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Gewalt gegen Frauen ist (Staats-)grenzenlos

Gewalt gegen Frauen ist (Staats-)grenzenlos published on 3 Kommentare zu Gewalt gegen Frauen ist (Staats-)grenzenlos

Anonym

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Die sexuellen Übergriffe von Männer auf Frauen an Silvester schockieren mich – aber gleichzeitig verspüre ich ein dumpfes Gefühl wenn ich mich durch die Berichterstattung lese. Das Gefühl der Abgestumpftheit ist größer als der Schock über die Gewalttaten.

Alle Zeitungen berichten, mal mehr, mal weniger nach journalistischen Standards. In den Kommentarspalten wird an mancher Stelle diskutiert, aber in den meisten Fällen wird auf widerliche Weise gehetzt und die Menschen, die diese Hetze und Scheinheiligkeit nicht hinnehmen wollen, argumentieren gegen die fast durchweg rassistischen Kommentare anstatt ihre Zeit und Energie darauf zu verwenden, Ziele zu fassen, zu handeln, sich zusammenzuschließen und zu überlegen, was gegen Gewalt an Frauen getan werden kann.

Scheinheilig deshalb weil diese Gewalt an Frauen instrumentalisiert wird. Instrumentalisiert in und für die „Flüchtlingsdebatte“. „Die Frau, die geschützt werden muss. Die Frau, die nach außen geschützt werden muss. Die Frau, die vom weißen Mann vorm schwarzen Mann geschützt werden muss.“

In der Form instrumentalisiert, dass es den meisten Menschen, die sich gegen diese rassistische Logik zu Wehr setzen wollen fast unmöglich macht mit gutem Gewissen, mögliche Informationen zu den Tätern nachzugehen. Es ist wichtig zu wissen, wie die Männer aussahen, die die Frauen sexuell belästigt und Menschen am Kölner HBF bestohlen haben. Es ist für die Polizei wichtig, da sie die Vorfälle aufklären müssen. Für mich ist es auch wichtig, denn ich möchte der Sache auf den Grund gehen. Ich möchte erfahren, ob soziale Umstände der Grund sind, warum die genannten Gruppen stehlen. Hier geht es vielleicht weniger um Religion, Kultur und Ethnizität sondern um Soziale Ungleichheit und erschwerte Lebensbedingungen. Denn nach einer ersten Sichtung der Artikel liest es sich als ob die sexuellen Übergriffe Mittel zum Zweck waren. Der Zweck war Diebstahl.  Die sexuelle Belästigung für die Täter ein ‚positiver Nebeneffekt‘? Eine Taktik? Ich weiß es nicht, aber es ist wichtig dem nachzugehen.

Was ich aber weiß ist, dass diese Form der Gewalt gegen Frauen: begrapschen, umkreisen, bedrohen, einschüchtern, vergewaltigen – jeden Tag passiert. Ich will das Ausmaß, das sich an Silvester zugetragen hat nicht kleinreden, ganz im Gegenteil. Ich will nur deutlich machen, dass es jeder Frau passieren kann männliche Gewalt in ihren Facetten zu erfahren.

In meinen 24-Jahren wurde ich schon oft beschimpft. Einfach so oder weil ich meine Nummer nicht rausgeben wollte, weil ich mich gegen dumme Anmachen gewehrt habe. Ich wurde auf Konzerten, in Clubs oder in ähnlich großen Menschenmassen angefasst, an den Haaren, an der Schulter, am Po, zweimal zwischen die Beine. Mir sind auch schon mal ein paar Männer gefolgt, haben mir „Komplimente“ – und ebenso viel Angst gemacht. Sie hatten Spaß dabei.
Es gab schon viele solcher Vorfälle, wo fremde oder mir bekannte Männer mir Angst gemacht und/oder meine Grenzen überschritten haben. Und es waren Männer jeglichen Alters, Hautfarbe und Nationalität.

Was würde passieren, wenn alle Frauen jeden Tag bei jeder sexuellen Belästigung oder bei jedem sexuellen Übergriff Anzeige erstatten würden? Lasst es uns auf einen Versuch ankommen.

Ich kotze, wenn ich lesen muss, wie Menschen, die sich sonst nie aufschreien, wenn Frauen öffentlich von ihren Gewalterfahrungen berichten, die den Frauen wohlmöglich vorwerfen, dass sie selbst Schuld sind, was tragen sie auch ‚nen Minirocken und laufen so spät draußen rum oder ihre Erfahrungen relativieren („War doch nur Spaß“), sich als Verfechter*innen der Frauenrechte aufspielen.

Jetzt, wo es sich um eine Gruppe von Männer handelt, die „nordafrikanisch und/oder arabisch“ (dunklere Haut und dunkle Augen, oder was?) aussehen, schreit ihr auf? Berichtet in allen Zeitungen über männliche Gewalt? Und keine schafft es eine größere Debatte aufzumachen? Eine Debatte um Männergewalt ohne Alters- und Herkunftsgrenzen? Und nein, nicht alle Männer üben Gewalt an Frauen aus – aber ich halte es für nicht wegzudiskutieren, dass strukturelle Gewalt an Frauen von Männer begangen wird und ein riesiges Problem darstellt!

Es ist gut, dass die Frauen, die die sexuellen Übergriffe angezeigt haben, ernstgenommen werden, aber ihre Anzeigen dürfen nicht benutzt werden, um Rassismus zu nähren.

Ich möchte nichts relativieren, aber es handelt sich hierbei auch nicht um eine „Situation, die es so in Deutschland wohl noch nie gab“ (Focus, 05.01.2016, 07:42 Uhr von Kendra Stenzel).

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Linksammlung

 

Mädchenmannschaft:  http://maedchenmannschaft.net/zu-gewalt-legitimierender-gewalt/

Betül Ulusoy: https://www.facebook.com/betuel.ulusoy/posts/569454863208054?hc_location=ufi

Heise: http://www.heise.de/tp/artikel/47/47030/1.html

Netz gegen Nazis: http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/silvesternacht-k%C3%B6ln-organisiertes-verbrechen-nicht-enthemmte-fl%C3%BCchtlinge-10812

Anje Schrupp: https://www.fischundfleisch.com/anje-schrupp/die-gewalt-von-koeln-und-was-jetzt-zu-tun-ist-14437

Prinzessinnenreporter:  http://www.prinzessinnenreporter.de/silvester-in-koeln-einige-anmerkungen/

Menschenrechte.eu: http://menschenrechte.eu/index.php/meldung-im-detail/items/sexualstraftaten.html

 

Frau Fuchs fragt und fordert für 2016…und liebt.

Frau Fuchs fragt und fordert für 2016…und liebt. published on Keine Kommentare zu Frau Fuchs fragt und fordert für 2016…und liebt.

10 Fragen, deren Antwort ich in 2016 finden möchte.

Collage © Jules Cachecoeur

von Frau Fuchs

  1. Wie möchte ich leben – heute und morgen, welche Dinge gehören dazu?
  2. Kann ich einem Ort den Namen “Heimat” auch fernab meiner Herkunftsfamilie geben?
  3. Nach welchen Erlebnissen falle ich in ein Loch und wie kann ich mich dagegen wappnen?
  4. Wie viel Liebe will ich an die Menschen weitergeben?
  5. Warum wird mir beim Anblick von Wohnzimmereinbauwänden schlecht?
  6. Warum entwickeln Menschen nach traumatischen Erlebnissen Erklärungsmuster, die auf Verschwörungstheorien fußen?
  7. Was sagt eine kinderlose ältere Frau heute dazu, dass sie keine Kinder bekommen hat und was rät sie mir?
  8. Wie viel Energie werde ich künftig in Freundschaften investieren, in denen ich mehrere Male hintereinander aus dem gleichen Grund enttäuscht wurde?
  9. Wie fühlt es sich an Geld zu verdienen, wie ein*e “normale” Bürger*in, um sich “normale” Anschaffungen zu leisten, eine eigene Waschmaschine, einen eigenen Herd, einen richtigen Erwachsenen-Urlaub, geht es mir dann anders oder “normal” oder fange ich dann auch an, wie alle, die “normal” Geld verdienen, mich darüber zu beklagen, wie wenig Geld ich doch habe und trete mit garstiger Miene aus der Kirche aus, kaufe alles in Großpackungen ein und schneide meine Zahnpastatuben auf, um den letzten Rest hinauszudrücken?
  10. Was will das Leben von mir?

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Frau Fuchs liebt: Was ist Glück?

Frau Fuchs liebt: Was ist Glück? published on Keine Kommentare zu Frau Fuchs liebt: Was ist Glück?
mushroom time lapse
Fliegenpilze | Gif by Frau Fuchs

von Frau Fuchs

Manchmal denke ich darüber nach, wie viel Glück ich einst gehabt haben muss. Jetzt auch so im Vergleich zu heute. Nein, das wird jetzt keine Selbstmitleidsnummer. Ich meine ja nur.

Mein Gedankenkreisen an diesem Morgen vor Weihnachten (liegt es daran?) nimmt Formen eines Terence Malick Films an: Nach Eindrücken der Sicht aus dem All auf unseren blauen Planeten und den Dinosauriern, den Steinzeitmenschen, den Ägyptern, den Römern, den Kreuzrittern, da Vincis Zeichnungen, Rückbesinnungstendenzen zur Antike, die Französische Revolution, Industrialisierung, zwei Weltkriege, Elend, Trauma und Hunger, sich liebende Hippies und die Antibabypille, Mauer, Atomkraft und Atomunglück, dann komme ich zur Welt. Continue reading Frau Fuchs liebt: Was ist Glück?

Rezension: Carol

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von Lilli Boheme

Carol

Carol und Therese.
Therese ist eine Verkäuferin in der Spielzeugabteilung eines großen Kaufhauses. Den guten Job bekam sie durch ihren Freund vermittelt, sagt er.

Carol ist Hausfrau und Mutter.

Schön, selbstbewusst und lesbisch, die eine. Schön, jung und auf der Suche nach sich, die andere.

Beeindruckend ist sie, Carol. Gespielt von Cate Blanchett, bestimmt von Cate Blanchett. Ihr Gesicht, wie das einer Porzellanpuppe. Eindringlich und glatt. Unheimlich, schön.
Frau der us-amerikanischen Upperclass mit einer ganz eigenen Eleganz in ihren langen Röcken und mit ihren funkelnden Broschen. Immer perfekt, immer melancholisch. Ein trockener Martini mit einer Olive und Zigaretten. Viele Zigaretten. Sie wirkt betäubt in ihrer gepuderten Welt mit dem erfolgreichen Mann, der bereits nicht mehr im gemeinsamen Haus wohnt. Nur die kleine Tochter oder ihre Ausflüge zur Busenfreundin Abbey berühren sie dort, in dieser anderen Welt tief unter ihrer teuren Maske.

Carol ist einnehmend. Ein messerscharfer Blick und Therese scheint keine Chance zu haben.

Therese, gespielt von Rooney Mara, ist jung, unschlüssig und selbstverständlich wunderschön. Eigentlich besitzt sie mehr Talent. Vielleicht wird sie mal Fotografin. Aber vorerst bleibt sie die träumerische Verkäuferin, die alle um sich herum mit ihrer spröden Zurückhaltung, Naivität und den gespitzten Lippen bezirzt.

 

„Willst du denn heiraten?“
„Woher soll ich das wissen, wenn ich noch nicht mal weiß, was ich essen soll.“

Ihr gemeinsames, privilegiertes Abenteuer beginnt bei Spinat auf pochiertem Ei mit einem trockenem Martini und Zigaretten. Es endet vorerst in einem Motel. Verpennt und nackt. Desillusioniert – mit einer fremden Frau.
Die romantischen Szenen zwischen den beiden Frauen entspannen das Auge von der allgegenwärtigen Heterosexualität. Dennoch wird es durch diese hochkarätige Besetzung nie gefordert. Das normierte Auge stößt sich nicht an der Makellosigkeit, die uns hier präsentiert wird. Trotz ‚lesbischer Liebe‘ fällt der Film nicht aus seiner Rolle der vorhersehbaren Hollywoodromanze. Vielleicht ist es gerade das, was den Film ausmacht. Der Unwille zur politischen Debatte. Das Thematisieren aber Nicht-Fokussieren der Diskriminierung von Lesben in dieser staubigen Gesellschaft des Amerikas der 50er Jahre. Vielleicht soll er bloß seichte Unterhaltung bieten und sich in die Reihe der unzähligen Liebesfilme einreihen, ohne groß aufzufallen. Eine neue Konstellation im alten Gewand. Für die Zuschauer*innen leicht konsumierbar.

Und auch Carol und Therese haben außer der Liebe zur Frau in einer dafür unpassenden Zeit nur wenig Kanten. Selbst die restlichen Charaktere sind nett. Kein zu böser Ehemann, keine zu anstrengende Schwiegermutter, kein zu einnehmender Freund. Alles bleibt im Rahmen.

Und trotz dieser Distanz, die durch Umgangsformen und Sittengesetzte gewahrt wurde und die ich bis in meinen Kinosessel spüre, lässt mich der Film mitschwingen, ohne Intensität, aber dafür mit viel Ästhetik unter diesem matten Retro-Schleier. Eine Scheinwelt, die kurz verzückt, aber beim Verlassen des Kinos der Realität weichen muss.

Frau Fuchs liebt: Was bringt mir mein Feminismus, wenn ich Angst habe?

Frau Fuchs liebt: Was bringt mir mein Feminismus, wenn ich Angst habe? published on Keine Kommentare zu Frau Fuchs liebt: Was bringt mir mein Feminismus, wenn ich Angst habe?

von Frau Fuchs

Was bringt mir mein Feminismus, wenn ich Angst habe? Angst vor der Zukunft, davor, wie wir in den nächsten Jahrzehnten leben werden hier in Europa, so auch hier in meiner kleinen Welt? Angst vor Fremdenhass, engmaschigen Konventionen, Zwängen, Gewalt, Terror, Arbeitslosigkeit, Armut, vor struktureller Rücksichtslosigkeit, wachsender Anonymität und schwindender Solidarität?! Continue reading Frau Fuchs liebt: Was bringt mir mein Feminismus, wenn ich Angst habe?

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