Von Chiara Fabri
1
A Es gibt Frauen*, die leiden unter ihrer Erfahrung Abtreibung.
B Es gibt Frauen*, die leiden nicht unter ihrer Erfahrung Abtreibung.
C Es gibt Frauen*, die bereuen ihre Entscheidung zur Abtreibung.
D Es gibt Frauen*, die bereuen ihre Entscheidung zur Abtreibung nicht.
Diese vier Sätze lassen sich unterschiedlich verbinden:
Die Reihenfolge, sprich die chronologische Folge, sprich die Zeit und die sozialen Nebenwirkungen oder Nachbeben können zu jeweiliger Zusammensetzung, aber auch zu einer Veränderung der Zusammensetzungen führen. Die Erfahrung Abtreibung endet nicht. Die Erfahrung Abtreibung machst du ein Leben lang. Deine Entscheidung zur Abtreibung und der Ablauf dieser werden zu einem Teil von dir. Eine Abtreibung macht einen Teil von dir, formt dich.
2
Den Frauen*, die abgetrieben haben, abtreiben oder abtreiben wollen, wird von Gegnern*innen und Skeptiker*innen vorgeworfen – oder milder formuliert: zugeschrieben – sie seien herzlos. Verantwortungslos. Unüberlegt. Würden gezwungen. Handeln gegen ihre natürliche Bestimmung aka ihren Mutterinstinkt – und wenn eine Frau* keinen Mutterinstinkt besitzt, was ist sie dann? Ein Mann? – Nein. Eine Frau? – Nein. Ein Monster? – Es kann keine andere Beschreibung passender sein. Die Frauen*, die es bereuen und die, die darunter leiden, die sind menschlich. Diese Frauen* haben noch Herz, das zerreißen kann. Diese Frauen* haben noch ein Gewissen, das sie quälen kann. Diese Frauen* können Reue zeigen.
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