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Rottstr. 5 Theater: Theater mit Menschen

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von Frau Fuchs

Wie sehen eigentlich die Orte und Menschen, die man sonst nur abends sieht, in Tageslicht aus?

Erkennt man sie überhaupt wieder?

Ich erinnere mich an den dreckigen Boden der Klubs, in denen ich tanzte, an die Toiletten, die Besoffenen im nächtlichen Zenit. Manche Dinge will man vielleicht nicht sehen, doch in diesem Fall möchte ich es wissen, spätestens nach der Vorstellung von „American Psycho“. Wie sieht die Bühne bei Tage aus?

Eigentlich sieht alles aus wie immer. Nicht viel anders, denke ich mir, bloß vermüllter. Die Theatermacher*innen Hans Dreher, einer der beiden Hausregisseure, und Awa Winkel, Mitglied des Theaterteams des Rottstr. 5-Theaters empfangen Lilli Bohème, Lemon, den Hund, und mich an ihrem Arbeitsplatz. Es ist Kaffeekränzchenzeit, doch die beiden haben schwer zu tun, sind fleißig.

Je nach Stück des Vortages riecht es hier nach Disko, nach Bier und nach Zigarettenrauch, erzählt uns Hans. So richtig schön schäbig, wie ich es erwartet hatte. An manchem Morgen jedoch duftet es auch mal nach Seife.Continue reading Rottstr. 5 Theater: Theater mit Menschen

Rezension: Victoria

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von Frau Fuchs

In einer Nacht das Leben

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Bild: http://i.ytimg.com/

Eine junge Frau, ganz allein des Nachts in irgendeinem Klub unterhalb der Erde, tanzend mit sich selber; draußen: lauter Techno, drinnen – im Kopf: Selbstgespräche über Themen, die man nur erahnen kann. Eine junge Frau, alleine in der schwitzenden, tanzenden Menschenmenge, alleine unter sich, weil sie nicht diese Sprache spricht, aber genauso frei ist wie alle. Eine junge Frau nachts allein in Berlin.
Warum allein? Warum Berlin? Was kann man da nachts erleben außer vielleicht Bösartigkeiten?
Alles!
Um genau zu sein: Einmal das ganze Leben und das in nur einer Nacht.
Das ist Berlin.

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Konzertbericht: Phia – Musik aus dem Paradies

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von Frau Fuchs

Phia
Instagram lilli_boheme

Das kleine Café Eden hat sich zu einem wirklichen In-Punkt gemausert. In den letzten Sommerwochen gab es wundersame Konzerte in dem kleinen Stübchen auf der Herner Straße. So etwas braucht Bochum, neben Besonderheiten wie dem Kortländerstraßenfest, dem Rundlauf oder dem großen Flohmarkt in der U-Bahnstation Schauspielhaus, in einer Regelmäßigkeit!
Im charmant untechnisiert organisierten Team des Edens reicht man uns die Getränke unserer Wahl und diskutiert hinter dem Tresen über anstehende Schichten und die Unpolitisierbarkeit von Feminismus im Pott.

Regenbogengefühl

Dann irgendwann, nachdem alle Stühle zurechtgerückt, die kleine Anlage aufgebaut und der dumpfige Sound in diesem kleinen Raum gecheckt ist, tritt Phia, ein hübsches Elfenwesen in kurzen Shorts und mit grünen Glitzerschuhen gekleidet, auf die Bühne. Die australische Wahlberlinerin versprüht von Anfang an ihren Charme und verdreht uns mir nichts dir nichts stärker den Kopf als wir dachten. Wie bei vergangenen Konzerten ist es mal wieder so voll, dass die Menschen teilweise vor der Türe stehen müssen, durch das große Schaufenster hineinluken und darauf hoffen, dem nächsten aprilwetterartigen Wolkenbruch zu entkommen.
Die dicken changierenden Regentropfen am Fenster und die Sonnenstrahlen, die wie der Blick durch ein Kaleidoskop erscheinen, passen zu Phias regenbogenfarbigen Melodien. So baut sie aus simpel erscheinenden Xylophonklängen, die sie mit einer abgenommenen Kalimba erzeugt, tiefgründige Soundteppiche, indem sie ihre Kunst an der Loopstation unter Beweis stellt. In ihren Texten erzählt sie uns die Reise des Erwachsenwerdens, kleine und große Dinge des Alltags und Kindheitserinnerungen.

Die Langlebigkeit von Songs

Staunend, schwingend und beseelt sitzen wir da, auf den besten Plätzen weit und breit (Reihe zwei auf den alten Hippiestühlen) und sind kurzerhand glücklich darüber, uns trotz der Beschissenheit der Dinge, an einem verregneten Mittwochabend im Hochsommer doch noch vor die Tür getraut zu haben.
Und wenn man einen Tag später – ach, gar zwei Wochen später – mit einem Ohrwurm von „Do you ever?“ wach wird, dann weiß man: Das wird nicht lange dauern, bis die gute Dame im Radio laufen wird. Tja, und wir hatten das große Glück sie im kleinen Eden live zu erleben!

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Rezension: Jurassic World – Die Stilhettos der Urzeit

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von Frau Fuchs

(Hinweis: Vorsicht, eventuell Spoiler-Gefahr!)

l.php
Bild: gointothestory.blcklst.com

Jetzt ist es ganze 22 Jahre her, dass Hollywood sich etwas intensiver mit dem Thema Dinosaurier auseinandersetzte. Mal davon abgesehen, dass es schon damals nicht neu war surreale Kreaturen mithilfe des Mediums Film zum Leben zu erwecken.

Mit Jurassic Park erschuf Steven Spielberg einen Science-Fiction-Meilenstein der Extraklasse, der die Zuschauer*innen durch glaubhafte Echsenabbilder in ihren Bann zog. Es folgten zwei weitere ebenfalls imposante Nachfolger, die aber natürlich niemals an Teil 1 heranreichen konnten. So sagen es zumindest die meisten Kinder der 90er.

Und jetzt, nach so langer Zeit und so vielen medientechnischen Innovationen, da haut er erneut einen drauf: Jurassic World ist, wie der Name bereits andeutet, der neuste Saurier-Streich – diesmal unter der Leitung von Colin Trevorrow – der den ersten Teil zumindest visuell übertrumpft das ganze Dino-Spektakel einfach mal in unsere Jetzt-Zeit katapultiert und dem*r bisweilen schier ahnungslosen Zuschauer*in Bilder entgegenschießt, die seinen*ihren Bedarf an Unterhaltung und Ereignisgeilheit mehr als erfüllt.

Darwinistisches Popcornkino

Wir sehen sie wieder, unsere Lieblinge aus vergangenen Zeiten, nur noch artenvielfältiger und atemberaubender. Aus dem Park ist eine Welt geworden, ein Universum mit urzeitlichen Monstern im Rahmen einer touristenüberschwemmten Insel irgendwo abgelegen auf hoher See. Hier turnt beispielsweise eine intelligente Raptoren-Gang wie eine Geparden-Meute über die Kinoleinwand, Langhalsdinos grasen in Herden wie die Gnus in Afrika und immerzu wird über das neuste Projekt des orientalisch anmutenden Parkchefs getuschelt, auf welches der*die Kinobesucher*in mental vorbereitet wird. Denn dabei handelt es sich – wie sollte es anders sein – um eine genmanipulierte Riesenbestie, die das grausame Antlitz des uns allen nur zu gut bekannten T-Rex in den Schatten stellt.

Nach so viel visuell trickreicher Innovation werfen wir neben der zugegeben weniger innovativen Story einen Blick auf die Figuren des Films. Denn neben den futuristischen Saurier-Animationen und spektakulären Actionszenen sind die Rollenbilder, die uns Hollywood da aufzeigt, eher steinzeitlich.

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Warum verdecken wir die Spiegel?

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von pepe

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Bild: averseries.com

Ein Vater lädt seine drei Kinder ein, um Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen. Die drei sind auf alles gefasst; eine Krebsdiagnose vielleicht. Doch der zurückhaltende Mort Pfefferman schafft es an diesem Abend nicht, über die eigentlichen Veränderungen in seinem Leben zu berichten. Die Geschwister müssen nach und nach selbst dahinter kommen, dass ihr Vater zu „Mapa“ geworden ist. Hinter der Mort-Fassade gab es schon lange Maura und Maura hat das Leben im Geheimen satt. Maura will auch öffentlich und im Familienkreis Frau sein. Für die Kinder kommt die Mama/Papa-Mischung überraschend und rüttelt auch an ihren eigenen Identitäten und Lebensentwürfen.

Zumal das Outing zusammenfällt mit dem Wiederauftauchen alter Liebschaften, neuer Krisen und erstaunlichen Wendungen. Zahlreiche Rückblenden dokumentieren die Familiengeschichte und wirken dabei wie die langsam brennende Zündschnur für die explosive Gegenwart.

Selten, vielleicht nie, wurden Genderthemen mit so viel Humor aufgegriffen, ohne in reinem Klamauk zu enden. Selten wurde mit Identitäten so gespielt, ohne sich in Stereotypen zu verheddern. Transparent behandelt seine gut gezeichneten Charaktere respektvoll. Niemand bleibt nur sympathische Identifikationsfigur oder Widerling. Alle sind, wenn auch teils recht verschrobene Menschen. Dabei erzeugt die Serie Spannung durch Emotionen und sozial knifflige Situationen.

Anschaulich wird gezeigt, wie jeder und jede mit der eigenen Identität, dem eigenen Geschlecht, dem eigenen Lebensentwurf und dem eigenen Sex allein ist und oft auch Diskriminierung und Unverständnis ausgesetzt ist. Maura ist die Galeonsfigur dieser Selbstfindungsexpedition. Am Ende der Staffel kommt bei mir allerdings doch die Frage auf, ob nicht alle Protagonisten nur Narzissten sind; dass sie in ihrer Selbstbespiegelung und Ichsuche niemand anderen wirklich sehen oder finden können. Ist die Serie mit so viel Fingerspitzengefühl inszeniert worden, um letztlich eine knappe nihilistische Botschaft von einer Welt voller Narzissten zu liefern?

Das kann es doch nicht sein – ich bin sehr gespannt auf die zweite Staffel.

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