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Aktivismus in Zeiten von Corona: Sophia Sailer

Aktivismus in Zeiten von Corona: Sophia Sailer published on Keine Kommentare zu Aktivismus in Zeiten von Corona: Sophia Sailer

Ich wünsche mir auch eine aktive Fehlerkultur und radikale Empathie: wir alle sind mit Diskriminierungsstrukturen sozialisiert worden und diese abzubauen, bedeutet Arbeit.

Wer bist du und wofür engagierst du dich?

 Ich heiße Sophia und setze mich für intersektionalen Feminismus ein. Während meines Studiums konnte ich viel über die Bewegung, die sich gegen multidimensionale Diskriminierung einsetzt, lernen. Mir ist dabei aber auch bewusst geworden, dass das ein Wissen ist, das oft vor allem einer kleinen, gebildeten Gruppe vorbehalten ist. Ich versuche deshalb diese Inhalte für Social Media heruntergebrochen aufzubereiten und hoffe so, dass ich über meinen Account @die_millennial ein paar Leute erreiche, für die das alles noch Neuland ist.

 

 Inwiefern hatte Corona Einfluss auf deine aktivistische Tätigkeit?

 Tatsächlich ist mein Projekt erst während Corona entstanden. Vorher war ich viel auf Demos oder habe bspw. Lesekreise mit Freund*innen veranstaltet – das war auf einmal alles nicht mehr möglich, auch weil ich zu dem Zeitpunkt nicht in Deutschland gelebt habe. So viele Gefahren Social Media generell und auch im Bereich Aktivismus mit sich bringt (Stichwort Performative Activism), so viele Vorteile haben die Netzwerke meiner Meinung nach auch. Gerade in Zeiten der Pandemie war Social Media zumindest für mich ein niedrigschwelliger Weg, sich weiterhin miteinander zu vernetzen, sich solidarisch zu zeigen oder um gegenseitig füreinander da zu sein.  

 

 Was können wir als Aktivist*innen tun, damit die Bewegung nicht stillsteht? Was brauchen wir als aktivistische Community, um handlungsfähig zu bleiben?

 Für mich sind es eine Hand voll Dinge, die ich versuche auch selbst umzusetzen: Ich erlebe zwar als queere, psychisch kranke Frau Diskriminierung und Marginalisierung, aber ich kann nicht den Schmerz von anderen Personen fühlen, die eine andere Diskriminierungserfahrung machen, weil sie beispielsweise von Rassismus betroffen sind. Ich wünsche mir von unserer Bewegung, dass sie diese Unterschiede sensibel wahrnimmt, dass Privilegien erkannt werden und entsprechend gehandelt wird.  Ich wünsche mir auch eine aktive Fehlerkultur und radikale Empathie: wir alle sind mit Diskriminierungsstrukturen sozialisiert worden und diese abzubauen, bedeutet Arbeit. Wir sind nicht frei von Sexismus, Rassismus, Ableismus, Klassismus – und so weiter. Jede*r von uns wird zukünftig Fehler machen und ich wünsche mir, dass jede*r von uns es schafft, das eigene Ego beiseite zu räumen und sich diese Fehler einzugestehen, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Wir müssen dieses Lernen als Praxis begreifen und akzeptieren, dass es ein konstanter Aushandlungsprozess ist, der Reflexion und Eingeständnisse erfordert und niemals „fertig“ sein kann. Ich denke, das ist elementar für die Weiterentwicklung der Bewegung. Auch glaube ich, dass es wichtig ist, über die Grenzen der Bubble hinweg aktiv zu sein. Das ist hart und das ist aus Sicherheits- und Ressourcengründen sicherlich nicht allen möglich – schon gar nicht als Einzelperson. Aber vielleicht ist das machbarer, wenn man sich zusammentut und sich unterstützt? Ich finde, diese Arbeit ist nötig, damit eine Aufklärung nicht immer an Betroffenen hängen bleibt, und damit wir vielleicht ein paar mehr Leute ins Boot holen können. 

 

 Welche Message möchtest du den Menschen noch mitgeben?

 Stay soft, stay radical. Unterstützt einander, wo ihr könnt, scheut euch nicht, auch kritisch auf die eigene Bewegung zu schauen und nehmt Kritik (nicht die von Rechten, lol) als Zeichen der Wertschätzung.

Aktivismus in Zeiten von Corona: Ceren Kaya

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Nicht aufhören. Klingt simpel aber wir vergessen viel zu oft, dass wir so viel mehr können. Ich habe in den letzten Jahren eins gelernt: Ich brauche keinen Masterplan. Es reicht eine Idee und der Wille etwas um zusetzten.

Wer bist du und wofür engagierst du dich?

Ich bin Ceren, 29 und komme aus Dortmund. Seit inzwischen 4 Jahren mische ich in der Kommunalpolitik aktiv mit. Zuletzt habe ich selbst für den Rat der Stadt Dortmund im September 2019 kandidiert. Vor allem setzte ich mich für Menschen ein, die keine „Stimme“ haben. Ungerechtigkeit ist das Wort, worauf ich reagiere und die Interessen der Menschen sichtbar mache. Wobei meine Aktionen offensichtliche zeigen, dass ich vor allem Aktionen für Frauen organisiere. Empowerment ist das Zauberwort.

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Aktivismus in Zeiten von Corona: Simin Jawabreh

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Wir müssen standhaft bleiben und weiterhin sagen: Feminismus heißt Klassenkampf. Antirassismus ist Klassenkampf – weil dieses System eben auf überausgebeutete Subjekte angewiesen ist, um sich halten zu können.

Wer bist du und wofür engagierst du dich?

Simin ist als Aktivistin in Berlin in diversen antikapitalistischen antirassistischen und feministischen Bewegungen organisiert und macht sich stark für soziale Gerechtigkeit und die Gestaltung anderer Gesellschaftsweisen.

Die Studentin der Politikwissenschaft arbeitet außerdem in der politischen Bildungsarbeit und referiert regelmäßig zu Themen wie Racial Capitalism, Intersektionalität, Polizeikritik oder dekolonialen Perspektiven auf Migration- und Grenzregime.
Simin ist zusätzlich journalistisch aktiv und teilt ihre Politik und Perspektiven ebenso digital auf Instagram (@siminjawa).

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Aktivismus in Zeiten von Corona: Fatima Remli

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Kleine Schritte bewirken viel und Veränderung beginnt, indem wir bei uns selber anfangen.

Wer bist du und wofür engagierst du dich?

Ich bin Fatima Remli, Aktivistin und freie Autorin.
Ich setze mich für Gleichberechtigung, Feminismus und Menschenrechte ein. Nebenbei bin ich auch in Initiativen, die versuchen mehr Sichtbarkeit wichtigen Themen zu geben.

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Aktivismus in Zeiten von Corona: Orry Mittenmayer

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Schließt euch zusammen. Schafft barrierefreie Räume. Denkt und agiert kompromisslos intersektional. Handelt nach dem Prinzip each one teach one. Und schafft Sichtbarkeit. Das gilt vor allem für die männlich markierten Aktivisten. Wir verfügen über Privilegien, über die unsere Sisters aus den marginalisierten Communities nicht verfügen.

 

Wer bist du und wofür engagierst du dich?

Ich bin Orry und ich kämpfe für mehr demokratische Mitbestimmung in der Arbeitswelt vor allem in der Plattformökonomie und den Lieferdiensten. Weil gerade dort sich ein riesiger prekärer Niedriglohnsektor etabliert und unzählige Menschen in schlimme Lebensbedingungen drängt. Darüber hinaus engagiere ich mich für eine Gesellschaft, die inklusiv, solidarisch und gerecht ist.

Inwiefern hatte Corona Einfluss auf deine aktivistische Tätigkeit?

Puh, Corona hat das ganze definitiv nicht einfacher gemacht. I mean: Ich musste eine ziemlich steile Lernkurve hinlegen, um meine Arbeit vernünftig zu digitalisieren. Auf der anderen Seite haben sich nicht allzu viele Sachen verändert. Ich treffe trotzdem immer wieder die Fahrer:innen, bei den Essenslieferdiensten, um mich auszutauschen und gemeinsam neue Aktionen zu planen. Denn sie verfügen nicht über das Privileg im Haus zu bleiben, sondern sind gezwungen rauszugehen und weiterzuarbeiten, um zu überleben. Das gleiche gilt für Millionen andere Menschen, die im Einzelhandel arbeiten, Pflegekräfte sind, als Reinigungskraft Gebäude reinigen und so weiter und so fort. Vor allem Frauen bzw. Women of Color sind dadurch besonders hart betroffen, especially mit Blick auf unbezahlten Care Work. Viele Beschäftigte verzweifeln und müssen fassungslos zuschauen, wie die Regierung Unsummen in die Wirtschaft pumpt aber sich nicht, um die Arbeiter:innen schert. Dabei sind sie der Grund, dass der Laden noch läuft. Wie kann ich, da aufhören, sie zu treffen und versuchen zu empowern, damit sie sich gegen diese menschenverachtenden Zustände wehren?

Was können wir als Aktivist*innen tun, damit die Bewegung nicht stillsteht? Was brauchen wir als aktivistische Community, um handlungsfähig zu bleiben?

Schließt euch zusammen. Schafft barrierefreie Räume. Denkt und agiert kompromisslos intersektional. Handelt nach dem Prinzip each one teach one. Und schafft Sichtbarkeit. Das gilt vor allem für die männlich markierten Aktivisten. Wir verfügen über Privilegien, über die unsere Sisters aus den marginalisierten Communities nicht verfügen. Es ist unsere unverrückbare Pflicht, diese Privilegien radikal zu nutzen, um wirkliche und wahrhafte Verbündete zu sein. Viel zu viele Sisters führen diese Kämpfe allein und werden dafür unsichtbar gemacht oder im schlimmsten Falle gehatet oder angegriffen. Wir müssen sie nicht beschützen. Wir müssen nicht für sie sprechen. Wir müssen an ihrer Seite stehen und niemals verzagen. I see you. I feel you.

Welche message möchtest du den Menschen noch mitgeben?

Ich bin Schwarz und Schwerbehindert auf die Welt gekommen. Seit ich denken kann wurde mir vermittelt, dass ich minderwertig sei und lange Zeit habe ich es mit jeder Faser meiner Identität geglaubt. Es waren zwei Menschen, die mich empowerten und ermutigten politisch aktiv zu werden. Die mir zeigten, dass Politik nicht einer kleinen Gruppe von alten weißen Männern gehört, sondern uns allen und wir dafür kämpfen müssen. Wir sind Aktivist:innen, weil wir an eine bessere Welt glauben, weil wir den Generationen nach uns eine schönere Welt hinterlassen wollen. Dass unsere Kinder und unsere Kindeskinder nicht auch mit Wunden und Narben kämpfen müssen, verursacht durch eine Gesellschaft, deren Strukturen zutiefst rassistisch geprägt sind- among else. Um dahin zu kommen, dürfen wir niemals aufgeben. Wir müssen mit Liebe und Leidenschaft kämpfen aber wir dürfen uns nicht selbst darin verlieren und anfangen zu glauben, wir sind minderwertig. Dafür gibt es nicht den geringsten Anlass. We are strong. We are soft and in times we are weak. We are beautiful. We are humans.

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