Jährlich finden in vielen Städten Deutschlands die so genannten 1000-Kreuze-Märsche statt, bei denen sich mehrere Tausend Abtreibungsgegner*innen (häufig aus fundamentalistisch-christlichen Kontexten) versammeln, um gegen unterschiedliche Praktiken, wie z.B. Schwangerschaftsabbrüche, Sterbehilfe, Präimplantationsdiagnostik und Stammzellenforschung zu demonstrieren.
In diesem Jahr ist dieses Thema medial besonders präsent, da die u.a. durch Gynäkologin Kristina Hänel angestoßene Debatte um die (dringend notwendige!) Änderung der Paragrafen 219a und 218 aktuell in vollem Gange ist. Glücklicherweise gibt es einen starken und lauten Widerstand gegen den Aufmarsch: Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung Münster, das die Gegenaktionen plant, hat uns ein paar Fragen zur anstehenden Veranstaltung beantwortet.
Hier kommt ihr zur Facebook-Veranstaltung. Sie findet am kommenden Samstag (17.03.18) ab 13.30 statt.
Wer steckt hinter dem Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung Münster?
Wir sind eine bunt gemischte Gruppe aus Parteien, Gewerkschaften, Frauenberatungsstellen, lokalen Vereinen und Einzelpersonen. Das Bündnis hat sich Ende letzten Jahres gegründet und unser Aufruf richtet sich an alle progressiven Menschen und Verbände, die sich einbringen wollen.
Was sind eure Ziele?
Wir wollen mit möglichst vielen Menschen präsent sein und zeigen, dass wir für das Recht auf Selbstbestimmung einstehen. Es kann nicht sein, dass Frauen, die einen Abbruch durchführen lassen, von selbsternannten Lebensschützern eingeschränkt werden, oder dass Beratungsstellen und Ärzt*innen Morddrohungen dafür bekommen, dass sie ihren Job machen. Wir wollen unsere Unterstützung für alle Betroffenen zeigen und setzen uns für eine Änderung der Paragrafen 218 und 219a ein.
Was ist für den 17.03. geplant? Wie wird der Protest ablaufen?
Es wird eine Demo vom Bahnhof in die Innenstadt geben und anschließend ein Ständefest mit Bühnenprogramm. Wir wollen gegen den 1000-Kreuze-Marsch protestieren und gleichzeitig zeigen, dass wir für eine andere, freie Gesellschaft einstehen. Beim Ständefest werden verschiedene Organisationen ihre Arbeit vorstellen und über die Abtreibungsdebatte informieren.
Habt ihr Tipps und Hinweise für Personen, die noch nie auf einer Demo waren? Wie können sie sich euch anschließen?
Wir treffen uns am Samstag um 13:30 Uhr am Hauptbahnhof. Wer an der Demo teilnehmen will kann einfach vorbeikommen. Es wird eine entspannte Demo, ohne Blockade oder Aufeinandertreffen mit dem „1000-Kreuze-Marsch“. Wer Fragen hat kann sich vor Ort an unsere Ordner*innen wenden oder uns im Vorfeld eine Nachricht über unsere Facebook-Seite schicken.
Plant ihr als Bündnis auch nach dem 17.03. weitere Veranstaltungen oder Aktionen?
Da der 1000-Kreuze-Marsch ja leider jedes Jahr in Münster stattfindet, werden wir uns definitiv weiter im Bündnis engagieren. Es gibt auch schon Überlegungen weitere Veranstaltungen zum Thema zu organisieren, aber momentan liegt unser Schwerpunkt auf den Vorbereitungen für den 17.03.
Wäre es eine Idee, nicht nur auf den 1000-Kreuze-Marsch zu reagieren, sondern zusätzlich an einem anderen Tag im Jahr eine Demonstration für das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung zu organisieren? Oder passiert das bereits?
Bisher passiert das leider nicht, aber wir werden uns nach dem 17.03. auf jeden Fall zusammensetzen und überlegen, was wir noch tun können. Die Situation in Münster spitzt sich wie in vielen anderen Städten immer mehr zu. Aktuell gibt es nur noch zwei Ärzte, die einen Abbruch durchführen und beide wollen noch dieses Jahr in Rente gehen. Es kann nicht sein, dass in einer Stadt mit über 300.000 Einwohner*innen bald nicht mehr die Möglichkeit besteht, einen Abbruch durchzuführen. Wir müssen an diesem Thema auf jeden Fall dran bleiben.
Ist das hier eine weitere Gruppe oder gehören die zu euch?
Das ist eine zweite Gruppe, die ebenfalls Proteste für den 17.03. plant. Unsere Planungen laufen unabhängig voneinander, wir stehen aber miteinander in Kontakt und unterstützen uns gegenseitig bei unseren Protesten.
Vielen Dank für eure Antworten! Wir wünschen euch eine erfolgreiche Veranstaltung und viele Mitdemonstrant*innen!
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