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Ich stehe gleich auf. Nur noch fünf Minuten.

Ich stehe gleich auf. Nur noch fünf Minuten. published on 4 Kommentare zu Ich stehe gleich auf. Nur noch fünf Minuten.

von Lilli Boheme

Mein Beitrag wurde von dem „offenen Brief an all die Typen, die mein “Nein” nicht respektiert haben“ von myendnote.tumblr.com angeregt.

 

Morgens. Der Wecker klingelt. Es ist sieben Uhr. 15 Minuten bevor die Handwerker, die seit sechs Monaten ihre Zelte vor unserem Haus aufgeschlagen haben, mit ihrem täglichen Lärm beginnen. Der Raum ist schon recht hell, vor dem Licht, den Sonnenstrahlen schützen mich nur weiße Baumwollvorhänge. Ich schaue nach links und sehe die Katze, die nach ihrer aufregenden Nacht auf der Sofalehne zur Ruhe kommt.

 
Los geht’s. Ich greife zum Handy.

 
Morgens. Wenn der Wecker nicht klingelt, die Handwerker nicht da sind, stehe ich trotzdem auf. Meistens. Der Hund muss raus, ihr Geschäft erledigen. Ich rapple mich auf, um 9, um 10, oder um 11.30 Uhr. Vielleicht hat sie sich mir angepasst und döst weiter vor sich hin.

 
Ich kann mich nicht erinnern, wie lange es schon so geht, aber meistens habe ich keine Lust aufzustehen. Ich bin schon neugierig auf den neuen Tag und was er bringen wird, will Dinge erledigen, will nachholen, was in den sieben Stunden Schlaf in der Welt passiert ist. Bevor ich einen Fuß aus dem Bett gesetzt habe, rattert mein Kopf los. Ich nehme mein Handy vom Boden, ziehe das Ladegerät raus und checke meine Mails, Facebook, Twitter, Instagram… wie jeden Morgen.

 
Ein Flüchtlingsheim brennt, eine junge Frau wurde entführt und ermordet, „Ehe für alle? Das bereitet mir persönlich Bauchschmerzen“, sagt unsere Bundeskanzlerin. Nun noch schnell zehn neue oder auch alte Tiervideos gucken, empowernde Sprüche lesen, hübsche Illustrationen anschauen, um die täglichen Horrornachrichten schnell wieder zu verdrängen. Jetzt muss ich schnell unter die Dusche. Aber ich fühle mich bereits erschöpft, ich bleibe noch eine Weile liegen, döse, denke nach.

 
Es ist unglaublich schwer dem normalen Tagesgeschäft nachzugehen, wenn die Welt einen jeden Morgen aufs Neue schockt. Im Netz, wie face-to-face.

 

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Ich bin keine Feministin, weil…

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ein Gastbeitrag von Lisa*

Bild: Lisa*

Aus relativ aktuellem Anlass, mal wieder, sehe ich mich dazu bewegt, mich ein wenig über eine Liste „aufzuregen“, die ich bei Buzzfeed  gefunden habe und zugleich auch mal eine Lanze für „den“ Feminismus zu brechen.

Warum „den“?! Weil genau das einer der Punkte ist, der mich bei dieser Liste, sagen wir mal, geärgert hat. Da wird DER Feminismus beschrieben, als (ganz klassisch):
– männerfeindlich
– einschränkend für die Selbstbestimmung von Frauen
– Gleichstellungsbremse
– Frauenbild diffamierend
– behaart und ungepflegt
– im Allgemeinen: extremistisch
…etc…

Und mein Lieblingsargument: „Es gibt wichtigere Dinge, um die wir uns kümmern sollten!…“
*Das Irritierendste an der ganzen Geschichte ist allerdings, dass die meisten Zitierten sich auf Punkte beziehen, für die Feminismus einsteht. Sie scheinen sich jedoch fast schon davor zu ekeln, das Wort Feminist*in für sich zu verwenden. Wieso?!*

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Der Schmerz ist doch natürlich und gehört dazu, oder nicht?

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Ein Gastbeitrag von Freya Bersani 

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Ich bin ein aktiver, froher und lebenslustiger Mensch, der sich gerne mit Freunden trifft, ins Kino geht und Ausstellungen besucht. Nichtsdestotrotz wurde meine Unternehmenslust bis vor Kurzen einmal im Monat stark gebremst – und zwar von meinem eigenen Körper – in Form der Monatsblutung.

Seit meinem Teenageralter plagten mich Monat für Monat starke Schmerzen kurz vor und während meiner Regel. Ich konnte während meiner Periode, die vier bis sechs Tage andauerte, kaum einen Tag ohne Schmerzmittel überstehen. Zwei bis drei Tage vor dem Einsetzen der Regel, bekam ich fürchterliche, manchmal sogar Migräne ähnliche Kopfschmerzen. Während der Regel kamen dann Magenkrämpfe, Übelkeit (manchmal mit Erbrechen), Rücken- und Nierenschmerzen sowie Schmerzen im Unterleib und Beckenbereich hinzu. Wenn es besonders schlimm war, hatte ich sogar Schmerzen beim Wasserlassen und beim Stuhlgang. „Regelschmerzen sind doch normal“, dachte ich mir und so vergingen die Jahre, die ich einmal im Monat nur mit Schmerzmitteln und einem Attest vom Arzt ertragen konnte. Als die Schmerzen während der Regel aber immer mehr zunahmen und ich beim Stuhlgang vor Schmerzen nur noch flach atmen konnte oder sogar die Luft anhalten musste, entschloss ich mich endlich, etwas dagegen zu tun. Ich suchte meine Gynäkologin auf, der ich meine Symptome schilderte und, die mir sehr genau zuhörte. Nach einer kurzen körperlichen Untersuchung und in Anbetracht meiner Schilderungen, äußerte sie den Verdacht einer Endometriose. „Endo… – wie?“, fragte ich sie erstaunt. Ich hatte das Wort noch nie zuvor gehört.

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Ein Leserinnenbrief

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ein Gastbeitrag von Hannah Espín Grau

Sehr geehrter Herr Schneider,

als ich am Samstag die Taz aufgeschlagen habe, habe ich sehr interessiert und aufmerksam Ihren Artikel „Mit kindlichem Blick“ [Anm. d. Red.: Online trägt der Artikel den Titel „Von der Leyens rechte Hand] über Frau Suder, die Beraterin von Ursula von der Leyen gelesen. Der Artikel ist spannend und formell gut geschrieben, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass er inhaltlich frauenfeindlich und übergriffig ist.

Unbenannt
Bild: Taz

Zunächst hat es mich gefreut, dass Sie bereits nach einigen Zeilen ihren eigenen machistischen Blick auf die Büroeinrichtung erkannt und hinterfragt haben. Das ist erfreulich und lo-benswert, da es vielen Männern* schwer fällt, ihre Perspektive überhaupt als eine typisch männliche, machistische zu identifizieren. Leider bleibt es dann jedoch bei ihrer kurzen Selbstkritik. Der Rest des Textes ist dermaßen paternalistisch aufgeladen, dass es fast so scheint, als solle die kurze anfängliche Selbstreflexion nur übertünchen was danach kommt. Das schafft sie aber nicht. Ich nehme an, dass Sie grundsätzlich dazu in der Lage sind, sich kritisch mit Ihrer Männlichkeit auseinanderzusetzen, weshalb ich hoffe, dass Sie mit meiner Kritik produktiv umzugehen wissen.

Mich stören an dem Text vor allem drei Punkte, die ich im Folgenden darlegen möchte. Dafür werde ich immer wieder Stellen aus Ihrem Artikel zitieren, was redundant erscheinen mag, mir aber für meine Kritik unumgänglich erscheint.

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Gegen Familie und Karriere – Eine Replik

Gegen Familie und Karriere – Eine Replik published on Keine Kommentare zu Gegen Familie und Karriere – Eine Replik

von Nadine Dannenberg

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Bild: pinterest.com

Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet nicht dasselbe wie Vereinbarkeit von Familie und Karriere. Das Ersteres möglich ist haben Generationen von Working-Class-Familien bewiesen und kriegen es nach wie vor hin irgendwie alles zu managen, ohne Zweifel jedoch mit viel Aufwand und unter Aufbringung aller zur Verfügung stehenden Ressourcen.
Verzwickt wird es jedoch beim zweiten, und das liegt in erster Linie an nach wie vor dominierenden androzentrischen Konzepten von Familie und Karriere.

Vor einigen Tagen erschien an dieser Stelle ein Interview mit Professorin Katja Sabisch zu selbigem Thema, in welchem sie das komplexe Spannungsverhältnis von Mutterschaft und Wissenschaftlerinnen-Dasein beleuchtete und dabei einige sehr wichtige Punkte ansprach. In einer Welt, in der sich die *Normalbiografie* noch immer an einem archaischen Modell vom männlichen Vollzeitarbeiter und seiner weiblichen Hausfrau im Hintergrund orientiert, ist es insbesondere für Mütter nach wie vor nahezu unmöglich Karriere und Familie gleichzeitig zufriedenstellend zu verwirklichen. Wobei sich jedoch die Frage stellt von wessen Zufriedenheit hier eigentlich gesprochen wird – der eigenen oder der systemischen? Und genau das ist der Punkt, an dem wir uns alle, die wir in dieser Welt irgendwie gescheit existieren wollen, über Begriffe und Vorstellungen der Lebensgestaltung unterhalten müssen. Denn die derzeit vorherrschenden Strukturen sind nicht nur für Mütter Gift, sondern für viele andere Menschen auch.

In diesem Kontext lautet das Stichwort Reproduktionsarbeit. Reproduktion heißt Zukunftsorientierung, und damit auch Regeneration. Das bedeutet nicht nur Kinder in die Welt zu setzen und aufzuziehen, damit eine unvorhersehbare Zukunft imaginiert werden kann, sondern auch die eigene Arbeitskraft für zukünftige Zeiten zu erhalten. Die Arbeitszeit endet auch für mich als Single nicht wenn ich die Bürotür hinter mir zumache, sondern setzt sich fort übers Einkaufen, Putzen, soziale Beziehungen pflegen und stellt letztlich somit alles, was ich in meiner *Freizeit* tue in den Dienst einer reproduktiven Arbeitskraft. Das gilt umso mehr, wie Sabisch im Interview zu Recht anmerkte, für Wissenschaffende, die mit allzeitiger Einsatzbereitschaft ihr ganzes Dasein dem Prozess des Wissenschaffens widmen sollen. Ich gehe nicht einfach nur in eine Kunstaustellung um mir einen schönen Tag zu machen, sondern bin immer auf der Suche nach möglichen neuen Forschungsfeldern und Kooperationspartnerschaften. Oder zumindest muss ich meinen *freien* Arbeitstag in dieser Art und Weise legitimieren. Im Sinne des solidarischen Miteinanders habe ich als Single zudem in meinem Anspruch auf „Freizeit“ zugunsten all jener zurückzustecken, die ein irgendwie institutionell anerkanntes Familiengefüge aufweisen können. Kinder bieten da immer noch die beste Entschuldigung, doch schon bei der Betreuung von Eltern stößt eins mitunter auf weniger Verständnis. Von nicht-heterosexuellen Partnerschaften, oder schlicht und ergreifend Freundschaften ganz zu schweigen.

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