von Nathan
Jean-Luc Godard sagte einst: „Für einen guten Film braucht es nicht mehr als einen Mann, eine Frau und einen Revolver.“
Man möchte meinen, mit einem Mann, drei Frauen, einer Peitsche und einem unauffällig postmodernem Stillleben könne man die Sterne vom Himmel holen und Engelschoräle zum unkontrollierten Samenerguss reizen. Die*Der anonyme Regisseur*in von Bossy dominating woman make this man work entführt uns mit einem gewagten Stil irgendwo zwischen Ed Wood und Steven Shainberg in eben diese Höhenlage cineastischer Gonorrhö.
Bereits zu Beginn entreisst die Wortwahl und besonders die Intonation der Protagonistin jedes Gefühl für Realität und Zeit. Sie ist, gleich Virgil in Dantes Göttlicher, unsere Gefährtin auf dem Weg ins ejakulative Paradies. Und immer und immer und immer wieder dieses Bild. Drei Gläser. Die Reflektion von drei Gläsern. Abseits der offensichtlichen Trinitatismetapher sehen wir darin auch die drei Frauen. Leer und kalt, darauf wartend, gefüllt zu werden. Nach einer notwendigen Overtüre – der Zurechtweisung des Sklaven –, gleich schon das Intermezzo. Bewusst wurde hier auf Synthezizerklang zurückgegriffen, welcher im honiggleich fließenden Bild auf seinen Kontrast trifft, der bricht. Wenig später putzt der Sklave, die „Assistentinnen“ spielen die Unbeteiligten. Sie spielen mit der Überzeugung, die ihnen ihre langjährige Erfahrung in objektivlinsigen Beobachtenwerden ins Mark brannte. Man muss sich kneifen, um nicht der Täuschung zu erliegen, sie würden da jeden Tag auf diesem samtbezogenen Sofa in roter Latexwäsche sitzen und sich beiläufig umsehen, während ein schwarz maskierter Nackter was auch immer tut. Auch die Kostümwahl transportiert hier wieder Botschaften, die uns noch heimsuchen.
Abseits der Maske, trägt das Objekt eine weisse Schürze und zwei Metallgewichte um die Eier. Assoziationsketten brechen in den Cerebrocortex, Unschuld, klar, Reinheit, die Schwere des Daseins, Sackgang. Subtil und kostbar. Auch aus emanzipatorischer Sicht ein Lehrstück für folgende Generationen. Nicht nur der Herr ist Sklave, auch eine der Assistentinnen bekommt das symbolische Klebeband auf den Mund.
Als hätten wir nicht genug Höhen und Tiefen auf diesem wilden Ritt durch postpubertäre Schammasturbation durchlebt, ist konträr zu ihrem bedeckten Mund, der seine frei. Und mit diesem freien Mund schlagen – unter Zwang im Sinnbild der Gesellschaft – Lippen auf Lippen und Zunge auf Klitoris. Von Speichel geölt und vom gehorsam gepeitscht, leckt er sie zum kinematografischen Klimax. Und wäre sie nicht errötet, ich hätte postuliert, sie hat einen gespielten Orgasmus gespielt.
Im dyonysischen Rausch endet die Schau und ich kann nur mit Truffaut verbleiben: „Sie küssten und sie schlugen ihn“