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Dildoparty – die neue Tupperobsession?

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von Frau Fuchs

Dildoparty

Neulich erzählte mir – wohlbemerkt mit ironischem Unterton – eine Freundin von ihrem Wochenendevent. Nein, nix abgedrehte Mottoparty oder spießiger Spieleabend. Offensichtlich war eine neue Ära der Mainstream-Damenveranstaltungen angebrochen, die wirklich alles schon Dagewesene in den Schatten der Stillosigkeit stellen sollte: Das Dildo-Party-Zeitalter.
Meine Schockstarre über diese Erzählung durchmischt sich mit einer unangenehmen Neugierde, ungefähr so, wie wenn man einem Unfall beiwohnt und nicht wegschauen kann. Ich wiederhole ihre Worte und forme sie in eine Frage: “Dildoparty?” “Ja, das ist jetzt das Neuste. Das machen alle Frauen mit Ende 30.” Da sie, im Gegensatz zu den anderen Müttern im Kindergarten ihrer Tochter, mit Mitte 20 Mutter wurde, war sie die Jüngste in ihrer Vorstadt-Mütter-Clique, die sich im Laufe der gemeinsamen Jahre in der Krabbelgruppe, auf dem Spielplatz oder beim Einkauf im einzigen ordentlichen Supermarkt des Örtchens formiert hatte. Ein Versuch war es wert, sagte sie, hatte sie sich auch schon von der Wohnzimmerschrankwand, dem Persona-Verhütungscomputer und der Gelnagellack-Schnelltrockenlampe überzeugen lassen. Das Gruppengefühl lockt. Das perfekte Hochzeitskonzept stand nämlich auch schon. Ein Versuch, um was genau zu bekommen? Unterhaltung?Continue reading Dildoparty – die neue Tupperobsession?

Frau Fuchs guckt: Boulevard. Amerikanisches Kino mit Tiefgang?

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Also Hollywood steckt ja momentan in einer höchst erstaunlichen Entwicklungsphase, was die Auswahl der verfilmten Geschichten angeht. Man könnte es, will man es etwas provokant oder auch ironisch formulieren, gar progressiv nennen. Denn während die schwulen Cowboys mittlerweile Schnee von gestern sind, haben es heute Lesben, Trans*menschen und unglückliche Ehemänner mit unterdrückter homosexueller Neigung auf die Leinwände Amerikas geschafft. Alleine in den letzten drei Monaten beackern uns die Filmemacher*innen in Carol, The Danish Girl und Boulevard die thematischen Felder, von denen sich ein großer Teil der Gesellschaft immer noch fern hält. Somit leistet – fernab von der Qualität der filmischen Umsetzung jener Lebensgeschichten – Hollywood tatsächlich eine solide Aufklärungsarbeit. Solide meine ich, weil die Doppelmoral weiterhin stets mitschwingt. Continue reading Frau Fuchs guckt: Boulevard. Amerikanisches Kino mit Tiefgang?

Frau Fuchs liebt: SOS, Frau Fröhlich! Das Singleleben mit 40 ist härter.

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Fr.Fuchs
von Frau Fuchs

Über manche Dinge muss man eigentlich gar nicht sprechen. Sie sind aufgrund ihrer doch so direkt einleuchtenden Überflüssigkeit nicht der Rede wert. Und doch geht es einem manchmal besser, sein Unbehagen über so manche mehr oder minder kulturelle Geschmacklosigkeit kundzutun. Und dazu zählen neben vielen anderen anspruchsfernen Phänomenen wie die Unterhalterin Helene Fischer, das eingestellte Sendeformat TV total oder die Damenmode Harald Glööcklers nun einmal mehr auch die literarischen Arbeiten einer Susanne Fröhlich inklusive ihrer öffentlichen Selbstinszenierung. Entschuldigt, sollte ich jemandem* mit irgendeiner dieser aufgelisteten Angelegenheit zu nahe treten, aber in Anbetracht der Existenz jener Erscheinungen und in Konfrontation mit dem Mündigkeitsideal Theodor W. Adornos handelt es sich hierbei um inhaltsleere Schachteln der Konsum- und Unterhaltungsindustrie.Continue reading Frau Fuchs liebt: SOS, Frau Fröhlich! Das Singleleben mit 40 ist härter.

Frau Fuchs liebt: “Komm, stell dich nicht so an”

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Vor kurzem schrieb ich meine Gedanken über das Konstrukt Glück nieder. Es ging unter anderem darum, wann man subjektiv etwas als Glück empfindet und welche gedanklichen Verwebungen dem vorausgehen, ein bestimmtes Ereignis als Glück anzuerkennen.

In Anbetracht der Vorkommnisse in Köln am Silvesterabend (wie unglaublich, dass nicht mehr gesagt werden muss; dass alle Bescheid wissen, wovon ich spreche) habe ich einen weiteren Bereich in meinem Leben gefunden, in dem ich Glück hatte. Insbesondere in einer Gesellschaft, in der die Konfrontation mit Sexismus zum alltäglichen Brot jeder Frau gehört; in der so viele Frauen bereits Opfer von Nötigungen, von sexuellen Übergriffen wurden. Da kann ich doch von Glück sprechen, dass ich bisweilen von körperlichen Missbrauchserfahrungen verschont geblieben bin, oder? Continue reading Frau Fuchs liebt: “Komm, stell dich nicht so an”

Und täglich grüßt Rassismus

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von Lilli Boheme

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Heute Morgen bin ich in den Wald gefahren. Ich war gestern bis zwei Uhr nachts wach und habe mich durch Artikel und Kommentare zu #koeln gewühlt, da brauchte ich mal eine kurze Pause. Da bietet sich doch nichts Besseres an als den Kopf bei einem schönen Spaziergang freizubekommen, denke ich.
Ich nehme noch schnell die Post und Zeitung aus dem Briefkasten und werfe sie in meinen Beutel. Im Wald angekommen, laufe ich ein Stück und lese mir die Briefe durch. Dann greife ich nach der Zeitung und lese die Titelseite. Ein Mann läuft neben mir.
Er fragt: „Lesen sie immer die TAZ?“.
Ich antworte: „Ja, das tue ich. Nur nicht immer beim Waldspaziergang, aber ich wollte schauen, was heute der Schwerpunkt ist.“ Ich konnte es mir natürlich denken und deswegen interessierte es mich. Ich bin fröhlich gestimmt und denke mir nichts dabei.
Er verzieht sein Gesicht und sagt: „Na, um was wird es wohl gehen. Die Zeitungen sind voll davon. Die jungen Gockel, die zu Hause nichts dürfen und sich hier austoben.“
Ich starre auf die Titelseite. Frustration setzt ein. Der Mann biegt nach rechts. Ich gehe weiter geradeaus und schlage die Zeitung wieder auf. Bloß nicht die Laune am Morgen verderben lassen.
Ich gehe an einem Pavillon vorbei. Zwei Männer stehen drin. Ein Dackel steht davor. Der eine Mann wohnt dort und wird häufig von Spaziergänger*innen besucht. Der Bewohner sagt: „Nein, hier kommt niemand hin.“ Der andere antwortet: „ Du solltest hier ein Schild hinmachen – Deutsches Staatsgebiet.“
ARGH!
Ich gehe weiter. Lese den Aufmacher und dann den sehr guten Kommentar von Dinah Riese. Ich denke darüber nach, wie ich zu Hause schauen werde, ob er online ist damit ich ihn posten kann. Ich freue mich über den guten Kommentar und ärgere mich über die dumme Aussage von Frauke Petry.
Ich packe die Zeitung weg, spiele ein wenig mit dem Hund und wir machen uns auf den Rückweg. Ohne Brille erkenne ich den Cowboyhut direkt wieder. Mir kommt der Mann von vorhin entgegen. Ich hab‘ keinen Bock auf einen weiteren rassistischen Kommentar und springe über den kleinen Fluss und vergrößere die Runde einfach noch ein wenig.
Der Mann ruft mir entgegen: „Was schreibt die TAZ denn über den Aufschrei?
Ich weiß nicht, was ich antworten soll. Muss immer an #aufschrei denken. Ich bleibe stehen. „Was meinen Sie?“
„Na ja, was schreibt die TAZ zum Aufschrei?“, fragt er erneut.
Ich antworte nicht. Nur, dass es mehrere Artikel sind, die sich mit den Vorfällen in Köln beschäftigen.
Mir ist die Situation unangenehm. Ich will weitergehen.
Er sagt: „Das ist alles eine Sache der Erziehung.“
Ich sage: „ Ja, da stimme ich ihnen zu. Es ist Erziehungssache. Sozialisation, dass Männer in einer solchen Form Gewalt auf Frauen ausüben und das jeden Tag.“
„Die Deutschen müssten doch wissen, wie es in Marokko und Co. zugeht. Weltmeisterschaften usw. Die haben doch gesehen, wie die Männer dort mit Frauen umgehen.“
„Gewalt gegen Frauen existiert in jedem Land. Es ist keine Sache der Nationalität“, sage ich.
„In Deutschland war das vor 40 Jahren noch nicht möglich. Aber dann kommen sie in Horden mit ihrem Patriarchat und jetzt ist das auch in Deutschland in aller Öffentlichkeit möglich.“, sagt er.
Ich sage: „Ich sehe keine Horden die Deutschland überrennen und ich wohne in der Dortmunder Nordstadt.“
Er triumphierend: „Dort habe ich vor 20 Jahren gewohnt. Auf dem Nordmarkt findet Dienstags und Freitags ein Wochenmarkt statt. Dort habe ich eine Frau gesehen, verschleiert und im Kinderwagen ein 6-Jähriger Pascha.“ Er macht eine komische Geste dazu. Ähnelt eher einer nackten Frau, die sich räkelt. Ich bin irritiert.
„Alles die Erziehung fährt er fort. Ich bin Geologe. Ich interessiere mich für den Ursprung, die Entstehung. Die Genesis.“
Ich sage: „Na ja, aber beim Thema Erziehung wären Ihnen mit sozialwissenschaftlicher, sozialpsychologischer und psychologischer Literatur sicher besser geholfen.“
„Wieso? Das ist doch das gleiche. Es geht um Genesis.“
„Aber hier geht es nicht um die Entstehung von Gesteinsschichten sondern um Sozialisation.“
Ich solle ihn bitte ausreden lassen. WTF?!
„Ich habe in meiner Familie noch nie gehört, dass eine Frau vergewaltigt wurde. Wir kennen das aus meiner Heimat nicht.“
„Woher kommen sie?“
„Kroatien. Die vom Balkan und aus dem Orient kamen vor 40 Jahren nach Deutschland. In der Disko da hat einer ein Messer rausgeholt, um klarzumachen, dass das seine Frau sei. Jetzt stehen die Deutschen auch mit Stechmesser in der Disko. Und meine Frau, die ist Lehrerin. 20 Kinder in der Klasse und davon 18 Türken.“
Ich weiß nicht, wie mir geschieht. So viel Scheiße in so kurzer Zeit aus nur einem Mund. Ich versuche das Gespräch zu beenden.
Er redet weiter. „Ich bin auch dafür, dass alle hart bestraft werden und die Polizisten, die sollen alle Kameras tragen. Aber wer will das nicht? Wer? Ja, die linke Regierung.“
„Ja, die linke Regierung und die Türken sind Schuld – an allem.“ Er verzieht seine Augenbrauen und sieht aus wie eine fiese Comicfigur mit Cowboyhut und schwarzen Lederhandschuhen.
Guten Morgen!

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