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Not my kind of feminism! Lasst uns – ein letztes Mal – über Lena Dunham reden

Not my kind of feminism! Lasst uns – ein letztes Mal – über Lena Dunham reden published on 3 Kommentare zu Not my kind of feminism! Lasst uns – ein letztes Mal – über Lena Dunham reden

 

von Laura

Dunham ist den meisten von uns als Schauspielerin, Regisseurin (Girls) oder Buchautorin (Not that kind of girl) bekannt – aber auch weil sie regelmäßig verbal daneben langt und dann mit einer eher fadenscheinigen Entschuldigungen um die Ecke kommt. Beim mindestens zehnten Mal wirkt es einfach unglaubwürdig. #sorrynotsorry

[Achtung: Dieser Twitteraccount ist eine satirische Antwort auf Dunhams verhalten]

Not my kind of feminism!

Als Macherin der Serie Girls wird sie von vielen als feministische Ikone gefeiert, da sich viele Frauen mit den Protagonistinnen der Serie identifizieren können. Diejenigen, die das machen, sind wahrscheinlich weiß, so wie ich, denn so gut wie alle Darsteller*innen sind weiß. Punkt. Und ja, ich habe nach Erscheinen auch reingeguckt und fand manche Szene witzig und authentisch. Aber eine (in zumindest mancher Augen) gute Idee kann dir nicht dein ganzes Leben lang den Arsch retten!

Also worum geht es?

Vergangene Woche hat die Girls-Schauspielerin Aurora Perrineau Vergewaltigungsvorwürfe gegen Murray Miller, den Drehbuchautor der Serie, erhoben.

Und was macht die selbsternannte Feministin Dunham? Erst mal ein fettes Statement raushauen, warum Perrineau angeblich zu den 3 Prozent der Frauen gehört, die Männer falsch beschuldigen. (Das Statement verfasste sie übrigens gemeinsam mit Jenni Konner, Produzentin und Drehbuchautorin):

„During the windfall of deeply necessary accusations over the last few months in Hollywood, we have been thrilled to see so many women’s voices heard and dark experiences in this industry justified. It’s a hugely important time of change and, like every feminist in Hollywood and beyond, we celebrate. But during every time of change there are also incidences of the culture, in its enthusiasm and zeal, taking down the wrong targets. We believe, having worked closely with him for more than half a decade, that this is the case with Murray Miller. While our first instinct is to listen to every woman’s story, our insider knowledge of Murray’s situation makes us confident that sadly this accusation is one of the 3 percent of assault cases that are misreported every year. It is a true shame to add to that number, as outside of Hollywood women still struggle to be believed. We stand by Murray and this is all we’ll be saying about this issue.“ (Hollywoodreporter.com)

(Das Original wurde soweit ich weiß gelöscht.)

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Ok. Wieso tut sie das? Ja, sie sind befreundet. Er bestreitet die Vorwürfe. Sie ist geschockt, will es nicht glauben. Aber sie weiß genau so wenig wie wir, wer nun eigentlich die Wahrheit sagt.

Was würde ich von ihr als Feministin (na ja, und Mensch) in dieser zugegebenermaßen beschissenen Situation erwarten? Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber ich finde, sie sollte erst mal die Klappe halten und Perrineau zuhören

https://twitter.com/kris0nthego/status/932271136775262213

Dunham, die selbst als Studentin vergewaltigt wurde und nun als Sprachrohr für viele (weiße) Frauen agiert, müsste es eigentlich besser wissen. Sie müsste die in unserer Gesellschaft vorherrschenden sexistischen Machtstrukturen und ihre Folgen eigentlich kennen: Die Betroffenen von (sexualisierter Gewalt) sind immer noch überwiegend Frauen trans, inter-, homosexuelle und queere Menschen (wobei sich die einzelnen Eigenschaften nicht gegenseitig ausschließen); Die Täter hauptsächlich Männer.

#metoo – schon vergessen?

Auch in Zeiten von #metoo fällt das Sprechen über sexualisierte Gewalt vielen immer noch schwer. Die Vorwürfe der Frauen werden häufig erst angezweifelt oder relativiert. Oh, twitterte Dunham nicht selbst dazu?

https://twitter.com/lenadunham/status/893566035638407168

Aber sollten dann nicht besonders wir als Feminist*innen, den Frauen zuhören – auch wenn der mögliche Täter unser Freund ist -, denn:

Dunham trägt mit ihrem Tweet dazu bei, den Betroffenen die Stimme zu nehmen und bedient sich dabei einer äußerst frauenfeindlichen Strategie. Indem sie die Behauptung Perrineaus öffentlich in Frage stellt, nein, bestreitet, vorverurteilt sie die Schauspielerin und Kollegin mit all ihrer Reichweite als Lügner. Außerdem wird der schöne Schein gewahrt, dass nette Freunde in vertrauenserweckenden Verhältnissen nie auch Täter sein können.

Aus meiner Situation heraus sage ich, dass nicht jede Person, die sich sexistisch äußert, ein*e Sexist*in ist. Wenn die Person aber auf ihre diskriminierende Äußerung hingewiesen wird, sich entschuldigt, es jedoch wieder und wieder passiert: Ne, dann lässt sich das wirklich nicht mehr mit Unwissenheit entschuldigen und ist kein Ausrutscher mehr. Aber genau so macht es Dunham schon seit geraumer Zeit. Und ihre Aussagen sind rassistisch, stereotypisierend, übergriffig und damit klar antifeministisch:

Also, wie gehen wir damit um, wenn feministische Akteur*innen, für manche gar Idole und Vorbilder, sich so gar nicht vorbildlich verhalten oder äußern? Ich denke, wir müssen alle für uns selbst entscheiden, ob wir Girls weitergucken oder uns Dunhams Buch kaufen, aber meiner Meinung nach sollten wir Dunham nicht länger als Feministin feiern oder Interessierten, die sich (endlich mal) mit dem Thema Feminismus auseinandersetzen wollen, Dunham als gutes Beispiel vorschlagen. Es sei denn, euer Feminismus ist nicht intersektional , also ignoriert Mehrfachdiskriminierung. Ja, dann ist der weiße Feminismus einer Lena Dunham vielleicht genau richtig.
Ähnlich zu hinterfragen sind u.a. Laurie Penny, Judith Butler, Angela Davis. Diese Akteur*innen sind definitiv kritisch zu betrachten. Ob wir ihre Arbeit komplett aus dem feministischen Kanon ausschließen wollen, können und sollten, ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Es stellt sich die Frage, ob die Wichtigkeit ihrer Arbeit und Theorien über ihre Ignoranz gegenüber Mehrfachdiskriminierung und ihre diskrimnierende (oder auch feindliche) Haltung überwiegen kann? Wenn ihr das diskutieren wollt, fühlt euch eingeladen, das hier zu tun.

Ihr wollt mehr zur Kritik an Lena Dunham lesen? Dann findet ihr hier eine Auswahl:

http://www.shakesville.com/2014/11/on-lena-dunham-and-consent.html (Englisch)
http://yourfaveisproblematic.tumblr.com/post/45822118430/lena-dunham (Englisch)
https://twitter.com/zinziclemmons/status/932200880975286273 (Englisch)
http://kleinerdrei.org/2016/02/zwischen-lobgesang-und-verriss-lena-dunham/

Links zum aktuellen Fall:

 

http://www.bento.de/politik/metoo-lena-dunham-bezichtigt-aurora-perrineau-der-luege-weil-sie-von-vergewaltigung-berichtet-1861371/
https://www.brigitte.de/fmag/szene/lena-dunham-nach-victim-blaming–zu-spaet-fuer-reue–11030748.html
https://www.thewrap.com/girls-murray-miller-aurora-perrineau-harold-perrineau-lost-oz/ (Englisch)
http://www.vulture.com/2017/11/lena-dunham-jenni-konner-apologize-for-defending-girls-writer-murray-miller.html (Englisch)

3 Kommentare

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