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Rezension: UNTER TIEREN – EIN MENSCHENVERSUCH

Rezension: UNTER TIEREN – EIN MENSCHENVERSUCH published on Keine Kommentare zu Rezension: UNTER TIEREN – EIN MENSCHENVERSUCH

von Lomé und Frau Fuchs

 

 

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Bild: Christof Wolff

EIN ANALOG-PROJEKT VON DANIEL SCHÜßLER UND ENSEMBLE IN KOPRODUKTION MIT DER STUDIOBÜHNE KÖLN

Veranstaltungstext:
UNTER TIEREN – EIN MENSCHENVERSUCH ist eine performative Stückentwicklung über
das Verhältnis der Menschen zu Tieren und der Frage nach der Trennlinie zwischen den Arten. So
begegnet der Mensch sich selber als Tier im Dickicht der rohen Natur.
Er bekommt den Spiegel vorgehalten. Den Spiegel, der ihm zeigt, was er anrichtet und bereits
angerichtet hat in all den Jahrtausenden seines Daseins.

 

 

WAS HABEN WIR EUCH BLOß ANGETAN?
Das ANALOGTHEATER nimmt uns hierfür mit auf einen dokumentarisch-sinnlichen Trip ins
Reich der Tiere.Die Performer*innen vollziehen den Akt des „Abstiegs“ vom scheinbar
höherwertigen Menschen zur niederen Kreatur und werden performativ die Begriffe ANEIGNUNG,
GEWALT und LIEBE für das Publikum emotional erfahrbar machen.
Ein Ausflug in das Animalische, das in das Vegetarische mündet. So zumindest die ziemlich
eindeutige Botschaft.
UNTER TIEREN ist ein interdisziplinäres Theaterprojekt an der Schnittstelle zwischen Theater,
Performance, Tanz und Musik. Unterstützt wird das Ensemble des ANALOGTHEATERS dabei von
den Düsseldorfer Klang-Künstler*innen der Gruppe weltAusstellung, der Kölner Choreografin
Sylvana Seddig sowie Schüler*innen der Theaterakademie Köln.“

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Bild: Christof Wolff

UNTER TIEREN-EIN MENSCHENVERSUCH ist ein Stück für alle Sinne!

Es gibt keinen moralisch-erhobenen Zeigefinger, aber viele verschiedene Zugänge, um das
emotionale Bewusstsein von Tieren zu zeigen. Wie würde ein Tier unser Dasein beurteilen?
Das Ensemble verwandelt sich vor den Zuschauer*innen in unterschiedliche Tiere. Da geht
beispielsweise ein stolzer Hirsch seine Pirschroute ab, während der flinke Hase im Waldesgras nachKräutern sucht. Und sie schauen uns an mit ihren reinen Augen. Ein anklagender Blick, ein
verweisender. Darauf, dass unsere Ratio uns kasteit, aber sich ausklingt, sobald es um die
Nahrungsaufnahme geht. So lebt der Mensch doch ein Leben voller kategorischer Schubladen und
ordnet es in Gegensätze: Der Mann – die Frau, der Mensch – das Tier, der Himmel – die Hölle, der
Glaube – die Wissenschaft, der Körper – der Geist.

 

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Bild: Christof Wolff

Alles wird in Schwarz und Weiß eingeteilt. Dieses gesamtgesellschaftliche dualistische Denken, ist
dem Verstand und der Vernunft geschuldet. Denken, Sprechen, Wissen haben eine höhere Wertigkeit als sinnliches Fühlen und Erfahren. Kopf und Herz führen zwei voneinander getrennte Leben. Dass es ursprünglich eine Verbindung gab, wird gerne vergessen, da es unseren robotorisierten Alltag stören würde. Der Mensch, das Tier. Der Verstand, die Natur. Die ganze Welt ist umhüllt mit binären Zusammenhängen und nun ist es Zeit, den menschlichen Dualismus von Seiten der Tiereanzuprangern.
Anhand von Beispielberichten über einen Blindenhund und ein Schlachthofpraktikum wird überaus
deutlich, dass wir Menschen die emotionale Intelligenz von Tieren massivst unterschätzen und
teilweise vollkommen negieren. Dabei leben diese ihre Emotionen viel ehrlicher und ungehemmter
als wir, denn sie machen sich keine „Gedanken“ um die Meinung der anderen, teilen nichts in
schwarz und weiß, Dualität zwischen den Dingen nirgends zu sehen.

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Bild: Christof Wolff

UNTER TIEREN-EIN MENSCHENVERSUCH erklärt nicht nur die nicht vorhandenen
Trennlinien zwischen Mensch und Tier, sondern versucht, unsere Sinne wieder zu aktivieren und
uns über unser Handeln bewusst zu werden, insbesondere im Alltäglichen. Das Stück schult
weniger unseren bereits schon ins Unermässliche entwickelten Verstand, nein, es fungiert als
Lehrstück der EmpfindsamkeitMit viel Musik, die improvisierten Instrumenten entströmt,
psychedelischen Tänzen und der Möglichkeit, als Zuschauer*in verschiedene eigene Erfahrungen zu sammeln, wird dieser taube Punkt in uns reanimiert.
Beispielsweise mit verbundenen Augen über die Bühne zu laufen und die anderen Menschen
wahrzunehmen und zu spüren, ohne zu sehen.

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Jobben auf der Baustelle: Der Nebenjob in einer „Männer*welt“

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von Lomé

Einleitung

Schon als Kind, das auf einem alten Bauernhof mit Tieren, Treckerfahren und Baustellen aufwuchs, mochte ich es, mit meinen Händen etwas zu erschaffen. Ich mochte dreckige Hände, Lärm und das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Dadurch, dass ich drei kleine Schwestern, aber keinen Bruder habe, gab es bei uns was Haushalts- und Hofarbeit anging, glücklicherweise keine geschlechtlichen Aufgabenverteilungen. Holz hacken, Feuer machen und Ställe misten gehörten genauso zum Repertoire einer jeden wie Kochen, Putzen und Wäsche aufhängen.

Später kam dann das Interesse an Architektur und anderen Bereichen, die mit „Bau“ und Baustellen zu tun hatten, hinzu. In der neunten Klasse machte ich im Rahmen des „Girls-Day‘s“ ein Ein-Tages-Praktikum in einem Ingenieurbüro. Ich war total aufgeregt, weil ich Angst hatte, als Mädchen möglicherweise fehl am Platze zu sein. Die Pubertät, die Erfahrungen auf der weiterführenden Schule durch LehrerInnen und MitschülerInnen und die Medien hatten mittlerweile dafür gesorgt, dass ich erkannt und erfahren habe, dass es nicht von allen als selbstverständlich und „richtig“ empfunden wurde, wenn Mädchen genau die gleichen Sachen machen wollten wie Jungs. Wir hatten hübsch auszusehen und ja die Klappe zu halten! In der fünften Klasse sollte mich mein Mathelehrer lehren, dass es sich nicht lohnt, Fragen von weiblichen Schülern zu beantworten, da diese eh „zu dumm“ (O-Ton) seien. Diese Aussage war nur eine von vielen seinerseits und generell.

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Leider ließ ich es damals zu, dass mich derartige Einstellungen stark prägten und merke bis heute, dass ich mir manchmal gewisse Dinge nicht zutraue, nur weil ich ein weibliches Geschlechtsorgan habe. Allerdings bemerke ich diese Mechanismen heutzutage und versuche gezielt, sie zu ändern. Beispielsweise hat der besagte Mathelehrer dazu beigetragen, dass ich in der Uni sitze und mich nicht traue mich zu melden, sobald ein autoritär/dominant wirkender Dozent die Veranstaltung führt, aus lauter Angst ich könnte aufgrund meines Geschlechts für mögliches Unwissen „bestraft“ werden. Ich übe!

Diese lange Einleitung war meines Erachtens nötig um einerseits mein Interesse für Handwerk und andererseits meine Angst vor Reduzierung auf meine Weiblichkeit zu erklären.

Mein Nebenjob als Bauhelferin

Mittlerweile jobbe ich regelmäßig für und mit einem guten Freund, der selbstständiger Handwerker ist, auf unterschiedlichsten Baustellen. Wir arbeiten sowohl in kleinen Wohnungen, großen Rohbauten als auch gewerblich genutzten Gebäuden. Manchmal sind wir nur zu zweit und manchmal sind die Baustellen von ganzen Handwerkerkolonnen gefüllt. Inzwischen kann ich professionell streichen, tapezieren, spachteln und einige andere Tätigkeiten, auf die ich stolz bin und durch deren Beherrschung ich mich freier und unabhängiger fühle. Außerdem verschafft es eine ungeheure Befriedigung, wenn mensch am Ende des Tages das Geschaffene vor Augen hat und gegebenenfalls sogar anfassen kann.

Ich empfinde meinen Nebenjob als Bauhelferin als guten Ausgleich – sowohl psychisch als auch physisch – zu meinem studentischen Schreibtischtäterinnendasein.

Ich kenne viele Frauen*, die ebenfalls Spaß daran hätten, handwerklich zu arbeiten. Leider bin ich nicht die Einzige, die Angst davor hat, aus reinen physiologischen Gründen, handwerkliche Arbeiten nicht leisten zu können. Und es gibt die Betriebe, die Bewerbungen von Frauen* kategorisch ablehnen und dies mit schlechten Arbeitsbedingungen rechtfertigen.

Unter schlechte Arbeitsbedingungen fällt zum Beispiel die allgemeine harte körperliche Arbeit. Allerdings wage ich es zu behaupten, dass Frauen*, die sich für eine Ausbildung oder eine Job im Handwerk bewerben, sich nur dann bewerben, wenn sie es sich selbst körperlich zutrauen.

Zum Einen hat der Verschleiß des Körpers wenig bis nichts mit dem Geschlecht zu tun. Ich kenne mittlerweile viele männliche Handwerker, die bereits nach ein paar Berufsjahren lang anhaltende Verletzungen zu beklagen haben. Die Ausrede, dass Frauen* generell körperlich weniger fürs Handwerk geeignet sind, gilt also schonmal nicht.

Zum Anderen gibt es ja auch die Möglichkeit Arbeiten nach Belastung aufzuteilen. Mein Chef und ich teilen die Aufgaben meist auf, je nach Lust, Können und körperlichen Möglichkeiten.

Desweiteren wird als Grund für die kategorische Ablehnung von Frauen* in handwerklichen Berufen oft angeführt, dass die Sanitäranlagen für „spezifisch weibliche“ Bedürfnisse unzureichend bis gar nicht vorhanden sind. Ich habe auch schon auf einigen Baustellen gearbeitet, auf denen es keine funktionierenden Toiletten hab. Und ja, dass war manchmal unbequem, vor allem wenn ich meine Periode hatte. Aber auch Männer* haben Bedürfnisse, für die sie funktionierende Toiletten und Sanitäranlagen brauchen!

Deswegen sollte die Handwerkskammer sich meiner Meinung nach generell dafür stark machen, dass unter ordentliche Arbeitsbedingungen auch Sanitäranlagen fallen. Zur Not müssen die Auftraggeber Dixie-Klos bereitstellen.

Abgesehen von solchen Dingen, die sich in naher Zukunft hoffentlich verbessern werden, kann ich sagen, dass das „Frausein“ auf Baustellen sich mit (durch die Bank weg) männlichen Kollegen besser anfühlt als gedacht. Zwar schauen viele erst überrascht, wenn ich auftauche und es gab mal Sprüche wie „Oh, eine Frau auf der Baustelle!“, aber nachdem die erste Überraschung abgeklungen ist, werden keinerlei geschlechtsspezifische Unterschiede mehr gemacht. Im Gegenteil begrüßen es viele Handwerker, dass Emanzipation und Gleichberechtigung nun auch im Handwerk ankommen.   Ich denke, dass es wie meistens die Arbeitsbedingungen sind, die die Arbeit schwer machen! Und das sollte sich ändern. Dafür braucht es aber wahrscheinlich noch einige Frauen*, die anfangen im Handwerk zu arbeiten und dann ihre Stimmen erheben können. Dadurch, dass ich mittlerweile viele Handwerker getroffen habe, die das ebenfalls so sehen und ja auch von verbesserten Arbeitsbedingungen profitieren würden, bin ich voll optimistischer Erwartungen.

Falls dieser Text nun von Personen gelesen werden sollte, die dieselben Bedenken aufgrund sexistischer und weiterer negativen Erfahrungen haben sollten, kann ich euch sagen:

Traut euch!!! Es lohnt sich!

Smash the Patriarchy!

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Weetzie Bat

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von Bücherhexe

Weetzie hasst die High School, denn niemand dort versteht, wie wundervoll es ist, in Hollywood zu leben! Nur Dirk, der attraktivste Junge der Schule teilt ihre Begeisterung für filmgeschichtsträchtige Orte, Plastikpalmen und Jayne Mansfield… Und so ziehen sie durch die Clubs des L.A. der frühen 80er Jahre, surfen oder übernachten am Strand. Dann erben sie das Häuschen von Weetzies Großmutter, beide verlieben sich in den jeweiligen Mann ihrer Träume, und alles scheint perfekt. Doch Weetzies Freund, der auf den schönen Namen „My Secret Agent Lover Man“ hört und Filme dreht, in denen Weetzie und ihre FreundInnen mitspielen, möchte im Gegensatz zu ihr keine Kinder– die Welt ist in seinen Augen einfach ein zu düsterer Ort dafür. Und Dirk und sein FreundDuck haben Angst vor AIDS. Alle versuchen ihr bestes, um Lösungen zu finden, gehen dabei zum Teil sehr unkonventionelle Wege, doch wenn der Zusammenhalt der Freundschafts-Familie auch zuweilen gefährdet ist, gibt es doch etwas zwischen ihnen, das größer ist als alle Probleme. Das besondere und faszinierende an Francesca Lia Blocks Weetzie-Bat-Büchern (es gibt insgesamt sieben) ist die Zusammenführung von Sub- und Popkulturen zu einer lebendig glitzernden Collage, die Trash, Old-Hollywood-Glamour, Mythen, Kitsch und Magie vereint. Weetzie hat einen eigentümlichen Blick für die Schönheit und Tiefe einer Stadt, über die man auch sagt, sie habe die Persönlichkeit einen Pappbechers. Dazu kommen die magisch-übersinnlichen Elemente, die sich so mühelos in die Handlung einweben wie Glitzerfäden in einen Stoff, so dass man sich nach wenigen Seiten über nichts mehr wundert, seien es Lampengeister oder Hexenkinder mit lila Augen. Und so bekommt man beim Lesen eine große Sehnsucht, in L.A. vegetarische Lasagne zu essen… und mehr von Weetzie zu lesen! LU

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Francesca Lia Block: Weetzie Bat Harper Teen € 6,97 ISBN 9780060736255

 

Ärzte und Sexismus – wie ich auszog, um Medizinern das Fürchten zu lehren

Ärzte und Sexismus – wie ich auszog, um Medizinern das Fürchten zu lehren published on 1 Kommentar zu Ärzte und Sexismus – wie ich auszog, um Medizinern das Fürchten zu lehren

ein Gastbeitrag von Madame fou à lier

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Im medizinischen/psychiatrischen/therapeutischen Milieu kann man geschlechtsspezifische Eigenheiten des Menschen geradezu exemplarisch auf die Spitze treiben und deswegen möchte ich von einigen persönlichen Erfahrungen berichten, die genau das illustrieren sollen.
Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass es so grundsätzlich verschieden ist, ob Mann/Frau zum Arzt, welcher Fachrichtung auch immer, geht oder einem Mediziner, bspw. innerhalb eines Praktikums, assistiert.

Zusätzlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass etwaige sexistische Handlungen seitens des Arztes massiv vom äußeren Erscheinungsbild abhängen, was mein Vertrauen in eine professionelle, problemorientierte und neutrale Behandlung gegenwärtig extrem geschmälert hat.
Das, was ich im Weiteren zu berichten habe, macht(e) mich sehr wütend und damit auch an einigen Stellen mehr emotional-reagierend, als reflektiert-agierend. Mir ist vollkommen bewusst, dass ein Arzt nicht in verallgemeinernder, männlich-diskriminierender Form beschrieben werden kann und auch nicht darf. Ich selbst kenne auch die Anderen: kompetente, fachkundige, besorgte, engagierte, nette Ärzte*, die durch meine eher bedauerlichen Mediziner-Begegnungen noch mehr an Wert gewinnen. Deswegen möchte ich an dieser Stelle deutlich darauf hinweisen, dass mich nachfolgend, beschriebene Erfahrungen, weitere Ähnliche, sowie thematisch-bezogene Informationen von Freund*innen dazu veranlassten, mich auf diese Weise zu äußern.

Meiner persönlichen Erfahrung nach kann ich den Ablauf einer Patientin-Arzt-Interaktion folgendermaßen beschreiben:

Ich wende mich auf Grund akuter Beschwerden an den Arzt meines „bisherigen Vertrauens“. Schnell wird an diesem Punkt schon klar, dass ich die Reaktion und Behandlungswilligkeit des Arztes beeinflussen kann, indem ich mich einem klassischem Rollenideal füge oder eben nicht. Vielfach beginnt das bereits, ohne eine Wort gesprochen zu haben, auf der Türschwelle zum Behandlungsraum, in dem Moment wo Herr Arzt sein Zimmer betritt und abcheckt, wie er mich einzuschätzen hat. Moderiert wird das dadurch, ob ich heute ein Kleid mit Ballerinas trage oder Dog Martens mit Schlabber-Shirt. Spinnen wir den klassischen Weg weiter, da er sich, beruhigt von meinem charmanten Äußeren und einem schnellen Blick auf meine entblösten Beine, mit einem sanften Lächeln auf seinen Stuhl fallen lässt und fragt wie er mir helfen kann. Ich schildere nun meine Problematik, immer wieder unterbrochen von wahnsinnig klugen Einwürfen seitens des Arztes und geblendet von der leibhaftigen Kompetenzverkörperung. Trotzdem entscheide ich mich dafür fortzufahren und mich in meinem Redefluss nicht einschüchtern zu lassen, was dann zur zweiten großen, revidierenden Eindrucksbildung führt: Sie, kleines, süßes Mädchen, hält nicht den Mund, wenn ich anfange zu reden. Sie, mit Kleidchen und hautzeigend, ordnet sich mir nicht unter, obwohl ich doch gerade zur Genüge bewiesen habe, dass ich hier das Alphawesen bin.

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Mut zum Bart

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von Frau Fuchs

Seit meinem 14. Lebensjahr rasiere ich mir die dünnen, teilweise dunkelblonden Flimmerhärchen über meiner Oberlippe, diese wunderbar zarte und sinnliche Stelle an jedem menschlichen Körper, ab. Warum? Ja, weil ich ursprünglich dachte, es würde wie ein Bart aussehen und dabei bin ich doch ein Mädchen. Das hatte ich irgendwann mal in einer Mädchensendung gesehen und auch eine Freundin von mir (die sich sogar die Unterarme rasierte, hilfe!) sagte, dass muss so.

Die Jahre vergingen und das Rasieren hatte sich eingeschlichen wie eine nebenbei geschehende Routinehandlung neben all den anderen Schönheitsskills, die man so täglich oder einige Male in der Woche tätigt. Und währenddessen schwand die Angst davor, jemand könne einen für einen schnurrbarttragenden pubertierenden Jungen mit einem leichten Brustansatz halten. Stimmt, das war ja mal der Ursprung von dem Ganzen. So richtig bewusst wurde mir das, als ich die Freundin meines Mitbewohners kennenlernte. Die trug nämlich ihren prächtigen dunkelbraunen Oberlippenflaum wie eine Selbstverständlichkeit und ich fand sie wunderwunderschön.

Die Freundin meines Mitbewohners, eine Frau in einem Ökocafé in Berlin, Frida Kahlo und sogar Angela Merkel (unabhängig von ihrem Beruf) – diese Frauen sind wirklich keine Klischeeemanzen der 68er-Bewegung, richtig? Und sie trauen sich trotzdem alle neben vielen anderen zu mutigen und emanzipierten Haar-Activities; nur ich… ja, ich: Immer brav und blond, immer adrett und nett, ich rasiere mir meinen scheiß Oberlippenbart ab, meine Güte, als ob es keine anderen Probleme im Leben gäbe. Dabei ist diese wunderschöne zarte Stelle am menschlichen Körper doch so feinfühlig anstatt sie ständig mit einer Klinge zu penetrieren. Oder?

bertha

Ab jetzt heißt es für mich: Neue Experiences sammeln und‘n Arsch in der Hose haben. Ich lasse ihn wachsen, den „Bart“ und bisweilen ist es wirklich ein tolles Gefühl mich zu ebensolchen mutigen Frauen zählen zu können. Frauen, die darauf scheißen, was andere sagen oder meinen.

Ich habe es endlich geschafft. Es ist mir egal. Und ich trage Bart. 

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