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Kritische Stimmen aus dem Ruhrgebiet
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Von MsWookie
Manchmal fragen mich Freund_innen und Bekannte aus dem Hier und Jetzt, warum ich gerade da gelandet bin, wo ich nun stehe, sitze oder gehe: Gesellschaftswissenschaftliche Studentin an einer Ruhrgebietsuniversität und – mittlerweile erklärte – Feministin. Dann erzähle ich zuerst von der Sensibilisierung für Gender-Fragen und feministische Themen zu Beginn meines Studiums, dann von den schüchternen Sympathien für die Frauen, die vor vielen, vielen Jahrzehnten für ihre Rechte auf die Straße gingen. Kenne ich den Menschen gegenüber schon etwas besser oder finde ihn_sie schlichtweg sympathisch, erzähle ich manchmal davon, wie ich aufgewachsen bin.
Als einzige Tochter von liebevollen, aber auch anspruchsvollen Eltern („Sitz gerade am Tisch!“ höre ich heute noch manchmal) bin ich in den 90ern und 2000ern in einem Dorf am Schwarzwaldrand aufgewachsen. Wert legt man darauf, dass man schwäbisch spricht, täglich mehr arbeitet als der_die Nachbar_in und mindestens einen Acker besitzt. So ist das immer gewesen, so möchte man das bewahren. Der Wohnort meiner Eltern ist das Modellland für jede_n traditionelle_n Konservative_n. Diese Gegend Heimat zu nennen fühlt sich falsch an, auch, wenn jede Begrüßung durch meine Mutter, komme ich aus dem Ruhrgebiet zu Besuch, sich immer noch nach Heimat anfühlt.
Es ist eine kleine, relativ in sich geschlossene Welt. Der kleine Zeitschriftenladen, gleichzeitig die Poststelle des Ortes, führt seit Jahren nur noch zwei Zeitungen: Die Lokalpresse und die BILD-Zeitung. Alles andere, so die Besitzerin, hätte eh niemand gekauft. Ein vorwurfsvoller, unausgesprochener Nachsatz wäre gewesen „seitdem du weggezogen bist.“ Continue reading Über die Mauer geklettert
von Pepe
Wir freuen uns, dass ihr uns eure Sicht auf das Bild mitteilt, wichtige Konzepte wie „Slut Shaming“ ansprecht, uns warnt und kritisiert.
Es ist allerdings schwierig bei einer Bildinterpretation direkt die Positivismuskeule zu schwingen und eine einzige Lesart zu präsentieren – denn Bildinterpretationen gibt es nie nur eine und selten (Konstruktivist*innen würden sagen: nie) eine richtige, zumal wenn versucht wird, einen Kontext, eine Intention zu rekonstruieren.
Jede mögliche Intention des Künstlers/der Künstlerin* ist in jedem Fall auch von der Rezeption zu trennen, also dem, wie das Bild weiterverwendet, kopiert, adaptiert, angeschaut und besprochen wird. Continue reading Maja auf Instagram – Eine Bildanalyse
She She Pop beim Impulse Theater Festival 2016
von Judith Ouwens
Die erste Notiz in meinem Block für diesen Abend lautet „es ist übertrieben voll”. Menschen mit Jutebeutel und Hipster-Brille drängeln sich an der Seite der offiziellen Schlange Richtung Eingang und auch an diesem Abend beweisen She She Pop, dass sie zu Recht zu den Top of the Pops der freien Theaterszene gehören.
Drei Mitglieder der Kollektivs treten mit fünf Mitspielern auf, größtenteils aus dem Ensemble der Münchener Kammerspiele, wo die Produktion erarbeitet wurde. Sie treten uns als beispielhafter Lehrkörper gegenüber, denn wir wollen wissen, was Liebe ist und sie wollen es uns erklären und zeigen wollen sie es auch… Sie sehen seltsam verschroben aus, Kostüme, die mit Puffärmelchen an Wedekind angelehnt sind, ein flauschiger rosa 80er Jahre-Pulli und dünne Männerbeinchen in kurzen Hosen. Komische Typen. Die Mitspieler stehen für gesellschaftliche Gruppen, die innerhalb des Ensembles nicht vertreten sind: Der heterosexuelle Mann, ein älterer Mitspieler, eine echte Jugendliche. Eine ältere Frau, so um die 70, habe es auch bei den Münchener Kammerspielen nicht gegeben, denn Frauen verschwinden irgendwann von der Bildfläche, wird nebenbei bemerkt. Continue reading Wir wollen wissen, was Liebe ist – 50 Grades of Shame von She She Pop
von Chiara Fabri
Vergangenen Freitag bekamen wir einen Blogtext von Yuri geschickt. Sie frug uns, ob wir ihn über Feminismus im Pott verbreiten wollen. Meine Aufgabe war nun, den Text zu lesen und eine erste Einschätzung zu machen, ob der vorliegende Text in das Konzept von Feminismus im Pott passen kann und, ob es über facebook geteilt werden kann – manchmal entscheiden wir uns dagegen, weil der Text oder das Video oder das Bild zu stark triggert oder zuviel Hass enthält und wir über die bloße FacebookSeite keinen guten oder halbwegs geschützten Kontext herstellen können. Bei solchem Material lohnte sich z.B. ein Blogtext zu schreiben.
Ich las also den Text. Er ist tatsächlich sehr heftig und geht an die Substanz. Als ich an die Stelle kam, in der steht, „Freispruch“, schlossen sich affektiv meine Augen. Sie wollten nicht weitersehen. Sie wollten mich schützen. Einige Sekunden gab ich nach. Dann las ich weiter. Ein nächster Schlag war, dass der freigesprochene Täter noch die Möglichkeit erhielt, das letzte Wort in der Sache zu erhalten und diese nutzte, noch ein weiteres Mal dem Opfer weh zu tun vor aller Ohren zu sagen: „Beiß mich das nächste Mal, damit ich wirklich weiß, dass du es nicht willst.“
Der Text ist wichtig und ich schrieb der Autorin, wie wir den Text an die Leser*innenschaft weiterleiten können, wir sprachen uns ab.
Dann wollte ich noch schnell schmutzige Wäsche in den Keller bringen, um sobald zu meinen Eltern zu fahren. Ich bemerkte, dass mich der Text noch eine Weile beschäftigen wird. Das machen andere manchmal auch. Eine Herausforderung bei Feminismus im Pott ist, dass es Tage gibt, an denen mensch sich den gesamten Tag mit schlechten Nachrichten und Hass befasst.
Ich sammelte die Wäsche zusammen, entschied, was dringender gewaschen werden müsste als anderes. Ich ging die Treppen hinab, ich ging in den Waschkellerraum. Ich legte die Wäsche in die Maschine, schüttete ein klein wenig Waschmittel in die Maschine. Stellte das Program ein und stützte mich mit den Händen auf die Waschmaschine und versuchte mich zusammenzureißen. Denn während ich all dies tat, soviele Mädchen und Frauen, so viele. Immer und überall. Und Freispruch. Und Vorwürfe zur Lüge. Schweigen. Das sich winden der Gesellschaft und der Gesetzgeber*innen, endlich eine rechtliche Grundlage zu schaffen, die sexualisierte Gewalt tatsächlich verurteilt. Continue reading Nicht-Mädchen – keep your rape culture out of my uterus
von Michaela Westerhoff
Die Bundeszentrale für politische Bildung in Deutschland schreibt auf ihrer Internetseite:
Alltagsrassismus ist nicht immer leicht zu erkennen. Er kann sich deutlich in Form von rassistischen Beleidigungen und herabwürdigenden Handlungen zeigen, doch erscheint er auch ganz subtil. In vielen Witzen und unbewusst geäußerten Vorurteilen, aber auch im – bewussten – „Übersehen“ und Nicht-Beachten von Menschen of Color kommt Alltagsrassismus zum Vorschein. Dass Vorurteile oft unbewusst und unbedacht geäußert werden, bedeutet nicht, dass sie harmlos wären.
Wie gehen wir also mit Alltagsrassismus in Werbung um? Ich stolperte auf Facebook über Werbung der Firma „truefruits GmbH“ und musste schmerzlich feststellen, dass einer meiner früheren Lieblingsunternehmen sich diskriminierender Sprache bedient:
Eine Kampagne zur Vermarktung der neuen schwarzen Verpackung einer ihrer Sorten, welche offensichtlich auf das Klischee des „Quotenschwarzen“ in der Popkultur anspielt. Dieses Klischee zu entlehnen und auf ein Produkt anzuwenden ist eine Reproduktion von Vorurteilen zu Marketingzwecken und gehört deshalb in die Kategorie „Alltagsrassismus“. Continue reading #rottenfruits