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Mansplaining // Feminismus im Pott zu Gast bei Frau TV

Mansplaining // Feminismus im Pott zu Gast bei Frau TV published on 1 Kommentar zu Mansplaining // Feminismus im Pott zu Gast bei Frau TV

von Lilli Boheme

Männer erklären die Welt – Frauen sollen zuhören

Mansplaining
Bild: wdr.de

Wie ihr vielleicht (durch unsere dezente Eigenwerbung) mitbekommen habt, war Laura am vergangenen Donnerstag bei Frau TV zu sehen*. Franziska und ihr Team haben sie dafür auf dem Campus der Ruhr-Uni-Bochum zum Thema Mansplaining interviewt. Das war eine ziemlich aufregende Sache für uns, denn es war unser erster Fernsehauftritt. Leider konnten natürlich nicht alle Antworten von Laura in den Beitrag einfließen und daher möchten wir euch an dieser Stelle nochmal das gesamte Interview zu lesen geben:

Mansplaining – was ist das eigentlich?

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Menancholy – Morgan Nardi

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  von Chiara Fabri

Am Freitag, denn 22.04. kam ich erneut in den Genuss, eine weitere Produktion von Morgan Nardi im FFT Düsseldorf zu sehen: Menancholy. Der zweite Spielabend von derzeit insgesamt drei Terminen im FFT (nächster Termin am Sonntag, 24.04.; ausverkauft).
Menancholy stellt eine weitere betrachtende Auseinandersetzung von Geschlechterrollen in Körper und Performance dar, der sich Morgan Nardi durch seine künstlerische Arbeit immer wieder neu stellt und auf der Bühne diskutieren lässt.

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Mit Bildern Bildern entgegenwirken? – der Film ‚Sexarbeiterin‘ im Bahnhof Langendreer

Mit Bildern Bildern entgegenwirken? – der Film ‚Sexarbeiterin‘ im Bahnhof Langendreer published on Keine Kommentare zu Mit Bildern Bildern entgegenwirken? – der Film ‚Sexarbeiterin‘ im Bahnhof Langendreer

von Eva Busch

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(c) Madonna e.V.

Lena – so, wie sie im Film als Figur entsteht – scheint so „unverschämt“ normal, wie ihr Name. Sie isst morgens Müsli mit Biojoghurt, liest Romane im Schneidersitz auf dem Sofa, hat einen festen Partner, ein abgeschlossenes Informatikstudium, macht ihre eigene Buchhaltung, hat feste Arbeitszeiten, die sie selbst vorgibt, ihr Angebot richtet sich nach dem, was sie gerade interessiert, sie verwirklicht sich selbst mit ihrer Arbeit. Sie verdient ihr Geld mit Sexarbeit.text_sexarbeit-1
Wenngleich „normal“ innerhalb eines gesellschaftlichen Machtgefüges selbstredend niemals normal ist, ermöglicht das Bild, in Lena einen klugen, sensiblen, selbstbestimmten, ja an vielen Stellen bewundernswerten Menschen kennenzulernen, der sich eben unter anderem für diese Form der Lohnarbeit entschieden hat. Besser, so scheint es, könnte ein Film der Spektakularisierung und Kriminalisierung von Sexarbeit kaum entgegenwirken.

Am 6. März zeigte Madonna e.V. (oder hier) „Verein für die kulturelle und berufliche Bildung von Prostituierten“ im Endstation Kino im Bahnhof Bochum-Langendreer den Film SEXarbeiterin (oder hier) von Sobo Swobodnik in Anwesenheit des Regisseurs, der Protagonistin Lena Morgenroth, Astrid Gabb von Madonna e.V. und Ulrike R. als Expertin für das Einzugsgebiet NRW.

Die Anwesenheit von Ulrike R. hatte sich Lena Morgenroth explizit gewünscht, um eine weitere professionelle Perspektive auf Sexarbeit zu Wort kommen zu lassen. Das Screening war Teil einer Reihe von Vorführungen, die das Filmteam in verschiedenen Städten anbot. Der Termin in Bochum war anlässlich des Weltfrauen*tags gewählt und fand einen Tag, nachdem Madonna e.V. mit einem Stand in der Bochumer Innenstadt auf sich aufmerksam gemacht hatte, statt. Dabei hatten sie unter anderem über tagespolitische Themen wie gesetzliche Regulierungen im Rahmen des sogenannten „Prostituiertenschutzgesetzes“ aufgeklärt und die Bürger*innen mit zwei Kondomurnen entscheiden lassen, ob Sexarbeit Arbeit ist.

Diese tagespolitischen Themen werden in dem Film, wenn überhaupt, nur angerissen, was eine Zuschauerin im Publikumsgespräch nach der Filmvorführung kritisierte. Die Szene im Film, die eine Podiumsdiskussion zeigt, bei der sich Lena als Vertreterin des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen zu dem Thema äußert, ist im Schnitt auf die politische Aussage reduziert, dass hier selbstbestimmte, gut organisierte Frauen für ihre Rechte eintreten. Einen roten Faden bildet ein Radiointerview, in dem Lena freundlich und reflektiert auf Fragen des Publikums eingeht, erklärt, warum sie den weiter gefassten und weniger vorbelasteten Begriff Sexarbeit dem der Prostitution vorzieht. Der Film ist in fünf „Akte“ unterteilt, die sich der Protagonistin immer mehr annähern. Wir bekommen einen Einblick in ihr Alltagsleben, ihr soziales und familiäres Umfeld, ihr politisches Engagement und natürlich ihre Arbeit. Dazu gehört die Verwaltung einer Kund*innenkartei mit Anmerkungen zu allen bisherigen Gästen, die Vorbereitung des Raumes, ihre geistige Einstimmung, Beratungsgespräche mit Interessierten Kund*innen, sowie die „Massagen und Sessions“, wie sie sie nennt. Die Entscheidung für das Berufsfeld war aus einem Interesse an Tantra-Massagen entstanden, sowie der eigenen Neugier, in ihrer Sexualität mehr Selbstbestimmung zu entwickeln.

An das Screening schloss sich eine Diskussion an, die einerseits von einer Wertschätzung des Films geprägt war, andererseits aber auch deutlich machte, wie schwer es für manche ist, mit einem Bild von Sexarbeit konfrontiert zu sein, das frei ist von Demütigung, Gewalt und illegalisierter Migration. Ist der Film also verharmlosend, indem er eine privilegierte Protagonistin zeigt? Diesen naheliegenden Gedanken, der immer wieder vorgebracht wurde, weist das Filmteam selbst in einer offiziellen Stellungnahme zurück. Da heißt es: „der Film betrachtet bewusst ein einzelnes Leben in der Tiefe, anstatt eine Vielzahl von Geschichten nur an der Oberfläche anzureißen – in dem vollen Wissen, damit keinen Anspruch auf Repräsentativität erheben zu können.“

Es ist bemerkenswert, dass es der Film in zahlreiche gut gefüllte Kinosäle geschafft hat, und er scheint auf ein gesellschaftliches Bedürfnis zu reagieren, sich mit dem sagenumwobenen, vermehrt öffentlich debattierten und gesetzlich regulierten Berufsfeld der Sexarbeit auseinanderzusetzen.  Verständlich wird die vorgebrachte Kritik der Verharmlosung, wenn der Eindruck entsteht, der Film fülle nun die offensichtlich große gesellschaftliche Wissenslücke über Sexarbeit aus und verdränge damit parallel existierende Realitäten. Auch, wenn das Filmteam dies nicht beabsichtigt, können eindrückliche Bilder kritische Reflexion und Differenzierung erschweren. Insofern ist es bedeutsam, dass dieses positive Bild von einer weißen deutschen, politisch reflektierten und selbstbewusst handelnden Akademikerin verkörpert wird. Schließlich greift der Film dadurch auf einer Ebene auf gesellschaftlich etablierte Bilder zurück, macht sie nutzbar, um gleichzeitig mit einer „persönlichen“ Geschichte ein anderes Stereotyp zu brechen. Andere Protagonist*innen hätten da vielleicht ambivalentere, nicht aber unbedingt „repräsentativere“ Bilder entstehen lassen.

Was der Film insgesamt sehr wohl schafft und in der politischen Wirkung nicht unterschätzt werden sollte, ist ein Bild von achtsamer, lustvoller und selbstbestimmter Sexualität zu zeichnen, was leider weiterhin eine Besonderheit darstellt. Ein solches Bild macht neugierig und kann, vor allem im Kontext von Sexarbeit, Erwartungen und Einstellungen beeinflussen. Auf Lenas Homepage wird das fortgesetzt, etwa durch eine FAQ-Liste, die sensibel auf mögliche Bedürfnisse und Unsicherheiten eingeht, ohne spektakulär zu werden. Was den Film also zu einem politisch relevanten Beitrag macht ist, dass er beispielhaft vermittelt, wie selbstbestimmte Sexualität aussehen kann, auch innerhalb eines Dienstleistungsverhältnisses. Die wiederkehrende Frage danach, was die Gäste gerne mögen, sowie die klare Setzung von Regeln, Wünschen und das Vermeiden von Langeweile von Seiten der Dienstleistenden selbst, läuft auf „Sessions“ hinaus, die Spaß machen und weit von vulgär-gewaltvollen Bildern entfernt sind. Der Raum ist mit Kerzen erleuchtet, das Öl vorgewärmt, die Seile ordentlich bereitgelegt. Lena beteuert, wie wichtig es ihr sei, mit ihren Gästen während der Sitzungen in Kontakt zu sein, nicht abzudriften, selbst Freude an der Arbeit zu empfinden. Die Berg- und Talfahrten der Kamera über nackte, bewegte Körper, sind mit Musik unterlegt, und die inszenierten Fesselspiele mit ihrer Kollegin gegen Ende des Films sind in erster Linie noch kunstvolle Bewegungen, die von Vertrautheit und gegenseitigen Überraschungen erzählen.

Erfreulich war außerdem zu hören, wie das – abgesehen von der Protagonistin – durchweg männliche Filmteam den eigenen Blick hinter der Kamera sowie im Schnitt reflektiert hat. Die Entscheidung, den Film in Teilen durch speziell erlernte und dann selbst angebotene Tantra-Techniken zu finanzieren, zahlte sich somit in doppelter Hinsicht aus.

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Wie fandest du den Film? – Schreibe uns deine Filmeindrücke
in die Kommentare oder an info@feminismus-im-pott.de.

Du hast den Film noch nicht gesehen, möchtest aber?
Bald wird es ihn auf DVD zum Verkauf geben. Oder frag doch einmal in deinem
Lieblingskino, ob sie den Film zeigen wollen. Filmverleih an Kinos gibt es gerne.

 

Frau Fuchs guckt: Boulevard. Amerikanisches Kino mit Tiefgang?

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FuchsStreetvon Frau Fuchs

Also Hollywood steckt ja momentan in einer höchst erstaunlichen Entwicklungsphase, was die Auswahl der verfilmten Geschichten angeht. Man könnte es, will man es etwas provokant oder auch ironisch formulieren, gar progressiv nennen. Denn während die schwulen Cowboys mittlerweile Schnee von gestern sind, haben es heute Lesben, Trans*menschen und unglückliche Ehemänner mit unterdrückter homosexueller Neigung auf die Leinwände Amerikas geschafft. Alleine in den letzten drei Monaten beackern uns die Filmemacher*innen in Carol, The Danish Girl und Boulevard die thematischen Felder, von denen sich ein großer Teil der Gesellschaft immer noch fern hält. Somit leistet – fernab von der Qualität der filmischen Umsetzung jener Lebensgeschichten – Hollywood tatsächlich eine solide Aufklärungsarbeit. Solide meine ich, weil die Doppelmoral weiterhin stets mitschwingt. Continue reading Frau Fuchs guckt: Boulevard. Amerikanisches Kino mit Tiefgang?

Rezension: Carol

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von Lilli Boheme

Carol

Carol und Therese.
Therese ist eine Verkäuferin in der Spielzeugabteilung eines großen Kaufhauses. Den guten Job bekam sie durch ihren Freund vermittelt, sagt er.

Carol ist Hausfrau und Mutter.

Schön, selbstbewusst und lesbisch, die eine. Schön, jung und auf der Suche nach sich, die andere.

Beeindruckend ist sie, Carol. Gespielt von Cate Blanchett, bestimmt von Cate Blanchett. Ihr Gesicht, wie das einer Porzellanpuppe. Eindringlich und glatt. Unheimlich, schön.
Frau der us-amerikanischen Upperclass mit einer ganz eigenen Eleganz in ihren langen Röcken und mit ihren funkelnden Broschen. Immer perfekt, immer melancholisch. Ein trockener Martini mit einer Olive und Zigaretten. Viele Zigaretten. Sie wirkt betäubt in ihrer gepuderten Welt mit dem erfolgreichen Mann, der bereits nicht mehr im gemeinsamen Haus wohnt. Nur die kleine Tochter oder ihre Ausflüge zur Busenfreundin Abbey berühren sie dort, in dieser anderen Welt tief unter ihrer teuren Maske.

Carol ist einnehmend. Ein messerscharfer Blick und Therese scheint keine Chance zu haben.

Therese, gespielt von Rooney Mara, ist jung, unschlüssig und selbstverständlich wunderschön. Eigentlich besitzt sie mehr Talent. Vielleicht wird sie mal Fotografin. Aber vorerst bleibt sie die träumerische Verkäuferin, die alle um sich herum mit ihrer spröden Zurückhaltung, Naivität und den gespitzten Lippen bezirzt.

 

„Willst du denn heiraten?“
„Woher soll ich das wissen, wenn ich noch nicht mal weiß, was ich essen soll.“

Ihr gemeinsames, privilegiertes Abenteuer beginnt bei Spinat auf pochiertem Ei mit einem trockenem Martini und Zigaretten. Es endet vorerst in einem Motel. Verpennt und nackt. Desillusioniert – mit einer fremden Frau.
Die romantischen Szenen zwischen den beiden Frauen entspannen das Auge von der allgegenwärtigen Heterosexualität. Dennoch wird es durch diese hochkarätige Besetzung nie gefordert. Das normierte Auge stößt sich nicht an der Makellosigkeit, die uns hier präsentiert wird. Trotz ‚lesbischer Liebe‘ fällt der Film nicht aus seiner Rolle der vorhersehbaren Hollywoodromanze. Vielleicht ist es gerade das, was den Film ausmacht. Der Unwille zur politischen Debatte. Das Thematisieren aber Nicht-Fokussieren der Diskriminierung von Lesben in dieser staubigen Gesellschaft des Amerikas der 50er Jahre. Vielleicht soll er bloß seichte Unterhaltung bieten und sich in die Reihe der unzähligen Liebesfilme einreihen, ohne groß aufzufallen. Eine neue Konstellation im alten Gewand. Für die Zuschauer*innen leicht konsumierbar.

Und auch Carol und Therese haben außer der Liebe zur Frau in einer dafür unpassenden Zeit nur wenig Kanten. Selbst die restlichen Charaktere sind nett. Kein zu böser Ehemann, keine zu anstrengende Schwiegermutter, kein zu einnehmender Freund. Alles bleibt im Rahmen.

Und trotz dieser Distanz, die durch Umgangsformen und Sittengesetzte gewahrt wurde und die ich bis in meinen Kinosessel spüre, lässt mich der Film mitschwingen, ohne Intensität, aber dafür mit viel Ästhetik unter diesem matten Retro-Schleier. Eine Scheinwelt, die kurz verzückt, aber beim Verlassen des Kinos der Realität weichen muss.

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