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Fick dich, Schweigen! Du bist nur nützlich, wenn man keine Ahnung hat.

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Von Chiara Fabri

1

A         Es gibt Frauen*, die leiden unter ihrer Erfahrung Abtreibung.

B          Es gibt Frauen*, die leiden nicht unter ihrer Erfahrung Abtreibung.

C         Es gibt Frauen*, die bereuen ihre Entscheidung zur Abtreibung.

D         Es gibt Frauen*, die bereuen ihre Entscheidung zur Abtreibung nicht.

 

Diese vier Sätze lassen sich unterschiedlich verbinden:

ABCD-Fick dich Schweigen

Die Reihenfolge, sprich die chronologische Folge, sprich die Zeit und die sozialen Nebenwirkungen oder Nachbeben können zu jeweiliger Zusammensetzung, aber auch zu einer Veränderung der Zusammensetzungen führen. Die Erfahrung Abtreibung endet nicht. Die Erfahrung Abtreibung machst du ein Leben lang. Deine Entscheidung zur Abtreibung und der Ablauf dieser werden zu einem Teil von dir. Eine Abtreibung macht einen Teil von dir, formt dich.

 

2

Den Frauen*, die abgetrieben haben, abtreiben oder abtreiben wollen, wird von Gegnern*innen und Skeptiker*innen vorgeworfen – oder milder formuliert: zugeschrieben – sie seien herzlos. Verantwortungslos. Unüberlegt. Würden gezwungen. Handeln gegen ihre natürliche Bestimmung aka ihren Mutterinstinkt – und wenn eine Frau* keinen Mutterinstinkt besitzt, was ist sie dann? Ein Mann? – Nein. Eine Frau? – Nein. Ein Monster? – Es kann keine andere Beschreibung passender sein. Die Frauen*, die es bereuen und die, die darunter leiden, die sind menschlich. Diese Frauen* haben noch Herz, das zerreißen kann. Diese Frauen* haben noch ein Gewissen, das sie quälen kann. Diese Frauen* können Reue zeigen.

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Liebe Ronja von Rönne…

Liebe Ronja von Rönne… published on Keine Kommentare zu Liebe Ronja von Rönne…

von Fließbandbaby

vor ein paar Tagen bin ich durch deinen Text zum Feminismus auf dich aufmerksam geworden. Ich habe mich gefragt: Warum schreibt ein offensichtlich weder dummer noch ungebildeter Mensch derart unreflektiert über ein Thema, das er nicht verstanden zu haben scheint?

Da ich mich bemühe, nicht vorschnell zu urteilen, habe ich mehr Texte von dir gelesen, um einen umfassenderen Eindruck von dem Bild zu bekommen, das du selbst von dir im Internet zeichnest. Dabei habe ich einen Text gefunden, den ich noch viel schrecklicher fand: Der, indem du mir erklärst, warum ich psychisch krank bin. Ich möchte ihn nicht mehr im Einzelnen auseinandernehmen, das hat Tobi Katze schon auf wunderbare Weise getan, aber ich kann und will ihn auch nicht unkommentiert lassen.

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Bild: pinterest.com

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Apotheke verweigert den Verkauf der „Pille danach“

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von Feminismus im Pott

In der 17. Kalenderwoche wollte unsere Kollegin* in einer Apotheke die „Pille danach“ kaufen. Dieser Erwerb wurde ihr von x diensthabenden Mitarbeiter*in verweigert. Ihr wurde die „Pille danach“ NICHT verkauft. Und dies einundvierzig Tage nach dem 15. März 2015, seit dieses Notfallkontrazeptivum in der Bundesrepublik Deutschland rezeptfrei ist.

Folgende Mitteilung sendete sie an den Apotheker[sic!]Verband Westfalen Lippe.
Bisher ohne Reaktion. Da der Dialog noch nicht als abgeschlossen betrachtet werden will und in Respekt vor der betroffenen Person, die sich weigerte, die „Pille danach“ zu verkaufen, ist die Mitteilung an dieser Stelle hier anonymisiert.

pilledanach3

Sehr geehrt—————–,

am 24. April 2015 versuchte ich die „Pille danach“ in der ———–Apotheke ————- in ——– bei ———————– zu kaufen.
Auf die Frage wofür ich sie bräuchte, sagte ich, dass ich sie im Notfall einer Verhütungspanne wie beispielsweise einem gerissenen Kondom schnell und sicher zur Verfügung haben möchte (Tatsächlich riet mir die Gynäkologin ——————- genau zu dieser Handhabe).

Mit folgenden Begründungen weigerte sich ————- mir das frei verkäufliche Produkt zu verkaufen:

1. —— würde ein Medikament, das bis vor kurzem noch verschreibungspflichtig gewesen ist, nicht einfach rausgeben.
2. Die „Pille danach“ sei ein Notfallmedikament und nur für Notfälle anzuwenden.
3. —— fühle sich nicht wohl damit, mir die „Pille danach“ zu verkaufen. Ich solle mich nochmal mit anderen Verhütungsmethoden auseinandersetzen.

Ich möchte mich auf Grund dieser Begründungen bei ————- beschweren.

zu 1. Es ist irrelevant, seit wann dieses Medikament rezeptfrei verkäuflich ist. Wie Ihnen wahrscheinlich bekannt ist, musste die deutsche Blockade der Freigabe der „Pille danach“ durch EU-Rechtssprechung beendet werden. Der deutsche Umgang mit der „Pille danach“ zeugt von vielem, nur nicht von seiner Angemessenheit. Den bisherigen Umgang weiterhin implizit als normativen Maßstab zu verwenden ist schlicht falsch.

zu 2. Ich gab wiederholt an, dass ich die „Pille danach“ ausschließlich im Falle eines Notfalls nutzen werde und ich selbstverständlich alles tue, damit kein Notfall entsteht.

zu 3. Ich halte die Schlussfolgerung von ————-, dass ich, da ich die „Pille danach“ für Notfälle kaufen möchte, mich nicht um eine solide Verhütungsmethode kümmern würde, für eine unprofessionelle und grenzüberschreitende Unterstellung.
Auch dass ————— betonte, dass —- sich nicht wohl damit fühle, mir dieses Medikament zu verkaufen, ist problematisch. Als auf meine adäquaten Erläuterungen zu ihren Begründungen nichts Entsprechendes erwidert werden konnte, wurde sich auf den holzschnittartigen Zirkelschluss, dass ein Notfallmedikament ein Notfallmedikament sei, zurückbezogen.

Der Diskurs, den unsere Gesellschaft zu diesem Thema pflegt, ist von einem paternalistischen Konservatismus geprägt. Ich empfinde es als bedenklich, wie ————— diesen Diskurs zumindest in dieser Situation fortgesetzt hat.

Mit freundlichen Grüßen
————–

 

pilledanach3

Realitätscheck**
„Die Einnahme der momentan gängigen (und politisch diskutierten) Präparate auf Levonorgestrelbasis kann zwar bis zu 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr erfolgen, ist aber effektiver, je früher das passiert. Denn 48 Stunden verdreifacht sich bereits das Risiko, ungewollt schwanger zu werden. Auf der sichersten Seite ist die Patientin sogar nur mit einer Einnahme innerhalb der ersten zwölf Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr. Und generell gilt: Je früher desto besser, weil wirksamer.
„Ungeschützt“ hat hierbei verschiedene Bedeutungen. Die „Pille danach“ sollte als Notfallverhütung angewendet werden
• wenn es gänzlich ohne Verhütung zum Geschlechtsverkehr kam,
• wenn vergessen wurde die „Pille“ pünktlich einzunehmen,
• wenn das Kondom des Partners gerissen, ver- oder abgerutscht ist,
• wenn zu befürchten ist, dass die Spirale (Intrauterinpessar) nicht mehr wirksam ist,
• wenn das Diaphragma oder die Portiokappe abgerutscht ist oder vorher herausgenommen   wurde,
• wenn die (eh sehr unsichere) Methode des Coitus interruptus oder die Knaus-Ogino-Verhütungsmethode (auch Kalendermethode genannt) versagt hat,
• wenn eine Vergewaltigung vorliegt.

Wenn sie rechtzeitig eingenommen wird, ist die „Pille danach“ jedenfalls äußerst zuverlässig und kann in ca. neun von zehn Fällen eine ungewollte Schwangerschaft verhindern.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat Anfang 2014 für die „Pille danach“ auf Levonorgestrelbasis einhellig festgelegt, dass es keine medizinischen Gründe gibt, die dagegensprechen, die Rezeptpflicht aufzuheben. Mit derselben Feststellung hatte das Institut bereits im Jahr 2003 eine Empfehlung zur rezeptfreien Abgabe der „Pille danach“ ausgesprochen und sich dabei u.a. auf die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation berufen, die ebenfalls für einen schnellen Zugang ohne Umweg über die Rezeptabgabe plädiert. Levonorstrelbasierte Pillen sind: 1. Sehr sicher, führen 2. Nicht zu einer Abtreibung oder Schäden an einem eventuellen Fötus und haben 3. Keine negativen Auswirkungen auf die künftige Fruchtbarkeit. Nebenwirkungen sind unüblich und verlaufen allgemein sehr schwach, heißt es laut WHO.“

** aus: Anne Wizorek: Weil ein #Aufschrei nicht reicht. Für einen Feminismus von heute. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a.M., 2014; 46f

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Girls, Bromance und der Circuit of Culture – Filmwissenschaftler John Alberti im Interview mit Anna Seidel

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von Anna Seidel

Pünktlich zum Frauenfilmfestival in Dortmund kreisen unsere Gedanken vor allem um die Ladies im Film- und Fernsehbusiness. Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Anna Seidel (WWU Münster) forscht immer mal wieder dazu. Im Sommer erscheint zum Beispiel ihr Aufsatz zu Popfeminismus und Fernsehen und gerade arbeitet sie gemeinsam mit Anne Lippke an einem Aufsatz zu Lena Dunhams Produktionen Tiny Furniture und Girls. In diesem Zusammenhang ist sie auch auf John Alberti gestoßen, einen Professor für Cinema Studies an der Northern Kentucky University. Lest, wie die beiden über Film, Fernsehen und Feminismus reden:

John, in Forschung und Lehre widmen Sie sich vor allen Dingen popkulturellen Phänomenen, wie Games und Filmen, was ich gut finde – ich mache es auch so. Wenn Sie nun jemand fragt, warum Sie gegenwärtige Phänomene, wie die Simpsons und Facebook erforschen, anstatt eher klassische, wie den Kaufmann von Venedig oder frühe Briefromane, was antworten Sie?

Ich habe darauf zwei Antworten. Zum einen sehe ich dieses ‚anstatt’ nicht. Ich denke nicht, dass Popkulturforschung ausschließt, sich mit älterer, eher kanonischer Literatur auseinanderzusetzten, oder umgekehrt. Ich habe über die Simpsons und Facebook geschrieben und ich habe über Mark Twain und Henry James geschrieben. Ich sehe all diese Gegenstände als komplexe kulturelle Texte. Zum anderen waren – und das hängt mit dem ersten Teil meiner Antwort zusammen – Texte wie Der Kaufmann von Venedig oder ein Briefroman aus dem 18. Jahrhundert Teil der ‚Popkultur’ ihrer Zeit. Der Begriff und die Idee von ‚Popkultur’ entwickelt sich erst im späten 19. Jahrhundert, als unsere derzeitigen Modelle von ‚high’, ‚middle’ und ‚low’ culture als Teil eines bourgeoisen Gedanken etabliert wurden. Es ist also ein wenig anachronistisch, den Kaufmann von Venedig als popkulturell zu beschreiben. Allerdings kann man ja schon sagen, dass Shakespeare mit einer gewissen Pop-Sensibilität geschrieben hat. Er schrieb für alle möglichen Bildungsschichten und hatte ein viel breiteres Publikum, als es die Schreiber_innen der Simpsons bedienen.

9780415535526
Bild: routledge.com

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Susan Sontag und Jonathan Cott – „The Doors und Dostojewksi: Das Rolling-Stone-Interview“

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von der Bücherhexe

Denken im Dialog

Susan Sontag
Bild: buzzaldrins.de

„Ich hab meine Doktorarbeit nie beendet. Genau wie Susan Sontag!“ sagte mir mal eine Freundin mit einem Augenzwinkern. Susan Sontag, eine der beeindruckendsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts, scheint Menschen also nicht nur mit ihren Leistungen zu inspirieren, sondern sogar mit Dingen, die sie nicht getan hat. Überhaupt hielt sie sich ungern an Konventionen – z.B. die Idee, sich zwischen so genannter Pop- und Hochkultur entscheiden zu müssen – sondern hinterfragte und analysierte sie lieber, und verehrte die Doors ebenso wie Dostojewksi. Eines ihrer berühmtesten Interviews erschien im Rolling Stone, einer Musikzeitschrift, die sowohl über Rock- und Popmusik als auch auf hohem Niveau über gesellschaftliche und politische Themen berichtet – ein passendes Medium also für das Gespräch das Sontags langjähriger Freund Jonathan Cott 1978 mir ihr in Paris und New York führte. Dieses Interview ist nun als Buch erschienen, und das erstmals in voller Länge, denn die Zeitschrift druckte damals nur etwa ein Drittel des Gesprächs ab.

Während es viele Schriftsteller*innen gibt, die sich in der Einsamkeit des Schreibens wesentlich wohler fühlen als in künstlich erzeugten Gesprächssituationen wie Interviews sie nicht selten sind, zog Susan Sontag das gemeinsame Entwickeln und Diskutieren von Gedanken und Ideen im Dialog dem einsamen Denken und Schreiben vor. Ähnlich wie Hannah Arendt einmal sagte, dass es Wahrheit nur zu zweit gäbe, stellte Sontag fest, dass sie sogar die meisten ihrer Gedanken im Gespräch entwickelte. Und diesen Gedanken zu folgen, die dort geteilt und mitgeteilt werden, ist faszinierend: Biografische Aspekte, Sontags Krebserkrankung, Fotografie, Kulturphänomene, Alter, Krieg, geistige Konstrukte und ihre realen Auswirkungen auf unser Leben werden mit einer Neugier, einer Begeisterung für das Denken und einer sprachlichen Zugänglichkeit verhandelt, dass man glaubt mit Cott und Susan Sontag zusammen zu sitzen – und schließlich den Eindruck hat, selbst klarer zu sehen und präziser zu denken.

Susan Sontag und Jonathan Cott
„The Doors und Dostojewksi: Das Rolling-Stone-Interview“
Aus dem amerikanischen Englisch von Georg Deggerich
Hoffmann und Campe
€ 18
9783455503302

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