Hinweis: In diesem Text werden von der Autorin Situationen beschrieben, in denen sie oder Freund*innen sexuell belästigt wurden.
Es ist der erste Januar 2016, in den ersten Stunden des neuen Jahres. Etwas beduselt vom Sekt sitze ich mit ein paar Freundinnen vor dem Fernseher und zappe durchs Programm. Wir bleiben bei einer Volksmusikparty hängen und amüsieren uns über die Show. Das Lachen bleibt uns allen im Halse stecken, als ein Mann namens G.G. Anderson in die Halle einzieht, laut singend: „Nein heißt ja, wenn man lächelt so wie du“, um ihn herum die klatschende Menge.
Mit dem Betreten des Theatersaales der Studiobühne Köln finde ich mich bereits mitten im Geschehen wieder; ohne jede Vorbereitung und von Beginn an konfrontiert die Regisseurin Silvia Werner die Zuschauer*innen mit einer lauten, bedrohlichen und donnerähnlichen Geräuschkulisse, die direkt eine Gänsehaut bei mir hervorruft. Dem Blick der Zuschauenden wird nichts vorenthalten; kein Vorhang verhindert die Sicht auf die minimalistisch gestaltete Kulisse, die in den Farben Rot, Schwarz und Weiß gehalten und von dunklen Kleidungsstücken übersät ist. Im Hintergrund wird eine rötliche Filmszene eines stillen Waldes an die Wand projiziert. Und auch die Schauspieler*innen des Kammerspiels sind bereits auf der Bühne: Während Jan-Martin Müller mit leerem Blick auf dem einzigen Möbelstück auf der Bühne – einem Stuhl – herumlungert, dreht Jana Jungbluth resigniert Runden um ihn herum. Ihre ziellosen Schritte und die Monotonie, in der sie immer wieder beliebige Kleidungsstücke aufhebt und wieder fallenlässt lösen bei mir sofort eine Assoziation mit Rainer Maria Rilkes „Der Panther“ aus – wie auch immer, das vermittelte Gefühl der Bedrückung und Hoffnungslosigkeit stellt sich augenblicklich ein.
Und dieses Gefühl hält die nächsten anderthalb Stunden an – genau wie die Gänsehaut.
Wenn ich sagen sollte, was das Theaterprojekt „Der rote Raum“, eine Zusammenarbeit von 16/9 PRODUCTIONS und der Studiobühne Köln, so außergewöhnlich macht, dann würden mir viele Dinge einfallen: Die fantastischen Darsteller*innen, die ein ums andere Mal ihre Professionalität, Vielfältigkeit und Wandelbarkeit unter Beweis stellen, die gelungene Kombination verschiedener Erzählelemente (Schauspiel, Filmsequenzen, Gesangselemente etc.) oder die Vielzahl der aufgegriffenen Themen. Doch es ist besonders die außergewöhnlich gute Gestaltung des Spannungsbogens, die mich beeindruckt und bewegt hat und das Theatererlebnis zu einem besonders ergreifendem gemacht hat, dem sich zu entziehen kaum denkbar war. Continue reading „Der rote Raum“ – Ein Erfahrungsbericht zum Stück in der Studiobühne Köln
In einer braven Klasse, reicht ein neues Kind, was Inspiration oder einen Funken von Rebellion bringt, um alles zu verändern, die Klassendynamik, die Hierarchien und den Habitus.
Die jungen Frauen der News of the Week Redaktion sind, wenn nicht gerade von einer Klosterschule, doch wie aus so einer braven Klasse. Sie erfüllen ihre Aufgaben fleißig und korrekt, gehen respektvoll mit den Autoritäten um und probieren sich sexuell nur im Geheimen aus. Doch dann kommt die Neue, die sich schon im Bewerbungsgespräch gegenüber einem weniger qualifizierten männlichen Kandidaten degradiert sieht. Denn in News of the Week können nur Männer Reporter werden, während ihnen die Frauen als ‚Rechercheurinnen‘ zuarbeiten. Dies ist das strukturelle Rückgrat einer insgesamt chauvinistischen Redaktion, wo Kaffee holen geschickt und angegraben wird. Angeregt ist das ganze durch die tatsächlichen Umstände von Newsweek im Jahre 1970 und der Biographie von der dort damals arbeitenden Lynn Povich – zurück zum Plot:
Wenn heute Abend „Rogue One – A Star Wars Story“ in den meisten deutschsprachigen Kinos anläuft, werde ich glückselig mit Popcorn und Bier im Kino meiner Wahl sitzen und gespannt darauf warten, ob der Film mit der klassischen Star Wars-Intro-Melodie eröffnet wird, denn Rogue One ist ‚nur‘ eine Star Wars Geschichte, aber keine neue Episode. Ob das legendäre „Daa daa, dadada daa daa…“ tatsächlich nur Episoden vorbehalten ist, wird mensch also erst dann erfahren, wenn die Geschichte der Rebell*innen, welche die Pläne des ersten Todessterns klauten (Fans wissen: it was so nice, they built it twice!), auf den Kinoleinwänden aufflackert.
Star Wars steht aber nicht nur für hervorragendes Nerd*innenkino über den Kampf Gut gegen Böse, sondern liefert auch einige feministische Highlights. Sicherlich sind viele Storylines heteronormativ und hinken in Sachen Vielfalt immer noch hinterher – dennoch, auch gerade im Entstehungskontext, steht Star Wars für starke Frauenrollen. Auch für den neuen Film kündigt sich ein weiteres Role Model an: Jyn Erso, die mysteriöse Protagonistin.
Freitag um Sieben ist das Foyer des Dortmunder U voll bestuhlt, die Reihen voll besetzt und umstanden, dass einem bei den Ansprachen die Luft wegbleibt. Eine ältere Frau neben mir findet diese ohnehin zu langatmig: „das stand doch schon alles in der Zeitung“, raunt sie. Der Saal will rauf, Nanas sehen; selbst vor die Wahl gestellt, noch hier ein Freigetränk oder gleich den Aufzug zu nehmen, reisen die meisten lieber gleich in die Sechziger auf die sechste Etage und diese Welle an Menschen, scheint mehrheitlich mit der zweiten Welle des Feminismus gleichaltrig. Es wäre interessant, zu wissen, wie viele der Frauen auch Kämpferin waren oder immer noch sind. Viele sind aber wohl einfach wegen der damals ungeheuren Popularität und Wirkung von Niki de Saint Phalle – gerade in Deutschland wie der Kurator Ulrich Krempel betont – angezogen worden.Continue reading „Ich bin eine Kämpferin“ – Frauenbilder der Niki de Saint Phalle in Dortmund