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Der 20. und 21. Januar waren zwei Tage, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Am 20. hingen düstere Wolken über den USA. Bei Regen wurde der 45. Präsident vereidigt: Trump; mittlerweile wohl mehr Metapher als Name. Am Tag darauf kehrte schon ein Lichtstrahl zurück ins Land, als bei frühlingshaften Temperaturen im ganzen Land Menschen auf die Straße gingen, um zu sagen „So nicht!“.

women’s march 2017 – Detroit, MI
women’s march 2017 – Detroit, MI

Der women’s march 2017 – ein Protestmarsch mit parallelen Veranstaltungen in der ganzen Welt – war der größte auf Washington D.C. seit Ende des Vietnamkriegs. Hinzu kamen über 200 weitere Städte in den USA und 600 weltweit. Zahlen sind dieser Tage so eine Sache. Die Teilnehmer wurden auf irgendetwas zwischen 2 und 5 Millionen beziffert. Das ist aber immer noch wesentlich präziser als die Angaben über die jubelnden Mengen zur Amtseinführung Trumps. Da gibt es nämlich keine Zahlen. Nur Schätzwerte zwischen „Es sah aus wie 1,5 Millionen“ (DJ Trump) und „biggest crowd ever“ (Sean Spicer). Am Ende sind aber all diese Zahlen egal, denn es sind Menschen auf die Straße gegangen an diesem 21. Januar. In fast jeder größeren Stadt, auf der gesamten Welt. Um gegen ein drohendes Übel zu protestieren, das bereits begonnen hat. So wurden kurz nach der Amtseinführung auf der Website des Weißen Hauses die Themen-/Informationsseiten für LGBT-Gleichberechtigung und civilrights kommentarlos gelöscht (ebenso die Seite über den Klimawandel). Zuvor, an den Tagen nach der Wahl, kam es zu Übergriffen gegen Minderheiten. Ausgeführt von Menschen, die sich nun berechtigt fühlen, Ausgrenzung und soziale Demütigung anderer öffentlich zu praktizieren, ohne Konsequenzen zu fürchten.

Das friedliche aber firme „Nein“, des women’s march am 21. Januar richtete sich exakt dagegen. Auch in Detroit. Einer Stadt die Ausgrenzung, Segregation und den Widerstand nur allzu gut kennt. Seit den späten 60er Jahren haben stetiger wirtschaftlicher Niedergang, eine verheerende Stadtpolitik und kalter Rassismus dazu geführt, dass die Stadt verarmte und als unsicher deklassiert wurde. „Detroit vs. everybody“ kommt nicht von ungefähr. Aber es wurde nie aufgegeben. „Detroit hustles harder“. Und mittlerweilegeht es bergauf. Langsam, stetig und mit Ambition. Ein ähnliches Gefühl macht sich auf dem women’smarch in Detroit breit.

women’s march 2017 – Detroit, MI

4000 Frauen* und Männer* über alle Schichten und Ethnien hinweg protestieren auf einem Marsch um den Campus der Wayne State University. Die Sonne scheint, die Polizei beobachtet das geschehen entspannt und leitet ab und an den Verkehr um und Autofahrer_innen lassen die Fenster runter, strecken die Faust zum Himmel und grüßen mit einem Hupen. Die Menge antwortet mit Applaus. Neben den bekannten Rufen „Love Trumps Hate“ und „Not myPresident“ steht auch eine Frau* am Straßenrand und ruft „Mybody, mychoice“ neben ihr ein Mann, er ruft „Her body, her choice“. Eine Person trägt ein Plakat mit einem Bild von Frida Kahlo mit der Unterschrift „Fearless“ an dem Gebäude vorbei, in welchem Frida Kahlo wohnte, als sie 1932 Diego Rivera nach Detroit begleitete. Es ist ein gemütlicher Spaziergang und nahezu jede*r lächelt sich zu, wenn sich die Blicke treffen. Man spürt wie die Leute es genießen nicht in Angst vor den dunklen Wolken zu

verharren, sondern ihre Geschicke selbst in die Hand zu nehmen. Wir sprechen kurz mit einer Dame* die schon 1987 auf Washington marschierte, damals für gay rights, das Gespräch ist gelöst trotz der Möglichkeit Jahrzehnte sozialen Fortschritt zu verlieren. Auf die Frage, ob sie hier demonstriert um Errungenes zu erhalten oder die Bewegung voranzutreiben antwortet sie im Sekundenbruchteil. „Erhalten.“ Zum Abschied umarmt sie uns herzlich.

Nach zwei Stunden ist das friedliche und, ja, fröhliche Geschehen vorbei. Die Menge verliert sich. Aber sie waren da, sie wurden gesehen und sie wurden gehört. In Detroit, in Washington D.C. in Berlin und Sydney. Und das macht Hoffnung.

 

 

********* Women’s March on DC in DTW, 21.01.2017 by Anne von Petersdorff *********

 

Feministische Solidarität – „Wir dürfen uns nicht als altruistisch verstehen, sondern als Teil des Problems“

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von Eva Busch

Ein Rückblick auf das Symposium Auf die Bühne neue Schwesterlichkeit in Wuppertal, 04.11.2016

Im Anschluss des Rückblicks befindet sich ein kleines Interview mit dem Ismigone Komplex.

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Glossar zum Text

Vier Masterstudentinnen interessieren sich für Feminismus, gründen ein Kollektiv, entwickeln gemeinsame Gedanken und entscheiden sich, ein wissenschaftliches Symposium auf die Beine zu stellen, um die eigenen Fragen mit renommierten Akademiker*innen und Kommiliton*innen zu diskutieren. An dieser Stelle bereits: Chapeau! Den Weg in die Realität finden solche Geschichten doch eher selten. Wohl aber  kürzlich in Wuppertal.schwesterlichkeit

Die Vier nennen ihr Kollektiv Ismigone Komplex und stellen Fragen nach zeitgenössischer feministischer Solidarität. “Wir möchten auf die Suche gehen nach Ansätzen und Möglichkeiten der feministischen Theorie, in denen eine Konzeption von Kollektivität und Solidarität auffindbar ist, die die Singularität nicht negiert“, heißt es im Einladungstext zu dem Symposium. Dies in die Frage „Wie können wir solidarischer sein?“ zu übersetzen, würde dabei bereits an der Unklarheit des Wir scheitern. So geht es um die nun offensichtliche Unmöglichkeit, ein „Wir Frauen“ zu formulieren, wie es größere Teile vergangener Generationen von Feminist*innen noch unbefangener taten. In Auseinandersetzung mit Differenz solle versucht werden, „etwas wie Solidarität wieder in die feministischen Scheinwerfer der individualistischen Bühnen des 21. Jahrhunderts zu bringen.“ Wer Solidarität mit „etwas wie“ einleitet und „wieder“ sucht, verweist auf ein Ideal, das in der Vergangenheit vermutet wird. Der Begriff der Schwesterlichkeit, der mich zunächst an inzwischen historische Debatten um eine „global sisterhood“ erinnert, wird vorgeschlagen, um sich diesem Ideal zu nähern und es zu aktualisieren. So fragen sie nach der Möglichkeit für „ein politisch motiviertes Re-Enactment […] Vielleicht, wird es ja bald (wieder) möglich sein, ein gemeinsames Stück zu schreiben und aufzuführen …“

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Glossar Neue Schwesterlichkeit

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Dieses Glossar bezieht sich in erster Linie auf den Blogartikel Feministische Solidarität – „Wir dürfen uns nicht als altruistisch verstehen, sondern als Teil des Problems“
Er wird (mit eurer Hilfe) suksessiv erweitert.glossary256_24866

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Aber ich will einen richtigen Mann! – Die Krux der Partnerwahl

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von Linda Briviba

Ich verstehe andere Frauen oft nicht. Zumindest nicht in Bezug auf ihre Partnerwahl. So oft habe ich Unterhaltungen auf der Straße zwischen Paaren mitbekommen, in denen sich der Mann wahlweise respektlos, rücksichtslos oder extrem dominant verhielt. Die Körpersprache dieser Männer drückte nur eins aus: „Ich Chef, du nix!“ Die gutwilligen Leserinnen unter euch werden vielleicht mutmaßen, dass diese Männer einen schlechten Tag hatten, die Frauen sich Ihnen gegenüber zuerst schlecht verhalten haben oder die Männer es einfach nicht so gemeint haben. Ja, gut möglich.

Ich glaube aber, dass die Ursachen für so ein Verhalten tiefer liegen. Diese Männer haben niemals gelernt, Frauen auf Augenhöhe zu begegnen. Frauen sind für sie nicht gleichwertig. Was an der Erziehung, ihrer Sozialisation aber auch, und das ist vielleicht das Schmerzhafteste, an uns Frauen liegen kann. Denn frage ich meine Freundinnen, was für einen Typ Mann sie sich als Partner wünschen, höre ich nicht selten als Antwort: „einen RICHTIGEN Mann“. Bloß kein Weichei!

Können wir uns also wirklich darüber beklagen, dass viele Männer einen archaische Typ Mann, der sich nimmt, was er will, im Kopf haben, wenn es darum geht, zu definieren, was ein echter Kerl ist. Männer, die ihre Frauen demütigen und die als Ausdruck ihrer Männlichkeit verstehen!

Es liegt auch an uns, ob diese Männer mit ihrem Gebaren Erfolg haben; statt ihre Stärke, Aggressivität und ihre Ellenbogen zu bewundern und sich davon angezogen zu fühlen, sollten wir vielmehr nach ihrem Benehmen Frauen gegenüber fragen: denn eins weiß ich – ein „guter Mann“ ist ein netter Mann!

 

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