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Die große Raupe Arbeitsmarkt

Die große Raupe Arbeitsmarkt published on Keine Kommentare zu Die große Raupe Arbeitsmarkt

von Frau Fuchs

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Lilli Boheme

Hallo, Arbeitsmarkt, hier bin ich. Eine von der neuen Generation.
Was hast du mir zu bieten?

Nun ist es so weit: Nachdem ich 24 Jahre sämtliche Subsysteme des Bildungssektors strukturell durchexerziert habe, wartet nun das offenbar „echte“ Leben auf mich. Das Arbeitsleben. So richtig mit Geld verdienen, Verantwortungs- und Handlungsspielräume begehen, in die Rolle einer „professionell Tätigen“ schlüpfen, das alles steht mir bevor und ich kann es kaum erwarten hineinzuspringen in dieses aufregend sprudelnde, kunterbunte Nass.
Wundervoller Weise bin ich genau zu diesem Zeitpunkt genau in dieser Gesellschaft mit diesem Wirtschaftssystem weiblich, Ende 20, enthusiastisch, hochqualifiziert (sollte man meinen, fühlt sich aber nicht so an) und (was die potenziellen Arbeitgeber*innen natürlich nicht wissen) ledig, ungebunden und ohne akuten Kinderwunsch.
Und nun? Was kommt nun?

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Mein Wochenende beim PorYes – Feminist Porn Award Europe Berlin 17 – 19 Okt 2015

Mein Wochenende beim PorYes – Feminist Porn Award Europe Berlin 17 – 19 Okt 2015 published on 1 Kommentar zu Mein Wochenende beim PorYes – Feminist Porn Award Europe Berlin 17 – 19 Okt 2015

von Ulla

Der PorYes – Feminist Porn Award Europe ist eine Art Gütesiegel für feministische Pornografie und wird alle zwei Jahre in Berlin verliehen. Es gibt keine Kategorien, die Preisträger*innen werden für ihre sex-positive und feministische Arbeit ausgezeichnet. Die Preisverleihung verzichtet darauf , künstliche Spannungen zu erzeugen, es gibt keine Konkurrenzen, alle Nominierten werden auch ausgezeichnet. Der Award 2015 zeichnete sich vor allem durch Diversität aus: Die Arbeit der Preisträger*innen beinhaltet Kink Porn/BDSM, Lesbische Pornografie, Queer Porn, Trans Porn und Slow Sex- Erotik. Das Organisationsteam um die Sexologin und Aktivistin Dr. Laura Méritt ist ein offenes feministisches Netzwerk von freiwilligen Menschen, denen sex-positive Bildungsarbeit am Herzen liegt und, die sich dafür praktisch engagieren möchten.

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Laura Méritt ®PollyFannlaf ®poryes

Ich habe Laura Méritt vor anderthalb Jahren bei einem Input – Überraschung – über feministische Pornografie kennengelernt, wo sie mich für die Betreuung der sozialen Medien des Freudenfluss Netzwerkes anwarb. Seitdem freue ich mich auf den PorYes-Award, der zweijährig stattfindet, da ich diesen damals also knapp verpasst hatte. Für die diesjährige Veranstaltung rund um PorYes war ich für Organisation und Marketing eingebunden und, was soll ich sagen, wie die Veranstaltung selbst war auch die Arbeit vorher grandios. Als Kulturschaffende, die größtenteils in Projekt-Zusammenhängen gearbeitet hat, mache ich mir oft Gedanken darüber, wie die Strukturen sein sollten, in denen ich kreativ arbeiten möchte und ob das „feministische“ Arbeitsstrukturen sind. Die Vorbereitungen des Awards jedenfalls kommen meinen Wunschvorstellungen extrem Nahe. Das Miteinander passiert auf Augenhöhe, ist ehrlich, wertschätzend und lustig. Hier stimmt wirklich: Was haben wir gelacht! Jede wurde immer wieder dazu angehalten, auf sich und ihre Bedürfnisse während der Arbeitsphasen zu achten. Das bedeutet natürlich auch, dass Dinge wie gemeinsames (gutes) Essen, eine ausgeprägte Kommunikation und Reflexion Bestandteile des Arbeitsalltages sind. Entspannte Arbeitsatmosphäre heißt natürlich nicht, dass wir nicht auch viel gearbeitet haben, um die vier Veranstaltungen des Award-Wochenendes auf die Beine zu stellen. Für mich war es wahnsinnig befriedigend, zu sehen, dass der emanzipatorische Anspruch, den der Preis „vor den Kulissen“ hat, auch hinter den Kulissen eine tragende Rolle spielt. Oft war ich von Organisationen, Kunst- und Kulturprodukten begeistert, aber der Blick in deren Arbeitsstrukturen oder die Umgangsformen hat mir alles versaut, wenn dort Normativität, Neoliberalismus und  Selbstausbeutung – letzteres für den Kulturbereich schon fast als Fetisch zu bezeichnen – an der Tagesordnung waren.Continue reading Mein Wochenende beim PorYes – Feminist Porn Award Europe Berlin 17 – 19 Okt 2015

Was gibt’s Neues?

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Es wird kalt, dunkel und kuschelig. Auch bei uns setzt langsam der Winterschlaf ein, Master- und Hausarbeiten sitzen uns im Nacken und bis Weihnachten sind es auch nur noch knapp sieben Wochen (auch wenn uns das nur so semi-wichtig ist, hört sich das immer sehr busy an).

Wir ziehen uns etwas zurück und werden nun noch zweimal in der Woche bloggen. Donnerstags werdet ihr weiterhin persönliche Texte, Rezensionen oder Interviews zu lesen bekommen.

Montags *trommelwirbel* dürft ihr euch auf etwas Neues freuen: die Kolumne FrauFuchsliebt.
In ihrer Kolumne denkt sie laut nach über Lebens-/Alltagsprobleme aus dem Blickwinkel einer Frau Ende 20, um in erster Linie die Zeit der Perspektivlosigkeit nach dem Studium, gesund und munter zu überstehen.

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Collage: Lilli Boheme

Weiterhin seid ihr herzlich dazu eingeladen, den Blog mitzugestalten. Im letzten Jahr haben wir viele spannende Artikel zugeschickt bekommen, die Feminismus im Pott als facetteneiche Plattform mitgestaltet haben.

So ganz ruhig wird es um uns aber noch nicht – bis zum Ende des Jahres haben wir noch fünf Veranstaltungen in petto.

Am 07.11 – diesen Samstag!!!- findet ab 20 Uhr im AKZ Recklinghausen unsere Geburtstags_Spenden_Party mit kultivierten DJanes, veganem Chili, tipsy Bowle und Familienfestflair-Tombola statt. Der Eintritt beträgt 3 Euro, von denen 2 Euro an die Medizinische Flüchtlingshilfe und 1 Euro an das AKZ gehen.

This party is going to be off the hook, fo’ shizzle!

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Viva la Vulva – so heißt der Workshop, den wir am 20.11 ab 16 Uhr im Rahmen der Kritischen Einführungswoche an der RUB veranstalten.
In der Veranstaltung geht es um eine sexpositive Aneignung der Sprache und das Denken über das weibliche Geschlecht.

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Aquarell: Lilli Boheme

Gebastelt wird auch.

Der Workshop richtet sich nicht nur an Studierende der RUB – alle interessierten Menschen sind eingeladen gemeinsam mit uns zu denken, zu diskutieren und Vulven zu kneten.

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Weiter geht’s am 22.11 mit dem international transition cinema.

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Organisiert wurde dieser tolle Tag von Equal for Equal in Kooperation mit der Zukunftsakademie NRW und Cultural Inovators Network. Feminismus im Pott wurde angefragt, ob wir Lust haben, diese russisch-tunesisch-deutsche Kooperation zu unterstützen – und was ist zu dieser Jahreszeit schöner als mit netten Menschen einen gemütlichen Filmtag zu verbringen?

Wir haben uns dafür entschieden den Film Transpapa zu zeigen (bzw. zeigen zu lassen – danke an die Organisator*innen <3). Nach dem Input im Schreibworkshop mit Caroline Frank und Andrea Krieger und ätzenden Kommentaren auf Facebook, in denen zu lesen war, dass Transfrauen keine Frauen sind, wollen wir sagen: Doch, das sind sie!

Da wir keine Expert*innen sind haben wir bei Andrea um Rat gefragt. Sie hat uns ihre Pros und Contras der einzelnen Filme genannt und mit Anjas Wunsch, dass ein deutscher oder europäischer Film gezeigt werden soll, blieb uns eine kleine, feine Auswahl. Schaut euch den Film an und sagt uns, wie er euch gefällt.

Außerdem werden Militantes, Man for a Day, N’Importe Quoi und Travestie zu sehen sein.

Die Veranstaltung ist kostenlos, also schaut vorbei und bringt eure Liebsten mit.

 

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Feminismus im Pott on the road!
Am 28.11 stellen wir auf dem Zinefest Mannheim noch schnell unser zweites Zine vor und freuen uns besonders auf das XCLUSIVX DIY fanzine collective <3

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Der letzte Punkt auf der Veranstaltungsliste 2015 ist der Schreibworkshop am 08.12 mit unser Freundin und Bloggerin Svenja Gräfen.
Svenja betreibt zwei tolle Blogs, ist ab diesem Monat Kolumnistin bei kleinerdrei und vielreisende Poetry Slammerin. Wir haben Glück, denn aktuell macht sie Halt in Dortmund und veranstaltet mit uns einen Workshop zum Thema Kreatives Schreiben – als Abwechslung zu den (wirklich guten) Schreibworkshops, die die RUB so bietet.

Der Workshop findet in Kooperation mit dem Gleichstellungsbüro der RUB statt.
Er ist kostenlos, aber die Teilnahme auf 15 Menschen begrenzt.

Meldet euch schnell an unter: info@feminismus-im-pott.de

Die Standardfrau von heute*

Die Standardfrau von heute* published on 1 Kommentar zu Die Standardfrau von heute*

von Frau Fuchs

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Bild: Frau Fuchs

 

Generell fällt es mir schwer in ein Bekleidungsgeschäft zu gehen, ohne dabei meinen Scannerblick auszuschalten. Stoffe, Nähte, Schnitte, ja die ganze Shopaufmachung ist für mich eine Frage der Ästhetik und selbstverständlich in jedem Fall Geschmackssache. Häufig ertappe ich mich dabei, wie ich aus lauter Enttäuschung über den eingeschränkten Spielraum, über den diese Unternehmen die gestalterische Variation ihrer saisonalen Kollektionen verfügen, den Laden wieder missmutig verlasse. Insbesondere, wenn dann im Herbst wieder diese übliche rassistische (wortwörtlich) Indigo-Gipsy-Chic-Bohemian-Western-Strömungen aufkeimen wie eine Plage, während wir im Frühjahr mit der Strenge der Marine beglückt werden. Ich frage mich, was da für Botschaften hinter stecken? Es ist schwer zu deuten, weshalb Herbst mit Fransen und Billigwildleder und Frühjahr mit Schifffahrt in Verbindung gebracht wird. Diese rostigen Erdfarben und diese Fransen an den Rollkragenponchos, ich frage mich, was das soll? Das erinnert mich eher an diese Strickpuppen, die meine Großmutter immer über ihre Toilettenpapierrollen gestülpt hat. Vor diesem Hintergrund ist ein zwischendrin aufploppender Turtleneck-Kragen ja wahrlich mal eine Innovation. Wer hat sich das ausgedacht? Die boyish jugendliche *Frau des Frühlings soll hochtailliert geschnittene blaue Hosen mit geringelten Shirts kombinieren, dazu am besten noch ein Item in purpur, dann ist das Konzept aufgegangen. Und im Hochsommer folgt dann das lässig verspielte Blumenmädchen: florale Muster überschwemmen die Schaufenster und Kleiderstangen. Divided will alle jungen *Frauen festivalhip einkleiden. Dazu gehören kurze, zerfranste Jeansshorts und irgendwelche weißen Baumwolltuniken mit Spitze, dann noch ein Kettchen mit der schützenden Hand, das Haar wird aufgepimpt mit einem Stoffblumen-Band. Ein niedliches Gesamtbild.
„Das ist ja auch süß“, sagt eine Frau zu ihrer Freundin beim Shoppingmarathon am Nachmittag während sie eine mintweiß floral gemusterte Bluse am Bügel vor sich hält. Oft denke ich: Ist das deren Ernst? Wollen diese Menschen wirklich DAS, was da für uns alle verfügbar an den Stangen hängt? Wenn etwas süß ist, frage ich mich, ob es zu mir passt. Will ich etwas tragen, was süß aussieht? Wieso würde ich so etwas an mir tragen wollen? Wie kann so etwas auf meine Mitmenschen wirken? Warum überhaupt muss ein Kleidungsstück „süß“ sein oder weshalb wird es als solches beurteilt? Kurzum: Nicht nur der Markt, der uns unsere Kleidung zur Verfügung stellt, agiert mit einer begrenzten gestalterischen Freiheit, sondern insbesondere wir, die Konsument*innen dieser Ware, sind doch weitestgehend abhängig von dem Material, was da ist. Und deshalb ist auch unsere Freiheit in diesem Bereich eingeschränkt.

Was wir anziehen sollen

Tja. Innerhalb dieser repetierenden Programmatik der Unternehmen komme ich daher mit meinem mageren Budget, meinem kritischen Auge und bin abhängig davon, bei ihnen den ein oder anderen Artikel käuflich zu erwerben, da eine Qualitätsstufe höher für manche textilen Spielereien einfach zu kostspielig und warentechnisch nicht unbedingt besser ist. Diese Abhängigkeitsstruktur machte mich immer schon latent wütend, denn ich will von niemandem angezogen werden, weil ich das schon selber kann und nicht aussehen will, wie alle. Nicht, weil ich auffallen möchte, sondern weil ich meinen eigenen Stil habe. Das war tatsächlich schon immer so.
Wenn ich mir die H&M-Frau des Winters anschaue, gruselt es mich sehr und ich habe ernsthafte Bedenken um ihre Gesundheit. Wie soll man denn mit einem Mantel, der nur dünn wattiert ist, durch einen Winter kommen, der einige Minusgrade auf der Agenda stehen hat? Leute, ich erwarte ja keine Daunen, um Himmels Willen. Aber was soll mir bitteschön eine Pflanzenfaserfüllung als wattierende Grundlage bei Schnee und Eis bringen? Mal ganz zu schweigen vom Obermaterial: Billig gepresste Wollabfälle, habe ich das Gefühl. Da kann ich auch gleich Bastelfilz zusammenbügeln.
Meine Empfehlung für den Kauf eines Wintermantels: Zuerst einmal Finger weg von (insbesondere H&M-) Onlineshops! Die Diskrepanz zwischen textiler Darstellung und textiler Realität ist immens. Beispiel H&M. Du musst die Faser auf der Haut spüren. Zumeist sehen nämlich Textilien auf Werbefotografien täuschend hochwertig aus und wenn du sie dann mal im Shop „live“ zu Gesicht bekommst und antastest, dann merkst du, wie kratzig und/oder aus welcher billigen Faser sie gefertigt sind. Dasselbe kann ich auch über Schnitte sagen. Ich bin mir sicher, dass ihr zwischenzeitlich wisst, welche Marken gute Schnitte für eure individuelle Körperform anbieten .
Seit geraumer Zeit wird dieses ominöse Lederimitat – aus Plastikmaterial gefertigt – verarbeitet. In Jacken (z. B. als ganze Ärmel oder als Rückenteil, ganz schlimm als Gürtelschlaufen bei khakifarbigen Trenchcoats), als Handtasche, für Schuhe (selbstverständlich sind auch die Schnürriemen aus umschichteten Plastik, sodass die Ösen bei regelmäßigem Gebrauch relativ schnell einreißen, so mutmaße ich). Das ist die Hölle. Auf Fotos sieht das ja alles immer ganz nett aus und ich befürworte den Austausch echter tierischer Materialien mithilfe neuer innovativer Textilien. Allerdings nicht, wenn dies aufgrund von Rationalisierungen finanzieller Natur geschieht, wie ich es beispielsweise H&M unterstellen würde. Mal ganz im Ernst: Was mutet ein Unternehmen einer*m (bezahlenden) Kund*in mit einer solch mangelhaften Ware zu? Genauso gut könnte man Plastiktüten einschmelzen und in die Form einer Prada-Handtasche bringen. Das greift wenigstens noch den Recyclingaspekt auf. Und in jedem Fall ist eine solche Tasche keine 40 Euro wert. Und eine Billig-Echtledertasche ist auch mit dieser miserablen Verarbeitung und der chemischen Belastung sowie vom Schnittkonzept ebenfalls moralisch und ästhetisch eine Schande. Da ist vieles mächtig schräg im System.
Ich möchte mich bitte nicht mit diesen Artikeln bekleiden. Und ja, das ist meine freie Entscheidung – ich muss es ja auch nicht – und tue es auch nicht (die Frage nach Alternativen lasse ich an dieser Stelle mal offen und verweise gerne auf „Second Hand“). Doch frage ich mich, ob nicht auch andere Konsumierende diese qualitative Minderwertigkeit bedauern? Ob es auch anderen keinen Spaß (mehr) macht sich mit diesen Mainstreamartikeln anzufreunden, besonders wenn sie – häufig in Anbetracht des Preises – derart billig produziert sind? Das kann einfach nicht der Ernst der produzierenden Firmen sein. Absurder Weise denke ich manchmal daran, was wohl die vielen Frauen und Kinder in Bangladesch, der Türkei oder sonst wo gedacht haben müssen, während sie diese Billigmaterialien an ihren Nähplätzen in der Fabrik zu weltweit verbreiteten Kleidungsstücken verarbeiteten.

Es lebe die Naturfaser.

Ich bin ein großer Freund von Naturfasern. Und von synthetischen Textilien mit einer Funktion (nein, sie sind alles andere als transpirationsfördernd und demzufolge unhygienisch! Die, von denen die Rede ist, sind grandios). Kleidung ist in jeglicher Hinsicht nach wie vor und zu allererst ein Zweckobjekt. Du trägst eine Jacke, damit sie dich warm und trocken hält, damit sie deine Körperwärme aufnimmt und speichert. Das geht sehr gut mit tierischen Fasern, weil diese einerseits wärmeleitend, aber andererseits auch feuchtigkeitsabsorbierend (hydrophob) sind. Ein Wollmantel bringt dich bei Regen in jedem Fall trocken(er) und wärmer nach Hause als eine (nichtimprägnierte) Baumwolljacke (ja, auch beim festen Stoff Jeans, wenn er nicht chemisch bearbeitet ist oder beschichtet). Demzufolge lohnt es sich, wenn möglich, für einen Wintermantel Geld zu investieren. Gleiches gilt für gutes Schuhwerk und für andere Grundlagen. Ich selber weiß, dass das oft leider nicht drin ist. Aber dann harre ich aus und investiere lieber in Qualität als in Plastik oder Billigleder (das wäre noch eine ganz andere Diskussion). Ist `ne ganz einfache und ziemlich platte Tatsache.
Der zweite Zweck von Kleidung ist ihre identitätsstiftende Wirkung. Unabhängig vom Geschlecht leitet man als Träger*in eines Kleidungsstückes automatisch eine Aussage weiter, auch wenn man es vielleicht gar nicht bewusst darauf abgesehen hatte. Sei es das Purpurrot eines Halstuches oder das Kremweiß eines enggeschnittenen Wollmantels: Es wirkt. Von Stofflichkeit über Schnitt bis hin zur individuellen Kleidsamkeit der Ware. Es macht etwas mit dir. Es formt dich. Oder du formst es, indem du es für dich nutzt. So kann man das auch sehen. Und genau aus diesem Grund ist Kleidung auch immer etwas sehr Privates, Persönliches, ja gar Intimes. Deshalb möchte ich aber umso weniger, dass mir Konzerne wie H&M oder Zara oder Esprit von außen da reinfunken, indem sie Trends diktieren und beeinflussen, wie ich zu sein habe. Als *Frau meines Alters, meiner Statur, meiner Herkunft. Ein schabloniertes Lebensraster. Klar, das kommt ja von ganz oben, den „echten“ Modemarken der Haute Couture. Ja, ich meine schon Chanel, Dior, Armani etc. und auf der nächsten Stufe diese ganzen Prêt-à-porter-Marken. Aber auch für diese unerreichbaren Dimensionen gilt: Inspiration gern, aber ich stelle das Gesamtkonzept für mich zusammen, danke für eure Hilfe. Für mich ist es so, dass Kleidung mein Selbst reflektiert, dass beide ineinander wirken wie eine Einheit . Und deshalb ist es auch wichtig zu fragen: Wenn alle das Gleiche tragen, sind dann auch alle innerlich gleich? Wenn Uniformierung und Mainstream von außen existiert, ist er dann auch von innen vorhanden? Die Frage ist, was gefällt uns und andersherum: Was soll und kann uns überhaupt gefallen bei dem bestehenden Angebot? Oder auch: Können wir überhaupt wissen, was uns auf persönlicher Ebene gefällt, wenn die bestehende Auswahl von außen begrenzt und auferlegt wird? Der Mensch als soziales Wesen braucht höchstwahrscheinlich im groben Rahmen seines Lebensumfeldes Standards um sich zu orientieren, zu identifizieren und einzuordnen. Gleiches gilt für die Beurteilung seiner Mitmenschen. Aus vielen Gründen ist Mainstream demzufolge ökonomisch und effektiv. Jedoch bleibt, dass jede*r entscheiden kann, was er*sie wann und wie für sich von den gegebenen Mitteln als Konsumierende*r in Anspruch nimmt.
Und verdammen möchte ich die Modeanbieter*innen auch nicht in Gänze. Schließlich bin ich selber Konsumierende, auch wenn ich dabei stets viele Kompromisse eingehen und lange Entscheidungskämpfe mit mir selber aushandeln muss. Natürlich gibt es Schlimmeres. Ich bin bloß der Meinung sich als mündige*r Bürger*in über diese unausgesprochenen Dynamiken und Regelsysteme bewusst zu werden. Gerade mit Blick auf Alltagsbanalitäten.
Ich freue mich jetzt schon auf das Frühjahr: Wenn *Damen mit ihren maritimen Stangenoutfits über die Straßen strömen und sich im Glanze dieses Images selbstbewusst fühlen können. Denn auch das kann Mode: Dich stark machen.

*Eine subjektive Meinung über die Qualität von Mainstreambekleidung

still loving the – one and only – f-word: Feminism

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von Tine

ohne Fusel

Immer wieder bin ich schockiert darüber, wie viel Unwissenheit über Feminismus in meinem sozialen Umfeld herrscht. Vermeintlicher Feminismus a lá Emma und Co. wird als verrückt oder übertrieben abgetan. FeministInnen seien bekloppte MännerhasserInnen und in Folge dessen bezeichnet mensch sich lieber als Anti-FeministIn – man sei schließlich für Gleichberechtigung, nicht für ein Matriarchat.
Ein Artikel auf Feminismus im Pott sprach vor wenigen Wochen ebenfalls diese Problematik an. Der Irrtum mancher Personen, Alice Schwarzer wäre die Ikone des Feminismus und das Missverstehen von dem eigentlichen Ziel des Feminismus: Gleichberechtigung.
Der Autor schrieb: „Der Feminismus wird als Ganzes, als homogene Masse begriffen, und nicht als heterogenes System aus zahlreichen Feminismen, die mitunter verschiedene und gegensätzliche Ansätze verfolgen.“

Aber ist nicht genau das das Problem, das so vielen Menschen erschwert, Feminismus zu begreifen und nicht als abstraktes, männerhassendes Etwas wahrzunehmen?

Feminismus ist sicherlich keine homogene Masse. Feminismus muss Menschen jeglicher Hautfarbe, Nationalität, Sexualität, Religion, Herkunft und körperlicher, sowie psychischer Verfassung und jeglichen Geschlechts umfassen. Er muss die Schnittpunkte verschiedener Diskriminierungsformen sichtbar machen und vor allem marginalisierten Gruppen ein Sprachrohr bieten.
Feminismus lebt von Diversität, allerdings halte ich die Aufsplitterung in verschiedene Feminismen für äußerst problematisch.

Zu sagen, Alice Schwarzer verkörpere mit ihrer Feindseligkeit gegenüber SexarbeiterInnen und ihrem bevormundendem Verhalten gegenüber verschleierten Frauen nicht MEINEN Feminismus, bedeutet, er könne für eine andere Person Feminismus bedeuten.
Ein Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht von Frauen* kann aber niemals feministisch sein. Genauso wenig ist eine weiße, westlich-geprägte Pauschalisierung aller Frauen* weltweit feministisch, sondern verkürzt und eindimensional.

Die Abstraktion des Feminismusbegriffs, welche durch die Schaffung verschiedener Feminismen entsteht, ist insofern gefährlich, da sie Diskriminierungsformen eine Plattform bietet, als Feminismus begriffen zu werden. Zudem erschwert es Personen, sich als feministisch zu identifizieren, da der Eindruck vermittelt werden kann, Diskriminierung und Ausschluss mancher Personengruppen sei in Ordnung.

Selbstverständlich gibt es verschiedene Diskriminierungsformen, die manche Personengruppen mehr betreffen als andere. Als westeuropäische, privilegierte Cis-Frau sollte ich mir besonders darüber im Klaren sein.

Was mir und allen anderen Personen, die sich als FeministInnen identifizieren, aber auch klar sein sollte: Ein Feminismus, der sich darüber nicht im Klarem ist und eventuell sogar bestimmte Personengruppen bevormundet oder diskriminiert, kann kein Feminismus sein. Um einen intersektionalen, anti-diskriminierenden Zugang zu finden, braucht es keine Zerstreuung in verschiedene Feminismen, sondern DEN einen starken, vereinenden Feminismus.

Dabei stellt sich die Frage, was DER Feminismus genau darstellt und wer die Definitionsmacht über ihn besitzt. Es wird immer Pluralismen in politischen Strömungen geben und meistens, wie beispielsweise im Marxismus, sind diese auch nichts Negatives, da Politisches vom Austausch miteinander lebt.
Es wäre utopisch, zu glauben, ein derartiger Pluralismus ließe sich überwinden. Nicht alle Personen in einer Bewegung können über dieselben Ansprüche und Bedürfnisse verfügen. Darüber ist sich auch Chandra T. Mohanty, eine der berühmtesten Feministinnen des postkolonialen globalen Südens, bewusst. Sie kritisierte stets die Idee des „global sisterhood“ als eine unmögliche Kategorie, da Frauen keine universelle Gruppe sind.

“What is problematical, then, about this kind of use of ‘women’ as a group, as a stable category of analysis, is that it assumes an ahistorical, universal unity between women based on a generalized notion of their subordination.“ (Mohanty 1984: 344)

Was Frauen aber als gemeinsame Gruppe schaffen können, um DEN Feminismus zu leben, ist eine bestimmte historische und politische Praxis in Form politischer Organisation, Diskussion und Vernetzung, um ein gemeinsames, feministisches Fundament zu entwickeln.

________________
Mohanty, Chandra Talpade (1984): Under Western Eyes: Feminist Scholarship and Colonial Discourse. In: On Humanism and the University I: The Discourse of Humanism. boundary 2, Vol. 12, No. 3, pp. 333-358.

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